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Spannende und skurrile Geschichten eines neuen Erzählers! Zwei Männer im Zugabteil kämpfen einen stillen Kampf; ein Mann kann das Leben nur bestehen, indem er gräbt; Hinterbliebene diskutieren bei der Beerdigung um die richtige Reihen- und Rangfolge der Trauernden; eine Horde Schweine wagt einen entschlossenen Ausbruch...

Produktbeschreibung
Spannende und skurrile Geschichten eines neuen Erzählers!
Zwei Männer im Zugabteil kämpfen einen stillen Kampf; ein Mann kann das Leben nur bestehen, indem er gräbt; Hinterbliebene diskutieren bei der Beerdigung um die richtige Reihen- und Rangfolge der Trauernden; eine Horde Schweine wagt einen entschlossenen Ausbruch...
Autorenporträt
Markus Orths, geboren 1969 in Viersen, studierte Philosophie, Romanistik und Anglistik. Er lebt als Autor in Karlsruhe. Seine Erzählungen und Romane wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem gewann er im Jahr 2000 den open mike der Literaturwerkstatt Berlin, einen der wichtigsten Literaturwettbewerbe für junge Schriftsteller. Neben zahlreichen Stipendien (z.B. dem Aufenthaltsstipendium im Literarischen Colloquium Berlin, dem Heinrich-Heine-Stipendium, dem Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg) erhielt er u.a. den Telekom Austria Preis (Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt 2008), den Förderpreis des Landes NRW und des Marburger Literaturpreises, den Moerser Literaturpreis, den Limburg-Preis, den Sir-Walter-Scott-Preis sowie den Niederrheinischen Literaturpreis. Für seinen Roman DIE TARNKAPPE wurde er mit dem Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar ausgezeichnet (2011). Zuletzt gewann er 2012 den Stückwettbewerb des Theaters Baden-Baden und für die Adaption von DAS ZIMMERMÄDCHEN den Pariser Prix Théâtre 13 sowie den Publikumspreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.05.2002

Ihr blödes Schlendern ist Absicht
Im Ohrenzeugenstand: Erzählungen voller Rätsel von Markus Orths

Man muß nicht zum Dichter geboren sein, um fabulieren zu lernen. Manchmal reicht schon eine große Operationsnarbe. Ob im Schwimmbad, beim Tauchkurs oder im Bett - der Neugierde darf ein so gezeichneter Erzähler sicher sein. Je nach Anlaß kann er sich von einer einfachen Messerstecherei über eine Haiattacke bis zur Austragung eines Babys steigern. In "Krakenkampf", einer von siebzehn Geschichten in Markus Orths' Debütband "Wer geht wo hinterm Sarg", prahlt solch ein Stegreifkünstler mit phantastischen Heldentaten. Orths steht ihm an bizarren Einfällen um nichts nach, doch sein Erzählerrepertoire umfaßt mehr als Münchhausen-Figuren.

Orths, Jahrgang 1969, bedarf keiner Narben für seine Schriftstellerei. Ständig spielt er aber mit Effekten, die sich aus der Konfrontation mit dem Unheimlichen, Bedrohlichen oder Ekelhaften ergeben. Der Leser wird dabei nicht geschont, zumal das altbewährte angenehme Grauen nur selten zur Reinigung gelangt. Die aufgebaute Spannung findet nicht immer angemessene Ableitung, die durchweg kurzen Geschichten kommen häufig zu keinem pointierten Schluß. Rätselhaft bleiben die besten, etwas skizzenhaft und konturenlos die schwächeren. Manchmal scheint es, als wolle Orths unerhörte Begebenheiten präsentieren, dabei aber etwas so Traditionelles wie eine Novelle um jeden Preis vermeiden.

In den meisten Fällen sind es Ich-Erzähler, befallen von einer Verunsicherung, die allmählich auf den Leser übergreift. In der Titelgeschichte geht sie von der Sorge um die Marschordnung einer kleinstädtischen Trauergesellschaft aus, die den Erzähler von der Beerdigung seiner Großmutter fernhält. "Im Stühlinger" übernimmt ein mißtrauischer Student die Rolle des Irritierten, der sich auf einer Zugfahrt erfolglos den zudringlichen Fragen eines Mitreisenden zu entziehen sucht. Wittert er Gefahren hinter bloßen Harmlosigkeiten, gibt er dem seltsamen Fremden leichtsinnig verwertbare Informationen preis, oder leidet er lediglich an Verfolgungswahn?

Hegt der psychiatrische Verstand hier noch Zweifel, so sind diese angesichts eines von völligem Gedächtnisverlust heimgesuchten Mannes ausgeräumt. Sein hilfloser Versuch, mittels Adreßbuch und Tagesnotaten Freundschaften oder einfach nur das Gestern zu vergegenwärtigen, wirken höchst beklemmend. Zwischen diesen Extremen tummeln sich allerlei Psychopathen des Alltagslebens, die man sogar literarisch schon zu kennen meint.

So etwa "Der Gräber", der sämtliche biographischen Klippen mit dem Spaten in der Hand im eigenen Garten zu bewältigen sucht: Er mutet nicht nur durch die theophrastische Reduktion auf einen einzigen Charakterzug wie ein Widergänger aus Canettis "Ohrenzeuge" an. In einer anderen Geschichte mag einer wie Gottfried Benn der Pate bösartiger Phantasien sein: "Die Käfer haben ihr die Eier unter die Augenlieder geschoben" - erfährt eine Frau über ihre verstorbene Vormieterin -, "die Larven haben ihr die Augen zerbissen und sind in ihren Schädel gekrochen, sie haben aus ihrem Gehirn getrunken und Puppennester in die Ohrmuschel gebaut." Kein Wunder, daß diese Frau sich in imaginäre Schlachten mit widerlichem Ungeziefer hineinsteigert. Die absurden Alltagsszenen in "Likör und Pantoffel" oder "Ritt durch den Baum" erscheinen schließlich wie Etüden des Kafkaesken.

Anklänge und Anspielungen, die der Literaturwissenschaftler Orths auch anderen Autoren verdankt, müssen kein Nachteil sein. Steigt aber ihr vielstimmiger Pegel, drohen sie die selbständige Stimme eines Autors zu übertönen. Orths ist zwar ein solider und dabei erfrischend skurriler Erzähler, genau in Detailbeobachtungen und listig im Aufbau von Spannung. Ein unverwechselbar eigener Ton oder Einfälle jenseits von Effekten mangeln ihm aber noch etwas.

ALEXANDER KOSENINA

Markus Orths: "Wer geht wo hinterm Sarg?" Erzählungen. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2001. 160 S., geb., 15,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Markus Orths zielt mit Erfolg direkt unter die Haut." (Frankfurter Allgemeine Zeitung) "Markus Orths liebt das Morbide. Dennoch ist dieses Buch alles andere als traurig. Dafür sorgen des Autors Lust am Skurrilen und die eigentümliche Intensität seiner Prosa." (Handelsblatt) "Bei manchen Erzählungen denkt man an Edgar Allen Poe und ein größeres Lob dürfte es in diesem Genre kaum geben." (metropol)