21,99 €
inkl. MwSt.

Versandfertig in über 4 Wochen
payback
11 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

THE INSTANT NEW YORK TIMES BESTSELLER. New York Times Editor's Pick. Library Journal Best Books of 2019. TIME Magazine's "Best Memoirs of 2018 So Far." O, Oprah's Magazine's "10 Titles to Pick Up Now." Politics & Current Events 2018 O.W.L. Book Awards Winner The Root Best of 2018 "This remarkable book reveals what inspired Patrisse's visionary and courageous activism and forces us to face the consequence of the choices our nation made when we criminalized a generation. This book is a must-read for all of us." - Michelle Alexander, New York Times bestselling author of The New Jim Crow A poetic…mehr

Produktbeschreibung
THE INSTANT NEW YORK TIMES BESTSELLER. New York Times Editor's Pick. Library Journal Best Books of 2019. TIME Magazine's "Best Memoirs of 2018 So Far." O, Oprah's Magazine's "10 Titles to Pick Up Now." Politics & Current Events 2018 O.W.L. Book Awards Winner The Root Best of 2018 "This remarkable book reveals what inspired Patrisse's visionary and courageous activism and forces us to face the consequence of the choices our nation made when we criminalized a generation. This book is a must-read for all of us." - Michelle Alexander, New York Times bestselling author of The New Jim Crow A poetic and powerful memoir about what it means to be a Black woman in America-and the co-founding of a movement that demands justice for all in the land of the free. Raised by a single mother in an impoverished neighborhood in Los Angeles, Patrisse Khan-Cullors experienced firsthand the prejudice and persecution Black Americans endure at the hands of law enforcement. For Patrisse, the most vulnerable people in the country are Black people. Deliberately and ruthlessly targeted by a criminal justice system serving a white privilege agenda, Black people are subjected to unjustifiable racial profiling and police brutality. In 2013, when Trayvon Martin's killer went free, Patrisse's outrage led her to co-found Black Lives Matter with Alicia Garza and Opal Tometi. Condemned as terrorists and as a threat to America, these loving women founded a hashtag that birthed the movement to demand accountability from the authorities who continually turn a blind eye to the injustices inflicted upon people of Black and Brown skin. Championing human rights in the face of violent racism, Patrisse is a survivor. She transformed her personal pain into political power, giving voice to a people suffering inequality and a movement fueled by her strength and love to tell the country-and the world-that Black Lives Matter. When They Call You a Terrorist is Patrisse Khan-Cullors and asha bandele's reflection on humanity. It is an empowering account of survival, strength and resilience and a call to action to change the culture that declares innocent Black life expendable.
Autorenporträt
Patrisse Cullors is an author of the New York Times bestseller When They Call You a Terrorist, educator, artist, and abolitionist from Los Angeles. She is the co-founder of the Crenshaw Dairy Mart and has been on the frontlines of the abolitionist movement with Black Lives Matter, Justice LA, Dignity and Power Now, and Reform LA jails. Also the founder of The Center For Art and Abolition, Cullors has popularized the term "Abolitionist Aesthetics" to challenge artists to aestheticize abolition.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.04.2018

Emotional überwältigt

Sie kämpfen gegen die Gewaltexzesse einer rassistischen Polizei: Die Streitschrift von Patrisse Khan-Cullors soll den Aktivisten von #BlackLivesMatter Mut machen, hinterlässt aber einen mehr als zwiespältigen Eindruck.

Am 26. Februar 2012 wurde in Sanford im Staate Florida der unbewaffnete schwarze Jugendliche Trayvon Martin von George Zimmermann, einem Bürgerwehrmitglied mit Latino-Hintergrund, in vorgeblicher Notwehr erschossen. Das Opfer war erst siebzehn Jahre alt und hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Was anfangs aussah wie einer der vielen Fälle alltäglicher Gewalt in den Straßen der Vereinigten Staaten, wuchs sich alsbald zu einem handfesten Skandal aus.

Anfangs waren es die üblichen Verdächtigen, die protestierten, etwa der baptistische Pastor und Bürgerrechtler Al Sharpton, der sich, wenn auch im Auftreten radikaler, ganz in den Traditionen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung eines Martin Luther King, Ralph Abernathy, Bayard Rustin oder Fred Shuttlesworth bewegt. Bald jedoch änderten sich Tonlage und Zielsetzung des Protests, vor allem als im August 2014 ein weiterer junger Schwarzer, Michael Brown, diesmal in Ferguson, Missouri, von einem weißen Polizisten erschossen wurde. Auch Brown war unbewaffnet.

Diesmal waren es schwarze Studenten, die, ganz zeitgemäß, unter dem Hashtag #BlackLivesMatter eine der weltweit erfolgreichsten Aktivistengruppierungen überhaupt begründeten. Unter den ersten Organisatoren von #BlackLivesMatter befand sich auch die Philosophiestudentin Patrisse Khan-Cullors, die nun, unterstützt von der Romanautorin Asha Bandele, ihre Autobiographie vorgelegt hat, eine Mischung aus persönlich gefärbter Familienerzählung, sozialer Analyse und politischer Agitationsschrift. Khan-Cullors war beinahe schon dazu prädestiniert, auf diese Weise politisch aktiv zu werden. Obwohl erst vierunddreißig Jahre alt, hat sie eine nachgerade archetypische schwarze Lebensgeschichte hinter sich.

Die Mutter war als junges Mädchen wegen ihrer Teenagerschwangerschaft von der Familie und ihrer Kirche verstoßen worden und schlug sich mit einfachen Jobs durchs Leben, um ihre Familie zu ernähren. Zwei Brüder hatten bereits im Gefängnis gesessen, einer davon war schwer psychisch krank. Patrisse Cullors hatte selbst schon demütigenden Polizeigewahrsam, Polizeigewalt und soziale Ungerechtigkeiten zuhauf erfahren, zumal sie sich im Alter von sechzehn Jahren als queer, in ihrem Fall bisexuell, outete.

Dank einer guten Schulerziehung, die nicht zuletzt von ihrer Mutter gefördert wurde, gelang es ihr, sich bis ins College voranzukämpfen, wobei sie die Erfahrung machte, dass weiße Mittelklassekinder es selbst dann leichter hatten als Schwarze, wenn sie offen Rauschgift konsumierten. Was bei Schwarzen automatisch dazu führte, als Verbrecher abgestempelt und zu hohen Haftstrafen verurteilt zu werden, reichte bei Weißen gerade einmal zu einem eher symbolischen Klaps auf die Hände. Diese Ungerechtigkeiten machten aus Cullors eine engagierte Kämpferin für soziale Gerechtigkeit und die Sache der offenkundig benachteiligten und kriminalisierten schwarzen Minderheit. #BlackLivesMatter lag in der Logik ihres Lebens.

Daher sind ihre mitreißenden, intensiven Schilderungen persönlich erlebten Unrechts auch die mit Abstand besten Passagen des Buchs, vor allem dann, wenn sie durch knappe, aber aussagekräftige Analysen der gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen, unter denen US-amerikanische Schwarze bis zum heutigen Tag zu leiden haben, ergänzt werden. Man denke nur an die unverhältnismäßig hohen Gefängnisstrafen, die vor allem Präsident Bill Clinton zu verantworten hat, oder die miserablen Bedingungen in der Psychiatrie. In den Vereinigten Staaten lebt eine horrende Anzahl schwarzer psychisch kranker Personen im Gefängnis, statt adäquat versorgt zu werden.

Dies sind die Schattenseiten einer vorrangig auf finanziellen Erfolg getrimmten neoliberalen Gesellschaft, um von den Exzessen der Polizeigewalt und dem strukturellen Rassismus im Land gar nicht erst zu reden. Nicht zufällig wurde #BlackLivesMatter von konservativer Seite schnell unter Terrorismusverdacht gestellt. Die Vereinigten Staaten haben eine ungute Tradition, radikale politische Opposition zu skandalisieren und zu kriminalisieren. Dennoch hinterlässt das Buch einen mehr als nur zwiespältigen Eindruck. Da wäre zum einen die Sprache. So kristallklar die gesellschaftliche Kritik vorgetragen wird, so süßlich und gefühlsselig wirken die mit Adjektiven überfrachteten Passagen zum Alltagsleben. Vielleicht muss dies unter den Bedingungen moderner Mediendemokratie so sein, wirklich überzeugend ist es aber nicht. In mancherlei Hinsicht erinnern diese Passagen des permanenten, an Wortmagie gemahnenden Selbstempowerment an jene Form des positiven Denkens, das Norman Vincent Peale und die gegenwärtigen Propheten des gospel of prosperity predigen, dem ausgerechnet Donald Trump anhängt.

Die Hoffnung, die Welt durch die Kraft positiven Denkens zu verändern, soll niemandem genommen werden. Sie ersetzt aber kein konkretes politisches Programm. Vorrangig fehlt dem Buch jede Auseinandersetzung mit der Gewalt innerhalb der schwarzen Bevölkerung. Jedes Jahr sterben im Durchschnitt hundertzwanzig schwarze Männer und Frauen, darunter nicht nur Unbewaffnete und Unschuldige, im Kugelhagel der Polizei, aber weitere 4400 werden von anderen Schwarzen im Rahmen von Gang-Morden getötet. Das Wort "Gang" aber fehlt fast vollständig.

Kein Hinweis auf die Crips mit ihren rund 30 000 Mitgliedern, die Bloods oder die Mara Salvatrucha, die zentralamerikanischen Ursprungs ist und sich mit schwarzen und Latinogangs einen harten, brutalen Kampf um die Vorherrschaft auf dem Drogenmarkt liefert. Warum blendet Patrisse Khan-Cullors all dies aus? Warum fragt sie nicht, warum Latinos und Indianer und schließlich auch arme Weiße ebenfalls überdurchschnittlich oft Opfer von Polizeibrutalität sind? Sollte es sich um ein Problem von Rasse und Klasse handeln? Warum redet sie nicht über die grauenhaft unprofessionelle Ausbildung vieler amerikanischer Polizisten, gleichgültig, welcher ethnischen Gruppe sie angehören?

Hier wird die Aktivistin emotional von ihrem Anliegen überwältigt. Noch problematischer aber sind die fehlenden Lösungsansätze. An ihre Stelle tritt eine sonderbare Mischung aus Gefühligkeit und unklaren Visionen einer Welt ohne Gefängnisse oder Sicherheitszäune und Metalldetektoren um Schulen - eine Welt, in der man sich unabhängig von Rasse, Klasse und sexueller Orientierung liebevoll und zärtlich begegnet und in der soziale Gerechtigkeit offenbar und vollkommen kritiklos durch die Klassiker des Marxismus-Leninismus definiert wird.

Das Ziel ist irgendwie klar, der Weg dorthin bleibt finster, vor allem wenn man Cullors' Sicht auf die gegenwärtige Situation auch nur ansatzweise teilt. Kaum weniger unglücklich ist es, wenn man sich zu Recht gegen den Vorwurf, Terroristen zu sein, wehrt, dann aber das Buch ausgerechnet Assata Shakur widmet, einer Terroristin, die wegen Mordes verurteilt ist und in Kuba im Exil lebt.

Schließlich drängt sich die Frage auf, ob es #BlackLivesMatter wirklich weiterhilft, das Hauptanliegen - den Kampf gegen Gewaltexzesse einer überforderten und in Teilen rassistischen Polizei - mit dem Kampf der LGBT-Bewegung gegen die traditionelle Nuklearfamilie, die Heteronormativität einer überwiegend heterosexuellen Gesellschaft und gegen die traditionelle christliche Prägung der black community zu verknüpfen? Insbesondere wenn dies bedeutet, verschwurbelt-dogmatische Sprachregelungen aus einer akademischen Welt fernab der Realitäten in den schwarzen Gettos zu übernehmen.

MICHAEL HOCHGESCHWENDER.

Patrisse Khan-Cullors: "#Black Lives Matter". Eine Geschichte vom Überleben.

Aus dem amerikanischen Englisch von Henriette Zeltner. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2018. 288 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr