48,00 €
48,00 €
inkl. MwSt.
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
48,00 €
48,00 €
inkl. MwSt.
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
Als Download kaufen
48,00 €
inkl. MwSt.
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
Jetzt verschenken
48,00 €
inkl. MwSt.
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
  • Format: PDF

Viktor von Weizsäckers im Wintersemester 1919/20 vor Hörern aller Fakultäten an der Heidelberger Universität gehaltene Vorlesung bildet nicht nur die religionsphilosophische Grundlegung seiner Medizinischen Anthropologie, sie antwortet auch auf die geistige Krise jener Zeit mit einer neuen Ordnung, die eine sehr alte ist: die biblische Schöpfungsgeschichte. Am Leitfaden der Genesis geht es um das Verhältnis von Mensch, Natur und Gott - letztlich aber um das Urphänomen einer Gegensätzlichkeit, wie sie vom Schöpfungsbericht überliefert wird. Mit den Fragen nach Himmel und Erde, nach Anfang und…mehr

  • Geräte: PC
  • mit Kopierschutz
  • eBook Hilfe
  • Größe: 5.82MB
  • FamilySharing(5)
Produktbeschreibung
Viktor von Weizsäckers im Wintersemester 1919/20 vor Hörern aller Fakultäten an der Heidelberger Universität gehaltene Vorlesung bildet nicht nur die religionsphilosophische Grundlegung seiner Medizinischen Anthropologie, sie antwortet auch auf die geistige Krise jener Zeit mit einer neuen Ordnung, die eine sehr alte ist: die biblische Schöpfungsgeschichte. Am Leitfaden der Genesis geht es um das Verhältnis von Mensch, Natur und Gott - letztlich aber um das Urphänomen einer Gegensätzlichkeit, wie sie vom Schöpfungsbericht überliefert wird. Mit den Fragen nach Himmel und Erde, nach Anfang und Ende, nach Sein und Nichts - schließlich nach Wahrheit und Lüge formieren sich die zentralen Denkfiguren des späteren Werkes. Die erstmals aus dem Nachlaß ergänzte und mit zeitgenössischen Materialien versehene Edition läßt sowohl die Herkunft der Vorlesung aus dem Gespräch mit Franz Rosenzweig als auch deren Nähe zum ostasiatischen Denken erkennen. Studien zur Ideengeschichte und Forschungslage dienen der kritischen Würdigung des Textbestandes.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2023

Auf dem Weg zur Psychosomatik

Viktor von Weizsäcker begründete nach 1945 mit Alexander Mitscherlich die psychosomatische Medizin. So wie er zur Zeit der Nürnberger Prozesse das naturwissenschaftliche Denken verdächtigte, eine "Medizin ohne Menschlichkeit" zu fördern, hatten seine Vorlesungen zur Naturphilosophie 1919/20 die in seinen Augen katastrophalen Folgen von Empirismus, Materialismus und Positivismus beklagt. Die kritischen Wendungen nach den beiden Weltkriegen ähneln sich auch in der Besinnung auf die Psychologie und Spekulation des Kirchenvaters Augustinus. So wundert es nicht, dass die frühen Vorlesungen, eine erste Apologie religiöser Innerlichkeit, in den Fünfzigerjahren auch gedruckt wurden.

Der Privatdozent der Inneren Medizin hatte früh den Grund dafür gelegt, was er nach seinem Scheitern als Breslauer Neurologe in Heidelberg über den Zusammenhang von Körper und Geist vortrug. Der Religionsphilosoph und Logiker Heinrich Scholz begrüßte 1954 das "Büchlein" in dieser Zeitung, da es "den aufmerksamen Leser zu einer bis auf den Grund der menschlichen Dinge hinabreichenden Selbstbesinnung" auffordere.

Gut hundert Jahre nach seiner Entstehung erscheint dieses fragmentarische Dokument einer Krise erstmals vollständig, vor allem auch mit reichhaltigem "Kontext" versehen ("Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Grundfragen der Naturphilosophie", Universitätsverlag Winter). Dieser erlaubt es, Für und Wider der psychosomatischen Naturphilosophie werkgenetisch und ideengeschichtlich abzuwägen. So lässt sich der spekulative Idealismus klar erkennen, mit dem von Weizsäcker Hegel und Schelling gegen Kant als allzu rigiden Aufklärer ins Spiel bringt. Sein Text ist durchsetzt mit funkelnden Sätzen, die vom Anspruch leben, den der mit ihm befreundete Franz Rosenzweig im "Logos", dem neukantianischen Hausmagazin, mit der Veröffentlichung des "Ältesten Systemprogramms des deutschen Idealismus" erhoben hatte. Dass das System der Vernunft nach Hegel in sich zusammenbrach und die Philosophie sich empirisch und logisch selbst begrenzte, sei ein beklagenswertes Trauerspiel: "Sie begibt sich selbst des Rechts, die Wissenschaft zu sein, des Rechts, die Welt als Ganzes selbst und mit eigenen Mitteln anzuschauen. Ja, sie setzt die Erfahrung der Einzelwissenschaft gleichsam auf einen Thron, der höher steht als der Stuhl des Philosophen." Daher bleibe nur ein fataler "Dualismus der Wissenschaft".

Im "Kampf um eine einheitliche Weltansicht" will von Weizsäcker die "Entgeistigung der Natur" aufhalten, indem seine Vorlesungen naturphilosophisch die biblische Schöpfungsgeschichte ins Spiel bringen und sich vom Kirchenvater begeistert zeigen. Denn der geniale Psychologe Augustinus lasse nicht nur genau auf eine Innerlichkeit blicken, die täglich Gut und Böse in prekären Ambivalenzen erfährt. Dessen "Bekenntnisse" betrachten außerdem in suggestiven Spekulationen mit dem Schöpfer der Welt sein Geschöpf als Individuum, das Anfänge setzen kann.

Während Rainer Jacobi, der Hauptherausgeber der neuen Edition, die es nunmehr auf einem Umfang von weit über vierhundert Seiten bringt, enthusiastisch Dieter Henrichs Stichwort der "Konstellation" in Anspruch nimmt, ist der mitwirkende Literatur- und Ideenhistoriker Wolfgang Riedel knapper und kritischer gestimmt. Dass von Weizsäcker, der Psychosomatiker aus theologischem Hause, die historische Bibelkritik abfällig behandelt, da man die "Urerzählung der Menschheit" nicht "zerfasern und zerdeuten" solle, moniert er als Ignoranz gegenüber heroischen Forschungsleistungen. Aber indem er detailliert deren entmythologisierende Ergebnisse skizziert, wird zugleich deutlich, dass die vorsokratischen und biblischen Autoren sich fast zeitgleich um ein tieferes Verständnis der Natur bemühten.

Weitere Kontextualisierungen, welche die neue Edition leistet, und erhellendes Material, zu dem auch Bildwerke von Michelangelo und Dürer gehören, schaffen einen "Denkraum", der an die Intensität des Nachdenkens von Aby Warburg erinnert, der es beim Verfolgen seiner Probleme auch nicht mit disziplinären Grenzziehungen hielt. Das Denken des eigenwilligen Psychosomatikers Victor von Weizsäcker, der sich der frühen Naturphilosophie zuwandte, um dort Motive seines späteren Werks vorzuzeichnen, lässt sich ebenso normalisieren wie jenes des Kulturwissenschaftlers Warburg. MATTHIAS BORMUTH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr