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Der Kriminalroman zu Stuttgart 21 Drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und ein Hund in einer Stadt, in der sich die Tragödie der Welt zur grandiosen Posse verdichtet. Sie alle führt das Schicksal mitten hinein in die Bodenlosigkeit eines umkämpften Großprojekts. Ein Archäologe wird auf eine geheimdiensthaft-kryptische Weise nach Stuttgart gerufen und wittert seine große Chance: Bei Probebohrungen im Schlossgarten wurde eine rätselhafte antike Apparatur gefunden. Ein Durchschnittsbürger, den die Wut über das Leben, seine Ungerechtigkeiten, der Zorn über die Willkür der…mehr

Produktbeschreibung
Der Kriminalroman zu Stuttgart 21 Drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und ein Hund in einer Stadt, in der sich die Tragödie der Welt zur grandiosen Posse verdichtet. Sie alle führt das Schicksal mitten hinein in die Bodenlosigkeit eines umkämpften Großprojekts. Ein Archäologe wird auf eine geheimdiensthaft-kryptische Weise nach Stuttgart gerufen und wittert seine große Chance: Bei Probebohrungen im Schlossgarten wurde eine rätselhafte antike Apparatur gefunden. Ein Durchschnittsbürger, den die Wut über das Leben, seine Ungerechtigkeiten, der Zorn über die Willkür der Mächtigen zum Scharfrichter und Scharfschützen macht: präzise, geduldig, gefährlich. Der Münchner Kommissar Rosenblüt, der auf der Spur eines Falles in seine schwäbische Heimatstadt zurückkehren muss, wo er bereits einmal den hohen Herren zu nahe getreten ist und daher die Stadt eigentlich für immer hinter sich lassen wollte. Und ein Hund, ein rätselhafter, etwas verfetteter Streuner, dessen größtes Talent Heinrich Steinfest in seiner exzellenten, witzigen Sprache so beschreibt: 'Niemand konnte so gut sitzen wie er. Eigentlich war es ein ästhetisches Verbrechen, diesen Hund zur Bewegung zu zwingen.'
Autorenporträt
Heinrich Steinfest wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet. Er erhielt 2010 den Stuttgarter Krimipreis und den HeimitovonDodererLiteraturpreis. Heinrich Steinfest lebte und arbeitete in Wien, bis er vor zwölf Jahren nach Stuttgart zog. Er sieht sich als Interpret des Projekts 'Stuttgart 21' sowie der Bürgerbewegung. Ganz besonders faszinieren ihn die soziologischen Dimensionen des Vorhabens.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2011

Eine Stadt wird ermordet
Buchvorstellung am Krisenort: Heinrich Steinfests Krimi über "Stuttgart 21"

Der Stuttgarter Landtag ist leer. Kein Abgeordneter kommt, keiner geht. Im Plenum sitzt der Schriftsteller Heinrich Steinfest, um seinen neuen Roman vorzustellen. "Wo die Löwen weinen" ist ein Kriminalroman, ein Buch über eine Posse mit tragischen Zügen, die aber auch ein Lehrstück ist. Nur welche Lehren daraus zu ziehen sind, das lässt sich endgültig noch nicht sagen.

"Dies ist ein Roman über das Vorhaben, eine Stadt zu ermorden", sagt der Autor über sein Buch. Es handelt von "Stuttgart 21" und dem Streit um das Bahnhofsprojekt, das die Stadt gespalten hat und vielleicht die bevorstehenden Landtagswahlen entscheiden wird. Aber der Landtag tagt heute nicht, und das Plenum ist auch nicht der große Sitzungssaal, sondern nur das jedem Besucher zugängliche Restaurant im Landtagsgebäude. Heinrich Steinfest könnte durch eine große Glasscheibe ins Foyer des schwäbischen Machtzentrums hinüberblicken. Aber er schielt nicht nach den Mächtigen.

Wenig später hat Steinfest den Landtag bereits wieder verlassen und ist durch den Schlossgarten spaziert, vorüber an den umkämpften Platanen, dem Planetarium und dem Zeltlager der winterfesten Dauerdemonstranten, hinein in den Bahnhof und hinauf auf den Turm des Bonatz-Baus. Nun steht der Schriftsteller unter dem Mercedes-Stern, der die Aussichtsplattform im zehnten Stock bekrönt, und blickt über die Stadt: Unten klafft schauerlich die Lücke, die der bereits abgerissene Nordflügel hinterlassen hat, in der Mitte prangt die begehrte Halbhöhenlage, ganz oben weht die Landesfahne über der Villa Reitzenstein. Nein, es werde keine Lesung im Landtag geben, nicht im Rathaus und auch nicht im Dienstsitz des Ministerpräsidenten. Für Herrn Mappus würde er schon eine Lesung veranstalten, sagt Steinfest: "Aber nur unter vier Augen."

Als Heinrich Steinfest vor dreizehn Jahren von Wien nach Stuttgart fuhr und sich seine neue Heimatstadt zum ersten Mal vom Bahnhofsturm aus ansah, war das Großprojekt vier Jahre alt. Die offizielle Zeittafel der Ausstellung im Inneren des Turmes beginnt mit einer "Ideenskizze" im Jahr 1994 und bricht recht unvermittelt ab mit einem Sieg der Projektplaner vor dem Mannheimer Verwaltungsgerichtshof im Jahr 2006. Danach hat der Proteststurm die Chronisten offenbar überrollt. Steinfest, einer der profiliertesten deutschsprachigen Krimiautoren, gehört zu den entschiedenen Gegnern des Projekts, über dem er selbst zu einem jener "Bürgerexperten" geworden ist, die seiner Ansicht nach den Protest wesentlich vorangetrieben haben. Ohne diese "Wutbildungsbürger", wie er sie nennt, ohne die Expertise der pensionierten Bahner und Ingenieure, die keine Rücksicht auf etwaige Arbeitgeber mehr nehmen mussten und sich zäh durch Berge von Gutachten kämpften, wäre der Protest wohl rasch in sich zusammengebrochen. Sein Fundament bestand aus Zorn, Sorgen und Zukunftsängsten, aber auch aus Fachwissen, wie Steinfest glaubt.

Nach seinen Recherchen, für die er sich mehr auf die Dokumentationen der Projektgegner als auf die Presse stützte, hätte er "auch ein Buch über Oettinger" schreiben können. Aber Steinfest kommt nicht von der Recherche, sondern von der Bildenden Kunst. Stuttgart habe ihm für seinen Roman Modell gesessen, und er habe mit den Augen eines Impressionisten, Surrealisten und Kubisten auf die Stadt geschaut. Die Stilvielfalt ist Programm: Steinfests Bücher sind Hybridwesen, unbekümmerte Kreuzungen von Stilen und Genres, in immer neuen Sprüngen und Windungen vorangetrieben von der Sprachlust und dem Einfallsreichtum des Autors. Steinfests Ehrgeiz besteht oft vor allem darin, noch die unwahrscheinlichste Wendung plausibel scheinen zu lassen. So werden auch Außerirdische und philosophische Hunde zwanglos in den Fall integriert. In Stuttgart schickt Steinfest nun einen Archäologen, einen exilierten Kommissar und einen Durchschnittbürger los, um das Geheimnis des "Schlossgarten-Mechanismus" zu lüften. Diese "schlafende Maschine", angeblich ein vorchristliches Objekt, steht rätselhaft und "unverrückbar" im Zentrum allen Geschehens. So viel sei bereits verraten: Es handelt sich bei dem mythischen Gebilde nicht um Heiner Geißler.

HUBERT SPIEGEL

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Tobias Gohlis hat seine Krimi-Bestenliste zur Zeit geholt. Was bisher als KrimiWelt figurierte, heißt jetzt KrimiZeit und erscheint von nun an jeden ersten Donnerstag in Hamburg. Als ein "Prachtexemplar" dieser Liste stellt Gohlis Heinrich Steinfests Roman "Wo die Löwen wohnen" vor, die Fortsetzung der Proteste gegen Stuttgart 21 mit literarischen Mitteln. Gohlis lässt sich das gern gefallen, denn auch die "Ermordung einer Stadt" sei schließlich ein Verbrechen und dagegen müsse man mit sich mit den schärfsten Waffen zur Wehr setzen. Über den Plot verrrät der Rezensent so viel, dass in ihm ein Archäologe und ein wütender Rentner tragende Rollen spielen, aber auch eine unterirdische Maschinengöttin, an der die Herren aus Politik und Wirtschaft nicht vorbeikommen: "Die Göttin ist da und dagegen."

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein phantastisch gelungenes Stück engagierter Literatur.« Deutschlandfunk »Ein ganz und gar hinreißender Autor.« Denis Scheck