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In den Jahren, in denen die Ideologie der Nationalsozialisten um sich griff, versuchten viele Lehrer und auch Schüler eine würdige, menschenfreundliche Atmosphäre am Wilhems-Gymnasium aufrecht zu erhalten. Sicher gab es auch diejenigen, die der Ideologie zum Durchbruch verhelfen wollten. Das Miteinander und das Ringen dieser beiden Ansätze wird anhand von historischen Dokumenten sehr gut aufbereitet und eignet sich somit auch für den Geschichtsunterricht.

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Produktbeschreibung
In den Jahren, in denen die Ideologie der Nationalsozialisten um sich griff, versuchten viele Lehrer und auch Schüler eine würdige, menschenfreundliche Atmosphäre am Wilhems-Gymnasium aufrecht zu erhalten. Sicher gab es auch diejenigen, die der Ideologie zum Durchbruch verhelfen wollten. Das Miteinander und das Ringen dieser beiden Ansätze wird anhand von historischen Dokumenten sehr gut aufbereitet und eignet sich somit auch für den Geschichtsunterricht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2009

Wider den Ungeist
Buch erinnert an aufrechte Lehrer in der Nazizeit
Wie war das zur Zeit des „Dritten Reichs” an den Gymnasien? Gaben allein die Nazis den Ton an? Verfielen die Lehrkräfte dem Ungeist der Zeit? Konnte man schon vorher einen schleichenden Übergang vom Humanismus zum Faschismus registrieren, gekennzeichnet durch Anpassung und Ausbleiben eines nennenswerten Widerstands? Am Beispiel des Münchner Wilhelmsgymnasiums wurden 1996 in der Untersuchung eines Historikers derlei Fragen weitgehend mit einem Ja beantwortet. Das wollten ehemalige Schüler aus den dreißiger und vierziger Jahren nicht unwidersprochen lassen: Als Gabe zum 450. Gründungsjubiläum des Wilhelmsgymnasiums legen sie jetzt unter dem Titel „Zeit der Bedrängnis” ein Erinnerungsbuch vor, das sie ihren „aufrechten Lehrern in der Hitlerzeit” widmen.
Als Herausgeber zeichnen der ehemalige Bundesverfassungsrichter Konrad Kruis und Oberstudiendirektor a.D. Hansjörg Höhne. Unter den zwölf Autoren finden sich so prominente Münchner wie Altabt Odilo Lechner, Generalkonsul a.D. Gerhard Müller-Chorus oder der Politikwissenschaftler Dieter Oberndörfer. Sie übermitteln neben ihren eigenen Wahrnehmungen Berichte aus erster Hand, ergänzt mit Material aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Zeugnissen einzelner Familien und literarischen Quellen. Als „Schüler von damals” bislang nicht gefragt, fühlten sie sich aufgerufen, „Feinzeichnungen gegen das Fresko geschichtswissenschaftlicher Publizistik” zu stellen und es so zu berichtigen. Dem Vorwurf, das Wilhelmsgymnasium sei bereits vor 1933 ein Hort der Reaktion gewesen, begegnet das Buch mit einer Analyse des Werdegangs und des Verhaltens seiner „überwiegend liberal-konservativen Lehrer”, die ihre Prägung noch zum größten Teil unter der Wittelsbacher Monarchie empfangen haben. Obwohl durch Gesetze und Erlasse der Reichsregierung sowie Anmaßungen der Hitlerjugend-Führung häufig in Bedrängnis, habe diese Mehrzahl der Indoktrination widerstanden und sei dem humanistischen Bildungskonzept treu geblieben.
Zwei allerdings – ebenfalls mit ausführlichen Porträts und ihren Aktivitäten geschildert – brachten es aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit zum Oberstudiendirektor der Anstalt: der Goldene-Parteiabzeichen-Träger Isidor Königsdorfer (1934 bis zu seinem Tod 1937) und anschließend (bis 1945) der aus der Pfalz geholte Nazi-Polterer Andreas Graßl. Der vor allem bemühte sich eifrig, seine fachlichen Schwächen mit einem Übersoll an brauner Gesinnung zu kompensieren, konnte sich aber nicht durchsetzen. Denn mit Ausnahme des 1942 ans Haus versetzten Studienprofessors Wilhelm Rehm, der gelegentlich auch in der SA-Uniform unterrichtete, und des Pedells, ebenfalls eines SA-Mannes, fand Graßl keine wirkliche Unterstützung.
Besonders eindrucksvoll in der Reihe von Beispielen antinazistischer Haltung von Lehrern und Schülern: die aufsehenerregende Kruzifix-Affäre im Herbst 1941. 25 Jugendliche hingen bei Schuljahresbeginn in ihren Klassenzimmern wieder Kreuze auf, nachdem man diese während der Ferien entfernt hatte. Ausgangspunkt der Aktion war der später von den Nazis hingerichtete Jesuitenpater Alfred Delp.
Die Schüler, die sich ohne Umschweife zu ihrer Tat bekannten, wurden sofort vom Unterricht ausgeschlossen. Die Oberklässler unter ihnen sollten als „Rädelsführer” ursprünglich von der Schule verwiesen werden. Sie durften aber dann doch nach einigen Wochen wieder in ihre Klasse zurück und kamen mit einer Direktoratsstrafe davon. Nicht zuletzt dank eines beherzten Auftritts der drei Professoren Georg Stang (nach 1945 Landtagspräsident), Franz Pauer und Ernst Müller bei ihrem Chef Graßl, den sie – wenn auch vergebens – aufforderten, die Kreuze wieder aufzuhängen. Franz Freisleder
(Höhne/Kruis, „Zeit der Bedrängnis”, Anton H. Konrad Verlag, 272 Seiten, rund 20 Bilder, 15 Euro).
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