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Francisco de Zurbarán (1598-1664) ist einer der ganz großen spanischen Maler des Barock. In der ästhetischreligiösen Dimension seines Werks ist er von einzigartiger Tiefe und Strenge. Ja, man könnte von einer Art Unerbittlichkeit seiner Bilder und Vorstellungen sprechen. Jedenfalls haben wir es durchaus mit einem Fundamentalisten zu tun, für den Malerei und religiöse Versenkung zwei Seiten ein- und desselben Exerzitiums waren. Vielleicht ist es gerade dieser Aspekt seines Werks, der Zurbaráns Bilder heute wieder ins Zentrum des Interesses rückt. Aus dem in den großen Museen Spaniens und der…mehr

Produktbeschreibung
Francisco de Zurbarán (1598-1664) ist einer der ganz großen spanischen Maler des Barock. In der ästhetischreligiösen Dimension seines Werks ist er von einzigartiger Tiefe und Strenge. Ja, man könnte von einer Art Unerbittlichkeit seiner Bilder und Vorstellungen sprechen. Jedenfalls haben wir es durchaus mit einem Fundamentalisten zu tun, für den Malerei und religiöse Versenkung zwei Seiten ein- und desselben Exerzitiums waren. Vielleicht ist es gerade dieser Aspekt seines Werks, der Zurbaráns Bilder heute wieder ins Zentrum des Interesses rückt. Aus dem in den großen Museen Spaniens und der ganzen Welt versammelten Gesamtwerk haben wir die vierzig berühmtesten Gemälde für diese Zurbarán-Monographie ausgesucht. Sie ist das erste Zurbarán-Buch in deutscher Sprache seit langem. Cees Nooteboom, der berühmte holländische Schriftsteller, Spanienkenner und daselbst ansässig, Augenmensch und wortmächtiger Bewunderer der Malerei Zurbaráns, hat einen Aufsatz über diesen enigmatischen Künstler geschrieben, der in Welt und Werk Zurbaráns auf großartige Weise einführt.
Autorenporträt
Cees Nooteboom wurde 1933 in Den Haag geboren. Der Romanautor, Lyriker und Reiseschriftsteller zählt heute zu den international renommiertesten europäischen Schriftstellern. Sein vielbeachtetes, preisgekröntes Werk umfasst zahlreiche Bücher, die wiederholt auf den Besten- und Bestsellerlisten auftauchen. 2010 wird ihm der Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung verliehen. Mit der Auszeichnung wird die politisch und kulturell europäische Dimension in seinem Gesamtwerk gewürdigt.
Cees Nooteboom lebt in Amsterdam und auf Menorca.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.02.2011

Stille Ekstase
Der spanische Barockmaler Zurbarán ist in einem neuen Bildband zu entdecken
Serapion, Heiliger des Mercedarier-Ordens, hängt in den Seilen – den Kopf geneigt im Tod, die Schwerkraft zieht den Körper hinab. Sein weißes Gewand flattert nicht mehr im Wind, sondern scheint den kraftlosen Körper in strengem steifem Faltenwurf zu fixieren.
Der Mönch Serapion starb der Legende nach am 14. November 1240 am Andreaskreuz, nachdem er sich im Tausch mit Sklaven als Geisel in islamische Gefangenschaft begeben hatte und das Lösegeld nicht rechtzeitig eintraf.
Der Maler Francisco de Zurbarán (1598 bis 1664) versetzt Serapion in den spanischen Barock, macht aus dem Moment des Schmerzens einen der Stille (Bild oben). Es ist eine solche tiefe Ruhe, die Zurbaráns malerisches Œuvre auszeichnet – bei gleichzeitiger Materialität. Die Körper in diesen Gemälden gehorchen der Schwerkraft. Das mag zu tun haben mit der großen Bedeutung der Physik und Astronomie im 17. Jahrhundert, die spätestens seit Galileo Galilei den intellektuellen Diskurs bestimmten. 1609 baute Galileo ein Fernrohr, das gerade erst erfunden worden war, und hielt es auf den Mond.
Bald wurde der Blick in die Ferne populär – während die Künstler zu immer extremeren Nahsichten griffen. In einer Art Zoomeffekt hoben sie die Grenze zwischen Betrachter- und Bildraum auf und rückten wie etwa Zurbarán in seinem Marienbegräbnis auch mal eine Sargecke so nah, als könne der Betrachter gleich reinfallen.
Dabei vertraut der Maler, der als 16-jähriger Lehrjunge in die Weltstadt Sevilla kam, nicht dem manchmal brutalen Überraschungseffekt, wie es Caravaggio gerne tut. In seinen besten Bildern hat die Nähe zum Sujet spirituelle Funktion wie bei dem Gotteslamm aus den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts, das dem Betrachter nicht nur den verletzlichen Hals, sondern auch die gebundenen Füße darreicht. Oder in den Genrebildern eine Tontasse auf einem Tablett mit Rose, mehr nicht.
Neben einigen sehr statisch wirkenden Historien bildet ein neuer, von dem niederländischen Schriftsteller Cees Nooteboom eingeleiteter Bildband nun die schönsten Gemälde Zurbaráns ab (Zurbarán. Ausgewählte Gemälde 1625-1664. Mit einem Text von Cees Nooteboom. Schirmer/Mosel, München 2010, 132 Seiten, 50 Farbtafeln, 49,80 Euro). Der Autor flaniert durch diese ferne Bilderwelt, er beschreibt, assoziiert, interpretiert – und muss selbst eingestehen, wie schwer zugänglich unserem spontanem Empfinden diese barocke Form der stillen Ekstase geworden ist. KIA VAHLAND
„Der Tote ist die Puppe“, bemerkt Cees Nooteboom über Zurbaráns „Der Heilige Serapion der Mercedarier“ von 1628.
Abb.: Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford / Schirmer/Mosel
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