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Von Sarajewo nach Sarajewo führte der Zyklus dieses unseres Jahrhunderts, eines der blutigsten und barbarischsten der bekannten Geschichte. Und es sind nicht nur die Örtlichkeiten, die sich gleichen. 1914 begann der Zerfall der Donaumonarchie, und die großen Mächte erwiesen sich als unfähig, eine für die betroffenen Völker demokratisch akzeptable Staatsordnung an ihrer Stelle zu errichten. Seit 1989 begann der Sowjetblock zu zerfallen. Im Herbst 1990 schien die Charta von Paris die neue gesamteuropäische Friedensordnung auf der Basis des Helsinkiprozesses für Sicherheit und Zusammenarbeit zu…mehr

Produktbeschreibung
Von Sarajewo nach Sarajewo führte der Zyklus dieses unseres Jahrhunderts, eines der blutigsten und barbarischsten der bekannten Geschichte. Und es sind nicht nur die Örtlichkeiten, die sich gleichen. 1914 begann der Zerfall der Donaumonarchie, und die großen Mächte erwiesen sich als unfähig, eine für die betroffenen Völker demokratisch akzeptable Staatsordnung an ihrer Stelle zu errichten. Seit 1989 begann der Sowjetblock zu zerfallen. Im Herbst 1990 schien die Charta von Paris die neue gesamteuropäische Friedensordnung auf der Basis des Helsinkiprozesses für Sicherheit und Zusammenarbeit zu entrollen. Aber schon nach der öffentlichen Diskreditierung Gorbatschows, einer der wichtigsten Initiatoren des Umgestaltungsprozesses, im August 1991, begann die Vision des neuen Europa zu verblassen. An die Stelle der Demokratisierung ersetzte die Ethnisierung die kommunistische Diktatur und wiederum wird Serbien zum Paradigma des Rückfalls der Politik auf die Barbarei von Stammesfehde n, Blutrache, Völkermord. Es ist eine wohl auch von Nietzsche so nicht geahnte gespenstische Art der Wiederkehr des Gleichen. Denn wer beginnt im Kreis herumzulaufen, hat sich ersichtlich verirrt und die Richtung verloren. Sollte das etwa unser Fall sein? Die Beunruhigungen dieser Frage gaben den Anlass zu den Überlegungen, die hier vorgelegt werden. Denn ebenso beunruhigend wie das Faktum unseres Rückwärtslebens und -handelns ist die offenkundige Unfähigkeit der zuständigen Geistes- oder Gesellschaftswissenschaften, die alarmierende Situation auch nur wahrzunehmen. Das zweite Kapitel versucht, dem mit der Entfaltung der These entgegenzutreten, dass die beiden Weltkriege als ein einheitlicher Vorgang aufzufassen sind, als eine Weltrevolution, die das globale Staatensystem in seiner Ganzheit, aber in nicht geringem Maße auch unsere ethischen Grundeinstellungen verändert hat. Es wird dann der Frage nachgegangen, welchen Anteil oder Nichtanteil an diesen Vorgängen jene Wissenschaften ha ben, die die Führungsrolle in der Gesellschaft nicht nur beanspruchten, sondern auch insoweit wahrnahmen, wie sie die politischen Verantwortungsträger ausgebildet und geprägt haben. Das negative Ergebnis dieser Reflexionen führt der Verfasser darauf zurück, dass die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts nicht wahrzunehmen in der Lage war, was sich am Anfang des Jahrhunderts ereignet hatte: Eine Revolution im Verhältnis zwischen Mensch und Wirklichkeit, wie sie wahrscheinlich seit der neolithischen Revolution nicht mehr stattgefunden hat. Physik und Mathematik wurden fast gleichzeitig mit der Erfahrung konfrontiert, dass die Einheit der Wirklichkeit in ihrem materiellen Bestand nicht gegeben ist, die Kontinente und Dimensionen der unsichtbaren Wirklichkeit denen der sichtbaren gegenüber völlig inkommensurabel sind. Eine Tatsache, die jeder Blick auf den Nachthimmel schon immer lehrte. Aber wer ahnt, was alles vor unseren Sinnen offen daliegt, ohne dass wir es auch nur wahrnehmen? Der Lese r erwartet hier also zuallererst geschichtliche Reflexion, die sich der Methoden philosophischer und theologischer Kritik bedient. Wegen des Anteils der Theologie sind die Texte des Anhangs nicht nur als ein illustrierender Bestandteil des Buches zu betrachten. Sie enthalten vielmehr die wissenschaftliche Detailarbeit, auf die im Haupttext aus Gründen der Stileinheitlichkeit verzichtet worden ist. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der unermesslichen politologischen Literatur zu ähnlicher oder gleicher Thematik findet nur punktuell und nach dem subjektiven Ermessen des Verfassers statt. Wie weit das gerechtfertigt ist, muss die Darstellung selbst erweisen und kann dem Urteil des Lesers überlassen bleiben. Aber ausdrücklich betont werden soll, dass diese Entscheidung ebenso wie die Nichtdiskussion ökonomischer Theorien einem methodischen Vorurteil geschuldet ist, das keineswegs verschwiegen oder bemäntelt werden soll.