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Nick bekommt von einem Jugendfreund seines Vaters den Auftrag, den Vater in Afrika zu besuchen, da dieser Hilfe benötigt. Fast sechzehn Jahre lang hat Nick nichts mehr von ihm gehört. Er macht sich auf den Weg in die eigene Vergangenheit, in ein Land, das er nur aus seiner Kindheit kennt. Und er findet in Tansania seinen Vater als schwerkranken und gebrochenen Mann, den fast alle Welt verlassen hat. Fünf Nächte lang redet und streitet Nick mit ihm und muss am Ende seine eigene Welt völlig neu ordnen, denn durch die Gespräche mit seinem Vater haben sich seine Vorstellungen grundlegend geändert.

Produktbeschreibung
Nick bekommt von einem Jugendfreund seines Vaters den Auftrag, den Vater in Afrika zu besuchen, da dieser Hilfe benötigt. Fast sechzehn Jahre lang hat Nick nichts mehr von ihm gehört. Er macht sich auf den Weg in die eigene Vergangenheit, in ein Land, das er nur aus seiner Kindheit kennt. Und er findet in Tansania seinen Vater als schwerkranken und gebrochenen Mann, den fast alle Welt verlassen hat. Fünf Nächte lang redet und streitet Nick mit ihm und muss am Ende seine eigene Welt völlig neu ordnen, denn durch die Gespräche mit seinem Vater haben sich seine Vorstellungen grundlegend geändert.
Autorenporträt
Hermann Schulz, geboren 1938 in Nkalinzi in Tansania als Sohn eines deutschen Missionars. Er lebt seit 1960 in Wuppertal und leitete von 1967 bis 2001 den Peter Hammer Verlag. Reisen führten ihn in mehr als sechzig Länder, vor allem in Afrika und Lateinamerika. Roman-Veröffentlichungen. Auszeichnung 2001 mit dem Kunst- und Kulturpreis für internationale Verständigung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.12.2003

Abgang des Patriarchen
Bei Hermann Schulz steht der Nachwuchs noch auf wackligen Füßen

Ewige Frage: Wann ist ein Mann ein Mann? Antworten gibt es nur als Klischee. "Männer laden sich mehr auf, als sie schultern können", sagt Heinrich Gotthold Geldermann, die eine Hauptfigur des Romans. Was besonders schwer auf ihren Schultern lastet, ist die Familie. Doch wenn die Männer diese Last fallen lassen, dann wachsen die Kinder vaterlos auf. Ohne einen Vater hampeln kleine Jungs herum, größere manchmal auch. Herumhampeln heißt, daß man nicht genau weiß, wer man eigentlich ist und was man auf der Welt verloren hat, meint Moses, der schwarze Taxifahrer. Und wenn man das nicht weiß, kann es passieren, daß man sich mehr auflädt, als man schultern kann. So schließt sich der Kreis.

Hermann Schulz ist ein merkwürdiger Autor. Er steckt voller origineller Geschichten, die er spannend und detailreich zu erzählen versteht. Allerdings sind sie manchmal sperrig konstruiert. Seinen Romanen "Auf dem Strom" oder "Zurück nach Kilimatinde", die im östlichen Afrika spielen, merkt man an, daß der Autor viel mehr als nur oberflächliche Kenntnisse von Land und Leuten hat. Selten findet man in der Jugendliteratur aus der Feder europäischer Autoren so genau ausgewogene Porträts von Schwarzafrikanern. Schulz gehört zudem nicht zu den Autoren, die entweder vor den komplexen Widrig- und Schmutzigkeiten des Lebens zurückweichen oder sich an ihnen weiden. Seine Figuren plagen sich oft mit beträchtlichen Macken herum, die ihnen das Leben schwermachen. Trotzdem gehört Hermann Schulz zu den Romantikern, und zwar zu den knallharten, den lakonischen, denen mit dem weichen Gemüt unter rauher Schale. Bei solchen Autoren, darauf kann man wetten, steckt hinter aller Kaltschnäuzigkeit ein durchaus missionarisches Projekt zur Verbesserung der Welt.

Nicht zufällig ist der übermächtige Held dieser Geschichte, dessen Name wie der eines Mitkämpfers von Thomas Müntzer klingt, ein Missionar, ein ziemlich miserabler Missionar, wenn man es genau nimmt. Seine anfänglichen Missionierungserfolge unter den Schwarzen in Kilimatinde hat er weitgehend verspielt; Frau und Kinder haben sich schon lange von ihm getrennt. Auch Gott hat ihn womöglich verlassen (aber das kann niemand genau wissen). Und schließlich ist er sterbenskrank. Da kommt ihn sein Sohn Nick besuchen. Der ist auch nicht gerade ein Erfolgstyp. Der Besuch ist unter etwas seltsamen Umständen zustande gekommen. Der angeschlagene Patriarch und der in seinem neunzehnjährigen Leben viel herumhampelnde Nick lernen in ihren nächtlichen Gesprächen, einander anzunehmen. Diese Gespräche werden so zu einem Abschiedsgeschenk Geldermanns für seinen Sohn und zu einer Art postpubertärer Initiation in Männlichkeit. Das Bild von Männlichkeit, um das es hier geht, ist, milde gesagt, etwas altmodisch, aus dem Wertekanon der "verlorenen Generationen" des 20. Jahrhunderts erwachsen: existentielle, also ohne Kalkül auf Gegenseitigkeit gewährte Hilfsbereitschaft, größtmöglicher Eigensinn, Durchhaltevermögen auch auf verlorenem Posten, Allergie gegen jede Form von Verrat und dazu ein hoher Anteil von Testosteron - eine beschwerliche, aber nicht unsympathische Mischung.

Die Nachtgespräche sind eine spannende, mal schwermütige, mal witzige Lektüre. Schulz versteht sich auf Dialoge. Zwischendurch wartet er mit kleinen Überraschungen auf, etwa der superknappen Definition eines Mystikers als "komischer Heiliger". Überhaupt die Religion: Sie spielt, im Positiven wie im Negativen, als Verheißung und als Last eine wichtige Rolle in diesem Buch, auch kompositorisch. Sie verbindet die afrikanischen mit den deutschen Kapiteln. Die von diesem selbst als Gottesferne diagnostizierte Krankheit Geldermanns wird eindringlich beschrieben. In solchen Passagen gewinnt das Buch eine fast schmerzhafte Ernsthaftigkeit. Am Schluß ist Nick einen Riesenschritt erwachsener geworden.

WILFRIED VON BREDOW

Hermann Schulz: "Zurück nach Kilimatinde". Carlsen Verlag, Hamburg 2003. 239 S., geb., 14,50 [Euro]. Ab 13 J.

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»Die Begegnung von Vater und Sohn ist hochdramatisch, hilflos und provozierend. Aus der Sprachlosigkeit der beiden macht Hermann Schulz große Literatur.« (Frankfurter Rundschau)