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Singen, Tanzen, Reden, Rasen - und Karneval feiern? Die simple Erkenntnis lautet: Was wir tun, wenn wir Alkohol getrunken haben, ist alles eine Frage der Kultur. Aus eigener Erfahrung glauben wir zu wissen: Alkohol enthemmt. Schüchternheit, Vernunft, Anstand? Für ein paar Stunden vergessen! Das führt manchmal zu schönen Dingen wie einem ersten Kuss oder wilden Tanzflächen-stunts - und manchmal zu hässlichen, die vor Gericht landen und dort entschuldigt werden: It's the alcohol, stupid! Die amerikanischen Ethnologen MacAndrew und Edgerton zeigen unterhaltsam und überzeugend: Menschen auf der…mehr

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Produktbeschreibung
Singen, Tanzen, Reden, Rasen - und Karneval feiern? Die simple Erkenntnis lautet: Was wir tun, wenn wir Alkohol getrunken haben, ist alles eine Frage der Kultur. Aus eigener Erfahrung glauben wir zu wissen: Alkohol enthemmt. Schüchternheit, Vernunft, Anstand? Für ein paar Stunden vergessen! Das führt manchmal zu schönen Dingen wie einem ersten Kuss oder wilden Tanzflächen-stunts - und manchmal zu hässlichen, die vor Gericht landen und dort entschuldigt werden: It's the alcohol, stupid! Die amerikanischen Ethnologen MacAndrew und Edgerton zeigen unterhaltsam und überzeugend: Menschen auf der ganzen Welt betragen sich betrunken völlig unterschiedlich, und zwar je nach Tradition, Situation, historischen Umständen oder Vorbildern aggressiv oder friedlich, schweigsam oder redselig, sangeslustig oder gewalttätig, und sie sind dabei oft bemerkenswert fähig, selbst im Vollrausch noch zu unterscheiden, wen sie küssen oder schlagen - und wen nicht. Wir lesen erstaunliche, schöne und schreckliche Geschichten und erkennen verblüfft: Nicht der Alkohol ist verantwortlich für unser trunkenes Tun, wir haben es schlicht und einfach so gelernt. Lange nach der Veröffentlichung hat Jakob Hein diesen Wissensschatz wiederentdeckt und übersetzt, der unsere Auffassung von der »enthemmenden« Wirkung des Alkohols bis hin zum Konzept der »verminderten Schuldfähigkeit« radikal infrage stellt.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Jakob Hein arbeitet als Psychiater. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter Mein erstes T-Shirt (2001), Herr Jensen steigt aus (2006), Wurst und Wahn (2011), Kaltes Wasser (2016) und Die Orient-Mission des Leutnant Stern (2018). Sein Buch Hypochonder leben länger und andere gute Nachrichten aus meiner psychiatrischen Praxis (2020) stand nach Erscheinen wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt erschien sein Roman Der Hypnotiseur oder Nie so glücklich wie im Reich der Gedanken im Frühjahr 2022. Craig MacAndrew, geboren 1928, lehrte Anthropologie an der University of California. Sein bahnbrechendes Buch Drunken Comportment. A Social Explanation, das er zusammen mit Robert B. Edgerton verfasste, erschien 1969 bei Aldine, Chicago. Robert B. Edgerton (1931-2016) lehrte Anthropologie an der University of California. Sein bahnbrechendes Buch Drunken Comportment. A Social Explanation, das er zusammen mit Craig MacAndrew verfasste, erschien 1969 bei Aldine, Chicago. Jakob Hein arbeitet als Psychiater. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter Mein erstes T-Shirt (2001), Herr Jensen steigt aus (2006), Wurst und Wahn (2011), Kaltes Wasser (2016) und Die Orient-Mission des Leutnant Stern (2018). Sein Buch Hypochonder leben länger und andere gute Nachrichten aus meiner psychiatrischen Praxis (2020) stand nach Erscheinen wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt erschien sein Roman Der Hypnotiseur oder Nie so glücklich wie im Reich der Gedanken im Frühjahr 2022.
Rezensionen
Schmissig geschrieben und die wohl originellste anthropologische Studie, die je erstellt worden ist. Marc Reichwein Welt am Sonntag 20240211

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Führt übermäßiger Alkoholkonsum fast automatisch zum Kontrollverlust? Nein, keineswegs, lernt Rezensent Tobias Kniebe aus dem Buch von Craig MacAndrew und Robert B. Edgerton. Dieser sozialwissenschaftliche Klassiker erschien ursprünglich im Jahr 1968, jetzt liegt er auch auf deutsch vor, und aktuell ist er, wie Kniebe ausführt, sowieso, wie er am Beispiel des amerikanischen Verfassungsrichters Brett Kavanaugh darlegt, dessen Trunkenheit ihm nach Missbrauchsvorwürfen zum Vorteil gereichte. Widerlegt wird die These vom Kontrollverlust durch Alkohol von diesem Buch laut Kniebe vermittels ethnografischen Studien, die nachweisen, dass in verschiedenen Kulturen rund um die Welt der Genuss von Rauschmitteln sozial stark kodifiziert ist. So bleiben in manchen Volksgruppen, stellt Kniebe entlang der Lektüre dar, selbst im Zustand vermeintlicher sexueller Enthemmung Inzesttabus gewahrt. Wenn sich im Menschen im Westen auf den totalen Kontrollverlust qua Alkohol berufen, ist das also nicht glaubwürdig, schließt der von der Argumentation des Buches überzeugte Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.05.2024

Mythos Kontrollverlust
Betrunkene tun Dinge, die sie sonst nie tun würden?
Stimmt nicht, zeigt eine wiederentdeckte Studie.
Das angespannte, um Seriosität ringende, vor Aufregung leicht verzerrte Gesicht des Richters Brett Kavanaugh, es ist eine starke Erinnerung. „We drank beer. We liked beer“, sagt der Nominee für den Supreme Court der USA, befragt vom Justizkomitee des Senats – in einem Video, das um die Welt ging. In immer neuen Varianten beschwört er seine Liebe zum Bier.
Sobald man das Buch „Betrunkenes Betragen“ von Craig MacAndrew und Robert B. Edgerton aufschlägt, muss man an dieses Gesicht denken. Weil es ihre Kernthese so wunderbar illustriert. Und weil allein die Existenz eines Mannes wie Kavanaugh beweist, dass dieses klassische Werk der amerikanischen Soziologie sehr zu Recht gerade wiederentdeckt wird, erstmals ins Deutsche übersetzt von Jakob Hein.
„Meine Freunde und ich, wir tranken Bier“, fährt Kavanaugh in dem Video fort, als Befragter im Zeugenstand. „Ich mochte Bier. Ich mag es immer noch. Und manchmal hatte ich wohl zu viel.“ Er findet immer neue Umschreibungen dafür, und am Ende seiner Antwort spielt ein selbstzufriedener, ja sogar triumphierender Zug um seine Mundwinkel.
Was dieser nicht ganz unterdrückte Hauch eines Lächelns bedeutet, lässt sich leicht entschlüsseln: Erstens hab’ ich nichts Schlimmes getan. Zweitens kann ich mich nicht erinnern. Und drittens, sollte ich es irgendwie doch getan haben, war ich halt sehr betrunken. Was damals und auch heute und überhaupt als Entschuldigung ja wohl reichen muss.
Der Mann spürt da einfach schon, dass Donald Trump und die Republikaner ihm verzeihen werden, die ihn nominiert haben; dass Gras über die Sache wachsen wird; und dass er, trotz glaubwürdiger Anschuldigungen wegen eines betrunkenen sexuellen Angriffs, sehr wohl noch oberster Richter werden und bald mithelfen kann, etwa das Recht auf Abtreibung zu kippen. Und so kommt es dann auch.
Warum Kavanaugh recht hatte, können der Arzt und Trunkenheitsexperte Craig MacAndrew und der Anthropologe Robert B. Edgerton in ihrer klassischen Studie genau erklären. „Drunken Comportment: A Social Explanation“ heißt das 1968 erschienene Werk im Original. Sein Gestus ist ein eher ungläubiges Staunen.
Ein Staunen darüber, was die westlichen Gesellschaften mit dem Alkohol alles treiben; wie sie ungute Folgeerscheinungen (sagen wir, die gesamten Kollateralschäden des Münchner Oktoberfests) überaus großzügig entschuldigen; und warum Exzesse, die dann vor Gericht oder vor dem Senat landen, oft auf diffuse Weise verziehen werden – ja im größeren gesellschaftlichen Kontext sogar gewünscht erscheinen.
Die offizielle Version, an die wir alle glauben, lautet dabei natürlich anders. Neben dem gut erforschten Verlust sensomotorischer Fertigkeiten (mit Folgen wie Lallen, Doppelsehen, Taumeln und Umkippen) schreiben wir dem Alkohol auch unausweichliche Folgen für das Verhalten zu – weil er „durch seine toxische Wirkung auf das zentrale Nervensystem bei Menschen einen Kontrollverlust auslöst, sodass diese Dinge tun, die sie ohne Alkohol nicht tun würden.“ So fassen es MacAndrew und Edgerton zusammen, und spontan würde man nicken: Richtig. Sogar banal.
Völlig falsch, argumentiert dagegen dieses Buch. Und wählt einen originellen Ansatz, um die These vom universalen und im Grunde nicht verhinderbaren Kontrollverlust ad absurdum zu führen. Dieser führt einmal quer durch die heute oft stark antiquiert klingenden, aber immer hochinteressanten Berichte von Ethnologen, die bis in die Sechzigerjahre auf der ganzen Welt indigene Bevölkerungen studiert haben – und den hier relevanten Teilbereich des rauschhaften Verhaltens.
So entsteht eine Art Meta-Studie von Rausch und Fest und trunkener Auszeit rund um den Globus, die von den Yuruna („ein kriegerisches, streitbares Volk aus der Xingu-Region des südamerikanischen Regenwaldes“) über die japanischen Fischer von Takashima („eine kleine Insel zwischen Kojima-See und Seto-Binnenmeer“) oder die Bewohner Tahitis bis hin zu den Kaápor („eine Tupi-Gesellschaft in einem abgelegenen Regenwaldgebiet in Nordbrasilien“) führt. Und noch zu Dutzenden weiteren Stationen.
Und siehe da: Manche dieser Völker trinken absurde Mengen ihres jeweiligen schwer berauschenden Naturgebräus, bis sie umfallen, bleiben dabei aber ausnahmslos gesittet und friedlich. Andere werden schnell exzessiv und gewalttätig, wenn die weißen Kolonisatoren sie an Alkohol gewöhnen, später in ihrer Geschichte dann aber wieder sehr unauffällig. Wieder andere neigen von jeher betrunken zu Gewalt und Übergriff, halten sich aber strikt an trotzdem noch geltende Tabus – etwa, wenn Angriffe gegen Frauen oder Fremde verboten sind.
Und schließlich gibt es ganz besondere Fälle wie die Lepcha, ein tibeto-birmanisches Bergbauernvolk im östlichen Himalaja. Sie feiern einmal pro Jahr ein Erntefest, wo den ganzen Tag über getanzt und ein Schnaps namens Chi getrunken wird. Daraus folgt ein erlaubter Exzess, bei dem Ehebeziehungen temporär aufgehoben sind und jede mit jedem Sex haben darf.
Klingt herrlich einfach – bis man die weitreichenden und komplexen Inzesttabus kennt, die über neun (!) Generationen auf väterlicher und vier auf mütterlicher Seite reichen, mit schwerster sozialer Ächtung belegt. Egal, wie betrunken und wild die Lepcha an diesem Tag werden – bei der Frage, wer alles nach diesen irren Regeln nun mit wem schlafen darf, irren sie sich praktisch nie.
Dieses fleißig recherchierte, immer höchst unterhaltsame und lehrreiche Material führt MacAndrew und Edgerton schließlich zu der kaum widerlegbaren Erkenntnis, dass es keine Wirkung des Alkohols auf das menschliche Verhalten gibt, die zwangsläufig immer dieselben enthemmenden Folgen hat – und also auch kein Verhalten, dass man damit entschuldigen könnte. Man kann partiell die Kontrolle verlieren, wo es erlaubt ist, und sie doch dort vollkommen behalten, wo es die Gemeinschaft als überlebenswichtig definiert hat.
Stets ist in der Gruppe schon lange überliefert, wie man sich betrunken zu betragen hat, und diese Überlieferung ist weit wirkmächtiger als alle individuellen rauschhafte Triebe. Gemeinsames Trinken ist daher immer auch ein soziales Konstrukt – und wo es geschichtlich gar keinen Alkohol gab (etwa bei manchen indigenen Völker Nordamerikas) wird dann einfach das schlechte Vorbild der Weißen übernommen, die ihn schließlich einführten. Das ist die Pointe eines langen Kapitels über die Entwicklung des Rausches in der Pionierzeit in Nordamerika, die für die Indigenen dauerbetrunken und im Reservat endet.
Was nun die westlichen Gesellschaften betrifft, stellen MacAndrew und Edgerton fest, dass wir eisern auf dem Mythos des universalen Kontrollverlusts beharren, obwohl er wissenschaftlich eigentlich längst unhaltbar ist, und ihn auf breitester Basis nach wie vor als Entschuldigung für alles Mögliche benutzen – bis hin zu dem Urteil Totschlag statt Mord. Genau das spürte auch Brett Kavanaugh, als er von seiner Liebe zu Bier faselte. Und er wusste es zu nutzen.
Wie stark betrunkene Täter sich von einem gesellschaftlichen Rahmen geschützt fühlen, der weit größer ist als der Kontext ihres jeweiligen Zechgelages, weist weit über diesen letztlich unklaren Einzelfall hinaus. Ebenso wie die Empörung der Frauen über Kavanaughs Nominierung, obwohl doch seine Anklägerin Christine Blasey Ford so klar und glaubwürdig gesprochen hatte.
Frauen können aus „Betrunkenes Betragen“ nämlich die wenig tröstliche Erkenntnis gewinnen, dass ihre Stammesgemeinschaft (also wir alle) den betrunkenen Übergriff zwar als ungute und strafbare Überschreitung, aber doch als verhandelbar und entschuldbar definiert hat. Wäre der Schutz von Frauen auf westlichen Studentenpartys ein absolutes, von den Männern von Kindheit an gelerntes und niemals zu opferndes Gut wie bei manchen Indigenen im tiefsten Regenwald – dann wären sie auch bei maximaler Promillezahl im Raum noch absolut sicher.
TOBIAS KNIEBE
Erstens hab ich nichts
Schlimmes getan. Zweitens
kann ich mich nicht erinnern
Manche Völker trinken,
bis sie umfallen,
bleiben aber gesittet
Eine wenig tröstliche
Erkenntnis für
westliche Frauen
Gemeinsames Trinken ist immer auch ein soziales Konstrukt: Touristen beim diesjährigen Saisonauftakt in Palma de Mallorca.
Foto: Mar Granel/dpa
Craig MacAndrew, Robert B. Edgerton: Betrunkenes Betragen. Eine ethnologische Weltreise. Wiederentdeckt und übersetzt von Jakob Hein. Galiani Berlin, 2024. 304 Seiten,
24 Euro.
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