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In his long-awaited, vastly innovative new novel, Naipaul, "one of literature's great travelers" (Los Angles Times), spans continents and centuries to create what is at once an autobiography and a fictional archaeology of colonialism. "Dickensian . . . a brilliant new prism through which to view (Naipaul's) life and work."--New York Times.

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Produktbeschreibung
In his long-awaited, vastly innovative new novel, Naipaul, "one of literature's great travelers" (Los Angles Times), spans continents and centuries to create what is at once an autobiography and a fictional archaeology of colonialism. "Dickensian . . . a brilliant new prism through which to view (Naipaul's) life and work."--New York Times.

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Autorenporträt
V.S. NAIPAUL was born in Trinidad in 1932. He came to England on a scholarship in 1950. He spent four years at University College, Oxford, and began to write, in London, in 1954. He pursued no other profession. His novels include A House for Mr Biswas, The Mimic Men, Guerrillas, A Bend in the River, and The Enigma of Arrival. In 1971 he was awarded the Booker Prize for In a Free State. His works of nonfiction, equally acclaimed, include Among the Believers, Beyond Belief, The Masque of Africa, and a trio of books about India: An Area of Darkness, India: A Wounded Civilization and India: A Million Mutinies Now. In 1990, V.S. Naipaul received a knighthood for services to literature; in 1993, he was the first recipient of the David Cohen British Literature Prize. He received the Nobel Prize in Literature in 2001. He died in 2018.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.1995

Alle Leute waren dunkler
V. S. Naipaul, Erzähler und Reisender / Von Walter Klier

In seinem vierten Roman, dem 1961 erschienenen "Ein Haus für Mr. Biswas" (deutsch 1981) zeichnet V. S. Naipaul ein Selbstporträt als Schüler. Der kleine Anand tritt nach entbehrungsreichen Monaten der Vorbereitung zur alles entscheidenden Prüfung an, bewaffnet mit der Armbanduhr des Vaters, dessen Füllfeder (falls die eigene versagen sollte), einem großen Glas Tinte (falls den Prüfern die Tinte ausgehen sollte), Löschpapier, Bleistiften, einem Bleistiftspitzer, einem Lineal und zwei Radierern. Anand besteht die Prüfung glanzvoll und darf, ja muß zum Studieren nach England.

Das bisher letzte Buch des 1932 in Trinidad geborenen und seit 1950 in England lebenden Vidiadhar Surajprasad Naipaul trägt den Titel "Ein Weg in der Welt" (A Way in the World. A Sequence). Auf deutsch irreführend als Roman bezeichnet, setzt es an jenem biographischen Angelpunkt ein, wo "Mr. Biswas" endet: bei der Abreise des begabten Jungen aus seiner kolonialen Welt, vom Rand des Empire in dessen Zentrum. Als er nach sechs Jahren zum ersten Mal zurückkehrt, macht ihn sein eigenes Land staunen: "Alle Leute auf der Straße waren dunkler, als ich sie in Erinnerung hatte; Afrikaner, Inder, Weiße, Portugiesen, chinesische Mischlinge. Ich nahm an, das lag daran, daß ich auf der Straße eher ein Betrachter war, ein halber Tourist."

Im Leben wie in seinen Büchern unternimmt Naipaul diese Reise zwischen Kolonie und Hauptstadt und wieder zurück immer von neuem. Oder vielmehr, er bereist die Teile jener Neuen Welt, die seit dem Ende der Kolonialreiche entstanden sind und von denen wir im europäischen Binnenland in der Regel nur sehr verschwommene Vorstellungen haben.

Mit Hilfe von Naipauls Büchern ist es möglich, dieser Unwissenheit abzuhelfen, und dies auf eine höchst vergnügliche Art und Weise - soweit bei dem, was er da beschreibt, von Vergnüglichkeit die Rede sein kann. "Als der Dampfer (auf dem Kongo-Fluß) noch den Belgiern gehörte, brauchten die Afrikaner eine carte de mérite civique, um erster Klasse zu reisen. Und afrikanische Passagiere dritter Klasse wurden auf Schleppkähnen ein Stück hinter dem Dampfer hergezogen. Jetzt sind die zweideckigen Schleppkähne der dritten Klasse, rostig, verbeult, mit abgeblätterter Farbe, erfüllt von einem geschäftigen Hinterhofleben, mit gefesselten Ziegen und in Kisten gepferchten Hühnern, die dichtgedrängt, inmitten der Passagiere, am Bug des Dampfers angebunden sind . . . Das verseuchte Flußwasser im Badezimmer sieht ungefiltert aus; das fleckige und leckende Waschbecken ist aus der Wand gerissen; die verchromten Handtuchhalter bleiben für immer leer, ihre Funktion ist vergessen; und die Löcher im Fußboden werden wie die Löcher in einem Einbaum mit etwas ausgebessert, was wie Lehm aussieht."

Naipaul hat in den Jahrzehnten seiner nach mühseligen Anfangsjahren sehr erfolgreichen Schriftstellerlaufbahn nicht aufgehört, genau zu beobachten, hinzuhören und - sich zu wundern. Dieses Staunen kann vorderhand durch einen Witz oder eine Verallgemeinerung beiseite geschoben werden, kehrt aber gleich wieder. Es ist nicht allgemein, abgehoben, sondern bleibt human und konkret, immer an den jeweiligen Gegenstand gebunden. Und was Seite für Seite von neuem beeindruckt: Der Autor beharrt nicht auf vorgefaßten Meinungen, wenn Augenschein und Argumente eine Änderung nahelegen. Meinungen sind stets Durchgangsstationen in einem ununterbrochenen Erklärungsversuch, dessen wesentlicher Teil aber in Erzählungen besteht, in einem beharrlichen Sichvorantasten durch den Dschungel des Tatsächlichen.

Der Band "Ein Weg in der Welt" spannt den Bogen auch in die Vergangenheit. Nicht nur der Autor, dessen Familie drei Generationen früher aus Indien nach Trinidad gekommen war, um dort auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten, hat keine Geschichte in Form einer schriftlichen Überlieferung; die ganze Insel ist geschichtslos. Von der indianischen Urbevölkerung ist nichts geblieben als ein paar Namen und Mythen, und auch die weitere Geschichte Trinidads scheint mehr aus Zerstörung denn aus dem Aufbau von etwas Eigenem zu bestehen. In einer Art dokumentarischem Bericht spürt Naipaul früheren Besuchern seiner Heimat nach, die in der Geschichte ihre Spur hinterlassen haben - wie Sir Walter Raleigh, der sich 1618, kurz vor seinem Tod durch das Schwert, noch einmal darauf versteift hatte, das Eldorado im Urwald am Orinoko zu finden; oder Francisco Miranda, ein südamerikanischer Revolutionär, dessen Leben im spanischen Kerker endete.

Dies sind Seitenstücke zum zentralen Vorhaben, nämlich dieses Zwischenreich zwischen der Kolonie (die mittlerweile unabhängig geworden ist) und dem alten, immer noch dominierenden Zentrum in der Literatur Gestalt gewinnen zu lassen, ein Vorhaben, bei dem Naipaul nicht allein ist, sondern das einen guten Teil der heutigen englischsprachigen Literatur ausmacht. Das Verstörende der nachkolonialen Geschichte scheint doch dieses zu sein: Wohl war die Entwicklung weg vom kolonialen Status und seiner rassistischen Kastengesellschaft unausweichlich, doch aus ihr hat sich nur selten eine Entwicklung zu etwas hin ergeben; zumindest erweist sich der Weg zu einer eigenen, menschenwürdigen Gesellschaftsform als wesentlich mühseliger als in der ersten Euphorie der Befreiung angenommen. Auf die Zerstörung, die die Kolonialmächte angerichtet haben, häufen die neuen Herren neue Zerstörung. Der Rassismus, von den Unterdrückten als Theologie der Befreiung begriffen, mutiert im Augenblick der Befreiung zur Methode der Unterdrückung - oder bleibt es mit anderen Darstellern in denselben Rollen. "Der Union-Club war in der Kolonialzeit von einigen Indern als gemischtrassiger Club gegründet worden; er war der einzige Club in der Hauptstadt, der Afrikaner zuließ. Nach der Unabhängigkeit waren die indischen Gründer ausgewiesen, der Club beschlagnahmt und in ein Hotel für Touristen umgewandelt worden."

Die Versuche, aus der eigenen alten Überlieferung eine neue kulturelle Authentizität zu zimmern, mißlingen ebenso wie die buchstäbliche Übernahme jenes Systems aus Regeln und Werten, das wir als "unsere" Zivilisation begreifen. "Die Kellner, tags zuvor makellos, waren nachlässig, nicht bei der Sache. Es gab lange Verzögerungen, Fehler; manche Portionen waren absurd klein; die Rechnung stimmte nicht, als sie endlich kam. Irgend jemand war nicht da, vielleicht der französische oder europäische Geschäftsführer. Und mit ihm war mehr als nur der gute Service verschwunden: Die ganze Vorstellung vom Restaurant war weg."

Auch den revolutionären Bewegungen der sechziger und siebziger Jahre, die nicht nur neue Nationen betrafen, scheint ein ausschließlich zerstörerisches und grausam paradoxes Element innezuwohnen, etwa in Argentinien: "Die Guerilleros der siebziger Jahre, gebildete Männer und Frauen, Enkel von Einwanderern, hatten Peróns Revolution weitergeführt. 20 Jahre später (mit der Unterdrückung, die sie heraufbeschworen hatten, und allem, was der Unterdrückung gefolgt war) konnte man meinen, sie hätten das Land noch ärmer gemacht und zum Narren gehalten." Wenn die Erste Welt in eine dieser oft widerwärtigen, gewalttätigen Entwicklungen eingreift, führt dies zu einer Steigerung der Absurdität: "In Grenada . . . war die Revolution genauso künstlich aufgepfropft, genauso theatralisch und überdimensioniert wie die amerikanische Militärpräsenz, die sie auf den Plan gerufen hatte."

In einem Interview mit dem "Times Literary Supplement" hat Naipaul umverblümt festgestellt, daß es ihm beim Schreiben um nichts weniger als die Wahrheit geht. Der Roman, zu Zeiten von "Mr. Biswas" noch seine gleichsam natürliche Mitteilungsform, ist ihm nicht mehr recht geheuer. Vergleicht man die Reportagen aus der Zeit zwischen 1980 und 1991, die Karin Graf für den Band "Dunkle Gegenden" ausgesucht und übersetzt hat, mit den Prosawerken aus dem 1971 erschienenen Band "In a Free State" (deutsch erstmals 1978, "Sag mir, wer mein Feind ist", jetzt "In einem freien Land"), so gewinnt man den Eindruck, daß die Reportage - oder nennen wir es Reiseerzählung - sich in Naipauls Händen mittlerweile zum geeigneteren Mittel entwickelt hat, seine Wahrheit zu übermitteln oder vielmehr seine unermüdliche Suche nach ihr. Der Versuch, in den Erzählungen das Exemplarische mit dem Pittoresken in der jeweiligen fiktionalen Form zu vermählen, macht manchmal den Eindruck eines überflüssigen Umwegs. Der fällt bei den Reportagen weg, deren Frische, Eleganz und Witz einen nicht zum erstenmal jene Weltkultur beneiden lassen, deren Sprache Englisch und deren zentraler Marktplatz offenbar immer noch London ist - wohin ein Inder aus bescheidensten Verhältnissen wie so viele andere vor Jahrzehnten aufbrach, um dort, auf dem Marktplatz, jenes Glück zu finden, von dem sein Vater, der Journalist des "Trinidad Guardian" und Sohn von Landarbeitern, nicht einmal zu träumen gewagt hätte.

Daß die ehemaligen Kolonialherren Naipaul (neben vielen anderen Ehrungen) 1990 in den Adelsstand erhoben haben, wirft ein geradezu melancholisches, mildes Licht auf diese Kultur, die offenbar mehr als die unsere ihre Schriftsteller dazu ermuntert, sich in ihr als Erwachsene zu bewegen und zu artikulieren.

V. S. Naipaul: "Ein Weg in der Welt". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Dirk van Gunsteren. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1995. 416 S., geb., 39,80 DM.

V. S. Naipaul: "In einem freien Land". Aus dem Englischen übersetzt von Ursula von Zedlitz und Kerstin Gleba. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995. 327 S., geb., 45,- DM.

V. S. Naipaul: "Dunkle Gegenden". Sechs große Reportagen. Zusammengestellt und aus dem Englischen übersetzt von Karin Graf. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1995. 317 S., geb., 48,- DM.

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