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Drei Familien, ein Land - der große Palästina-Roman1869: Für Palästina ist es eine Zeit voller Umbrüche - Umbrüche, unter denen viele Familien leiden. Neta und David, ein junges jüdisches Paar, kommen aus Odessa nach Jerusalem. Die Templer Oswald und Gertrud finden aus dem protestantischen Württemberg den Weg ins Heilige Land. Mustafa und Raissa leben als Muslime in Jaffa. Sie sind unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Herkunft und werden doch gemeinsam mit dem Jerusalemer Zeitungsherausgeber Pinchas Goren zu Pionieren. Wird es ihnen gelingen, ihre Freundschaft über die Generationen…mehr

Produktbeschreibung
Drei Familien, ein Land - der große Palästina-Roman1869: Für Palästina ist es eine Zeit voller Umbrüche - Umbrüche, unter denen viele Familien leiden. Neta und David, ein junges jüdisches Paar, kommen aus Odessa nach Jerusalem. Die Templer Oswald und Gertrud finden aus dem protestantischen Württemberg den Weg ins Heilige Land. Mustafa und Raissa leben als Muslime in Jaffa. Sie sind unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Herkunft und werden doch gemeinsam mit dem Jerusalemer Zeitungsherausgeber Pinchas Goren zu Pionieren. Wird es ihnen gelingen, ihre Freundschaft über die Generationen zu bewahren?Seit Jahrtausenden siedeln Menschen an der südöstlichen Küste des Mittelmeers. Kanaaniter, Philister, Israeliten, Assyrer, Babylonier, Perser, Ptolemäer, Seleukiden, Römer, Byzantiner, muslimische Araber, Kreuzritter und Osmanen - die Folge der Völker und Reiche ist unüberschaubar. Heute erheben sowohl die Israelis als auch die Palästinenser Anspruch auf das Gebiet, berufen sichjeweils auf ihre Abstammung und Geschichte und stehen sich mit ihren Interessen schier unvereinbar gegenüber.Es gab jedoch auch eine Zeit des Miteinanders. Ende der 1860er-Jahre. In diese Zeit führt Avi Primor seine Leser zurück, um von hier die Geschichte dreier befreundeter Familien bis zum UNO-Beschluss zum Ende des britischen Mandats über Palästina und die Gründung zweier Staaten im Jahr 1947 zu erzählen. Sie sind unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Herkunft, arbeiten aber zusammen, verlieben sich und heiraten. Sie leben in ihrer Zeit und mit ihren Herausforderungen, finden im Kleinen aber immer wieder das Glück, das das Leben lebenswert macht. Ein dokumentarischer Spielfilm könnte kaum eindrücklicher sein. Ein Aufruf zu friedlichem Miteinander.
Autorenporträt
Avi Primor, 1935 als Sohn eines niederländischen Emigranten und einer deutschen Mutter in Israel geboren, war von 1993 bis 1999 israelischer Botschafter in Deutschland. Nach vielen Jahren im diplomatischen Dienst leitet Primor heute einen trilateralen Studiengang für israelische, palästinensische und jordanische Studenten in Israel und Düsseldorf.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.04.2020

So ist es leider nie gewesen
Avi Primors Roman "Weit war der Himmel über Palästina" erzählt einen alternativen Geschichtsverlauf

Drei Familien - die eine jüdisch, die andere muslimisch, die dritte protestantisch - begegnen sich im Palästina des neunzehnten Jahrhunderts, sie arbeiten zusammen, leben zusammen, heiraten untereinander. Ihre Geschichte erinnert an "Nathan der Weise", aber anders als Lessings Ringparabel wendet sich Avi Primors neuer Roman nicht der Zukunft, sondern der Vergangenheit zu: Der Diplomat, der von 1993 bis 1999 israelischer Botschafter im frisch wiedervereinigten Deutschland war und heute seinen fünfundachtzigsten Geburtstag begeht, schreibt seinem Staat eine schöne Vorgeschichte, die es leider nie gegeben hat.

Sie beginnt im Jahr 1869. David und Neta Zemach leben seit einiger Zeit in Jerusalem. Das junge Ehepaar kommt aus Odessa, David ist Chefredakteur der hebräischen Lokalzeitung, doch sie sind keine Zionisten, denn Herzl wird seine politische Bewegung erst Jahrzehnte später gründen. Sie sind moderne Juden aus der weltoffenen Hafenstadt am Schwarzen Meer, in der die intellektuelle Elite des russischen Judentums sitzt. Sie sprechen Hebräisch und sind nach Palästina gekommen, um ein neues Leben zu beginnen, jenseits der Enge des Schtetls, in der Russlands Juden keine Zukunft mehr haben.

Dann begegnen sie dem Pfarrer Oswald Simon, der aus Württemberg nach Palästina gekommen ist. Er gehört der protestantischen Tempelgesellschaft an, die das Heilige Land aufbauen will, um die Wiederkunft Jesu herbeizuführen. Gern arbeiten die Templer dabei auch mit Juden und Muslimen zusammen.

Jerusalem liegt zu diesem Zeitpunkt in der tiefsten Provinz des Osmanischen Reichs, in den Bergen gelegen, ist es nur schwer zugänglich. Oswald schlägt dem Ehepaar Zemach vor, sich am Aufbau einer Kutschenverbindung zu beteiligen, die die Stadt mit der Küstenebene verbinden soll. So lernen sie Mustafa Samara kennen, einen muslimischen Händler aus der Hafenstadt Jaffa, und auch dieser wohlhabende Mann beteiligt sich an dem Unternehmen.

Avi Primor führt die Vertreter der drei monotheistischen Religionen zusammen, und gemeinsam lässt er sie ihr Heiliges Land modernisieren. Nicht zufällig verwendet er dabei das Motiv der Kutschenverbindung: Auf diese Weise erschließen zur gleichen Zeit auch die Amerikaner ihren neuen Kontinent, und wo bald die Eisenbahnen fahren werden, waren es zunächst die Pferdekutschen, der sogenannte Pony-Express, der die Außenposten der Zivilisation mit deren Zentren verband. Die Amerikaner erschließen den Kontinent auf Kosten der Urbevölkerung - vor den Eisenbahnen des weißen Mannes müssen die Indianer weichen -, doch im Palästina Avi Primors ist es anders. Alle verbünden sich hier, Einheimische und Zugewanderte bauen das Land mit vereinten Kräften auf und machen es auf diese Weise zu ihrem gemeinsamen Besitz.

Wir wissen leider, dass es nicht so gewesen ist, und dennoch ist Primors Erzählung keine Utopie wie Theodor Herzls Roman "Altneuland" aus dem Jahr 1902. In einem fiktiven Palästina des Jahres 1923 angesiedelt, erdichtete auch Herzl darin eine glückliche Gemeinschaft der Völker und Religionen, denn von den schrecklichen Ereignissen vor der Gründung des Judenstaates ahnte er damals noch nichts.

Primor schreibt keinen Familienroman über menschliche Beziehungen und Konflikte, denn die Zeichnung fiktiver Figuren ist nicht seine starke Seite. Er schreibt einen Roman über historische Ereignisse, doch sie erscheinen in einer unvertrauten Perspektive: Primor lässt den Staat, den er lange als Diplomat vertreten hat, aus einem Ursprung erwachsen, der auch eine andere Möglichkeit eröffnet hätte.

Zentral dafür sind die Mischehen, die die drei Familien miteinander eingehen. Schon früh in der Romanhandlung, 1894, heiraten Werner, der jüngste Sohn des Pfarrers, und Sarah, die Tochter des Ehepaars Zemach. In einem historischen Jerusalem, das es so nie gegeben hat, entwirft Primor für seine Leser einen anderen Nahen Osten und eine andere deutsch-jüdische Geschichte. Auch sie ist niemals so gewesen, und am Ende des Romans wird Werner der Tragik nicht entgehen, mit der die historische Realität ihn konfrontiert.

Diese Realität, die er poetisch umschreibt, kennt Avi Primor nur allzu gut. Das zeigen viele Facetten seines Romans. Neben der arabischen Hafenstadt Jaffa, aus der die Familie Samara stammt, wird 1909 Tel Aviv gegründet, und im Ersten Weltkrieg hat diese junge Stadt manches zu leiden. Das Osmanische Reich, das seinem Ende entgegengeht, schickt den tyrannischen Gouverneur Cemal Pascha nach Palästina. Er hat die Juden im Verdacht, mit den Engländern zu paktieren, er vertreibt sie aus Tel Aviv, und Primor vermerkt eine Ironie der Geschichte: Es ist ein mit den Türken verbündeter deutscher General, Erich von Falkenhayn, der die Juden vor Cemal Paschas Übergriffen schützt.

Dann gehen die Familien eine weitere Verbindung ein, und auch sie hat es niemals so gegeben: Josef, ein deutsch-jüdischer Enkel des Pfarrers Oswald Simon und des Ehepaars Zemach, heiratet Wafa, die Enkelin Mustafa Samaras, der mit Josefs Großeltern einst die Kutschenverbindung aufgebaut und eine Lebensfreundschaft geschlossen hatte. Das Jahr ihrer Hochzeit, 1932, ist ominös - bald darauf kommt Hitler an die Macht, und in Palästina bricht der arabische Aufstand gegen die jüdische Einwanderung aus, die sprunghaft angestiegen ist.

Die Welt hat sich radikal verändert, und mit ihr auch die Templer im Heiligen Land. Auf den Pfarrerssohn Werner hat das eine verheerende Wirkung. Er muss erleben, wie über dem Templerhotel in Jerusalem die Hakenkreuzfahne gehisst wird. Seine deutsch-jüdischen Söhne ziehen auf englischer Seite in den Krieg gegen Deutschland, Rommels Truppen marschieren von Ägypten her auf Palästina zu, und seiner inneren Zerrissenheit kann Werner nicht mehr Herr werden. Noch vor der Schlacht bei El Alamein, in der Rommel geschlagen wird, begeht er Selbstmord.

Primors Roman endet am Vorabend der israelischen Staatsgründung, und der erfahrene Diplomat versteckt seine interessantesten Details oft zwischen den Zeilen. Während des Kriegs entdecken Werners Söhne in der deutschen Botschaft in Istanbul ein Schreiben von Avraham Stern, einem jüdischen Terroristen, der die britische Mandatsherrschaft bekämpft hatte. Er bittet Hitler um Waffenlieferungen für seine Bande und bietet ihm dafür seine Hilfe in Palästina an.

Der Brief, so lesen wir, findet sich auf dem "Schreibtisch des stellvertretenden Militärattachés der Botschaft, Rolf Pauls". Das war ein Wehrmachtsoffizier, der am Widerstand gegen Hitler beteiligt war, nach dem Krieg trat er in den diplomatischen Dienst ein, 1965 wurde er Deutschlands erster Botschafter in Israel. Drei Jahrzehnte später lernte Primor ihn persönlich kennen; in seinen Erinnerungen spricht er voller Hochachtung über ihn.

Avi Primors Dienstjahre als Botschafter in Deutschland waren traumatisch für Israel. Mit Yitzhak Rabins Ermordung scheiterten die Friedenshoffnungen, aber Primor hat sie niemals aufgegeben. Seit Beginn des Jahrtausends ist er im Ruhestand, und immer noch bemüht er sich um den Frieden mit den Palästinensern - als Redner, als Akademiker und als Autor.

JAKOB HESSING

Avi Primor: "Weit war der Himmel über Palästina". Roman.

Lübbe Verlag, Köln 2020. 336 S., geb., 22,- [Euro].

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"Ein Roman des Aufbruchs." Mitteldeutsche Zeitung, 28.03.2020 "Ein dokumentarischer Spielfilm könnte kaum eindrücklicher sein. Ein Aufruf zu friedlichem Miteinander." Buch-Magazin, 04.2020 "ein fesselndes und lehrreiches Buch" Christiane von Korff, Büchermagazin, Juni 2020