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This much anticipated edition is one of the publishing phenomena of the year, encompassing the oeuvre of one of the most significant artists working with photography in the twentieth century. Limited to 1,100 copies each signed and numbered by Lewis Baltz, this edition contains ten hardback, linen bound volumes, housed in an embossed slipcase. WORKS celebrates Lewis Baltz’s indelible influence on the development of contemporary photography and contains reissues of Baltz’s most significant books, many of which are now collectible rarities, as well as four as yet unpublished projects. Each of…mehr

Produktbeschreibung
This much anticipated edition is one of the publishing phenomena of the year, encompassing the oeuvre of one of the most significant artists working with photography in the twentieth century. Limited to 1,100 copies each signed and numbered by Lewis Baltz, this edition contains ten hardback, linen bound volumes, housed in an embossed slipcase. WORKS celebrates Lewis Baltz’s indelible influence on the development of contemporary photography and contains reissues of Baltz’s most significant books, many of which are now collectible rarities, as well as four as yet unpublished projects. Each of the books has been crafted in close collaboration with Baltz, who oversaw each stage of production with Gerhard Steidl. From scanning of the vintage prints, to book design, selection of paper and binding materials, pre-press and printing, Baltz has shaped the form and aesthetic of these publications. Printed in luminous quadratone, WORKS is a testament to the importance of the book as a primary medium in Baltz’s practice. “Baltz’s work exemplifies the ways in which photography, beginning some four decades ago, started to loose the bonds of its isolation within its own segregated history and aesthetics and began to take its place as an equal among other media.” Adam D. Weinberg, Alice Pratt Brown Director, Whitney Museum of American Art.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2010

Die Inventur der Unwirtlichkeit

Unter den großen Künstlern der Minimal Art wurde einer lange Zeit übersehen: Lewis Baltz. Er forschte mit der Kamera nach Amerikas Seele. Seine Spurensuche füllt jetzt zehn Bände.

Von Freddy Langer

Um es vorwegzunehmen: Nein, die zehn Bände der kiloschweren Lewis-Baltz-Kassette "Works" zeigen noch lange nicht das Gesamtwerk des Fotografen. Und: Ja, die Kassette ist eine Sensation. Buch für Buch, manches zweihundert Seiten stark, eines - mit nur sieben Abbildungen - so dünn wie eine Broschüre, erschließt sich ein Werk, das teils vergessen war, teils hier überhaupt zum ersten Mal zu sehen ist, das sich aber in solcher Kompromisslosigkeit und Schlüssigkeit offenbart, dass man es nun endgültig als einen der bedeutenden Pfeiler der amerikanischen Fotografie in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts betrachten muss.

Die eigentliche Wiederentdeckung der Arbeit des 1945 geborenen Lewis Baltz liegt fünf Jahre zurück. Damals hatte das Whitney Museum of American Art in New York ein riesiges Konvolut von Abzügen erworben und den Ankauf mit einem dreibändigen Katalog dokumentiert. Das war vielleicht noch keine Kampfansage an das Museum of Modern Art, aber dass es sich um eine Stellungnahme handelte, war nicht zu übersehen. Denn wiederum fünf Jahre zuvor hatte das MoMA tausend Abzüge des Fotografen Lee Friedlander erworben. Ausstellungen hatte ihm das Haus schon etliche eingerichtet, bis zurück ins Jahr 1967, als seine Bilder gemeinsam mit denen von Diane Arbus und Garry Winogrand in der wegweisenden Bilderschau "New Documents" zu sehen waren. Seither hatte Friedlander gewissermaßen immer einen Fuß in der Tür. Nun aber machte das Museum ihn berühmt und hob ihn auf einen der höchsten Sockel, der einem Fotografen je gebaut wurde. In seiner radikalen Schnappschussästhetik würde das Bild der sechziger, siebziger und achtziger Jahre überliefert werden: vor allem mit den überladenen Straßenszenen - optischen Kakophonien, die sich bisweilen auch auf den zweiten Blick noch nicht entschlüsseln lassen.

Das Whitney konterte mit Lewis Baltz. Seine Arbeiten wirken einfacher. Die Bilder sind geprägt von einer spröden Ästhetik, die sich in erster Linie am Formenkanon der Minimal Art orientiert und nur bisweilen augenzwinkernd die Pop Art zitiert. Es sind zurückhaltende Aufnahmen von empfindlicher Zartheit, in denen die Welt oft zur Fläche reduziert wird und mit wenigen Strichen angedeutet bleibt, vergleichbar den Zeichnungen von Agnes Martin und den Skulpturen von Sol LeWitt. Ausdrücklich wies das Whitney denn auch darauf hin, dass es mit seiner vergleichsweise kleinen Fotosammlung gar nicht erst versuche, die Geschichte des Mediums abzudecken, sondern die Arbeiten einbetten wolle in den Kontext der zeitgenössischen Kunst. In diesen Anspruch fügen sich die strengen Motive von Baltz ungleich besser ein als die wilden Schnappschüsse Friedlanders. Und es war ja auch kein Zufall, das Baltz von 1971 bis 1988 durch den Kunstgaleristen Leo Castelli vertreten wurde, der seine Fotos im Umfeld von Dan Flavin und Richard Serra, Ed Ruscha und Donald Judd zeigte. Pikanterweise aber folgen beide Fotografen demselben Thema: Sie suchen nach der Seele Amerikas. Fast möchte man ihre OEuvres als die zwei Seiten einer Medaille bezeichnen.

Auch die künstlerische Karriere von Lewis Baltz lässt sich zu einer bahnbrechenden Ausstellung zurückverfolgen: "New Topographics" im George Eastman House, 1975. Hatte "New Documents" das Bild einer kaputten Gesellschaft gezeigt, widmete sich "New Topographics" der zerstörten Natur. Im Schnittpunkt von strenger Dokumentation und befreiter Kunst präsentierte die Bilderschau eine neue Art der Landschaftsdarstellung, für die etwa Henry Wessel, Robert Adams oder Bernd und Hilla Becher fern einer pittoresken oder gar sublimen Darstellung die dramatischen Spuren der Urbarmachung, Besiedlung und Verstädterung in den Vordergrund rückten.

Baltz hatte damals das Entstehen eines Industrieparks in der Nähe der kalifornischen Stadt Irvine festgehalten. Dem Bild von der grandiosen Wildnis des Westens, schlechthin der Metapher für den amerikanischen Traum, setzte er die Verwandlung in trostlose Grundstücke mit einfallslosen Fassaden entgegen. Dabei entriss er der normierten Hässlichkeit von Bürogebäuden und Fertigungshallen gerade durch seine spröde Abbildungsweise eine befremdende, fast möchte man sagen: erschreckende Eleganz. Der all den Bildern innewohnende Hinweis, dass nur die Kunst eine solche ästhetische Verzerrung ermöglicht, wurde zu seiner Kritik an der seelenlosen Wirklichkeit. So erhielt die augenscheinlich unsentimentale, sterile Dokumentation eine dramatische, gesellschaftspolitische Dimension.

Den einundfünfzig Aufnahmen des Industrieparks bei Irvine ist einer der Bände der Kassette "Works" gewidmet. Dass Baltz seine Ablehnung gegen den Raubbau an der Natur und eine unbedachte Landerschließung in den folgenden Serien ungleich schärfer formulierte, ist in den Büchern "Nevada", "Near Reno" und "Maryland" nicht zu übersehen, allesamt Dokumentationen von Neubaugebieten und Randzonen öder Städte. Dennoch sind viele der Aufnahmen durch einen sonderbaren Schwebezustand gekennzeichnet. Die menschenleeren Aufnahmen des Baus von "Park City" etwa, einer an Banalität kaum zu übertreffenden Retortensiedlung unterhalb eines Skigebiets in Utah, erwecken den Eindruck, die Häuser würden gerade abgerissen. Und in der Bestandsaufnahme von "San Quentin Point", einer Ödnis, in deren Boden tief die Spuren von Baggern eingegraben sind und wo die Bewohner der Umgebung bergeweise ihren Müll hingeschmissen haben, entlockt er diesem "Waste Land" einen Hauch des Mythischen, als blicke man auf die Reste einer alten Kultur.

Um das Einzelbild war es Baltz, der die Fotografie bei Gelegenheit "in einem schmalen Spalt zwischen Kino und Literatur" angesiedelt hat, nie zu tun. Von der ersten Stunde an arbeitete er in konzeptuellen Bildfolgen. Wie besessen umkreist er seine Themen im engen Radius und fügt die Motive später in epischer Breite oder lyrischer Dichte zusammen.

Schon als Student hatte er mit seiner umwerfenden Serie "Prototype Works" Ende der sechziger Jahre das Konzept gleich für etliche Bildreihen formuliert. Diese Studien, die jetzt mit vierundachtzig Beispielen so umfangreich zu sehen sind wie nie zuvor und das Herzstück der Kassette bilden, sind Ergebnis einer beharrlichen Suche nach serientauglichen Motiven im amerikanischen Westen. Jedes der Fotos versteht sich als der Beginn einer ausführlichen Untersuchung, quasi als das erste Kapitel eines eigenen fotografischen Berichts. Die Schwarzweißfotografien zeigen ganz puristisch Hausfassaden und Details von Architektur, Schriftzüge und Werbetafeln, parkende Autos und Spiegelungen in Schaufenstern, fast alles frontal aufgenommen, ohne jegliche Raumtiefe, als wolle Baltz den Weg in das Bild versperren und damit darstellen, wie verbaut die Welt und damit das Leben mittlerweile ist. Weil freilich auch die in ihrer Perfektion so kalten wie stupiden architektonischen Formen auf ihre Art Prototypen darstellen, Muster für den seriellen Hausbau, wird die Arbeit im doppelten Sinn zu einer Inventur der Unwirtlichkeit. Die auf Ort und Aufnahmejahr beschränkten Bildtitel täuschen sogar einen buchhalterischen Ansatz vor - sind aber wohl eher ironische Kommentare zu diesen aus Raum und Zeit gefallenen Nicht-Orten.

Augenblicklich, so lassen die "Prototypes" erkennen, hatte Lewis Baltz zu seiner reduzierten Bildsprache gefunden, eine pseudodokumentarischen Herangehensweise, hinter der sich tatsächlich jedoch ein solch ausgeprägter künstlerischer Wille verbirgt, dass Baltz sich nicht scheut, das seltsam unspezifische Licht, in das all seine Motive getaucht sind und das ihnen ihre unwirkliche, aber eben auch unmenschliche Atmosphäre verleiht, erst durch technische Tricks in der Dunkelkammer zu schaffen.

Lewis macht sich die Eigenart der Fotografie zu eigen, dass sie umso geheimnisvoller wirkt, je präziser sie ihren Gegenstand zeigt. Selbst der hässlichsten Fassade verhilft er so zu einem Moment von Magie - und lässt sie doch unter dem Mantel der Anonymität wieder verschwinden. Es ist dieser Widerspruch, der sein Werk auszeichnet, und den vermutlich niemand vor ihm je in Fotografien umgesetzt hat. Mag sein, dass sich darin nicht zuletzt eine Sehnsucht nach Schönheit verbirgt, der Ehrgeiz, in der Gesichtslosigkeit amerikanischer Vorortsiedlungen und Industriegebieten mit aller Gewalt etwas Anschauenswertes bloßzulegen.

Auf einem ganz frühen Bild der "Prototypes", aufgenommen 1968, sieht man eine graue Wand, die man nicht zuordnen kann und nicht genau begreift und auf die mit schwarzem Strich die Aussparung einer Tür gezeichnet ist, wie als Auftrag an einen Arbeiter. Deutlicher hat Lewis Baltz sein Dilemma nie dargestellt: eine Tür aufstoßen zu wollen, die es gar nicht gibt.

Lewis Baltz: "Works". Vor- und Nachworte diverser Autoren. Steidl Verlag, Göttingen 2010. Zehn Bände, geb., Kass., zus. 964 S., 448 Abb., 500,- [Euro]. Limitierte Auflage von 1100 Stück.

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