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Allenthalben wird eine schwere Krise der Psychoanalyse konstatiert. Eine verbreitete Reaktion auf diese Krise besteht in der Forderung, man solle sich von der Freudschen Theorie, insbesondere von der Metapsychologie verabschieden und sich moderneren Wissenschaften und Forschungsparadigmen zuwenden. Dagegen wendet sich Wolfgang Hegener. Er votiert im Anschluß an Derrida für eine Neulektüre der Werke Freuds, die an einem vernachlässigten Aspekt ansetzt, an der Schriftproblematik. Sie durchzieht nicht nur auf eine versteckte Weise die strukturtheoretischen und behandlungstheoretischen Schriften,…mehr

Produktbeschreibung
Allenthalben wird eine schwere Krise der Psychoanalyse konstatiert. Eine verbreitete Reaktion auf diese Krise besteht in der Forderung, man solle sich von der Freudschen Theorie, insbesondere von der Metapsychologie verabschieden und sich moderneren Wissenschaften und Forschungsparadigmen zuwenden. Dagegen wendet sich Wolfgang Hegener. Er votiert im Anschluß an Derrida für eine Neulektüre der Werke Freuds, die an einem vernachlässigten Aspekt ansetzt, an der Schriftproblematik. Sie durchzieht nicht nur auf eine versteckte Weise die strukturtheoretischen und behandlungstheoretischen Schriften, sondern macht auch eine Neuinterpretation des Triebbegriffes möglich. Jenseits der gängigen Diskussionen um den wissenschaftstheoretischen Status der Psychoanalyse, die entweder als eine positivistische Tatsachenwissenschaft verstanden oder dem hermeneutischen Sinn-verstehen zugeordnet wird, tut sich nun eine dritte Möglichkeit auf: Freud erscheint gleichsam als ein "Semiologe der Seele", der die Form des Psychischen mit Hilfe komplizierter Aufschreibesysteme (Photographie, Wunderblock) zu fassen versucht und den Inhalt des Psychischen als einen besonderen, wesentlich unbewußten Text begreift, der diskontinuierlich umgeschrieben wird. Die Orientierung am Schriftgedanken läßt schließlich ein neues Verstehen der Entstehung der Psychoanalyse zu. Sie verdankt sich einem "semiotischen Bruch", der im 19. Jahrhundert eine detektivische und spurensichernde Methode hervorbringt und an die Stelle der Idee das Zeichen sowie an die Stelle des Buches und seines Modells von Linearität und Geschlossenheit der Schrift die zeitgenössischen Aufschreibsysteme (Photographie, Telegraphie) setzt, die einer anderen, "unbewußten Logik" folgen.
Autorenporträt
Wolfgang Hegener, Jg. 1964, Dr. phil., Dipl.-Psych. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Psychologie der TU Berlin (Fachgebiet Klinische Psychologie), psychotherapeutische Tätigkeit in eigener Praxis.