Produktdetails
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2003

Wein lesen und genießen

Andere Getränke haben Geschmack, Wein hat Kultur. Vielleicht wird deshalb so viel über den Rebensaft philosophiert, diskutiert und geschrieben. Und wer sich zwischen Lese und Genuß Zeit für die Lektüre nimmt, bekommt möglicherweise auch Lust auf einen Abstecher ins "Mekka des Rieslings": den Rheingau. - Eine Bücher-Auslese.

Für eine Handvoll Euro.

Guter Wein muß nicht teuer sein. Der preisgekrönte Sommelier Bernd Kreis verrät, welche Tropfen nicht nur billig, sondern ihren Preis mehr als wert sind. Wer hofft, hier für fünf Euro einen exquisiten Wein, womöglich noch aus einem herausragenden Jahrgang zu finden, wird zwar enttäuscht. Doch wenn man dem Autor Glauben schenken kann, erhält man für eine Handvoll Euro durchaus solide Qualität und mit seiner Hilfe sogar "überaus gelungene Tropfen" aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Osteuropa und Übersee. Weine mit besonders gutem Preis-Leistungs-Verhältnis sowie Bioweine sind gekennzeichnet. Originaletiketten in Schwarzweiß erleichtern den Überblick, die Beschreibungen sind leicht verständlich, die Anbieter mit Adresse, Telefon, Fax, E-Mail, Internet-Homepage und Öffnungszeiten genannt. Wer zum Essen den passenden Wein sucht, findet ihn in einer alphabetisch geordneten Speisenübersicht am Ende des Buches.

(ler.)

Bernd Kreis: "500 Weine unter 10 Euro". Hallwag Verlag, München 2002. 336 Seiten. ISBN: 3-7742-0781-X. 17,90 Euro.

Am Anfang einer langen Freundschaft.

"Alles, was man braucht, um Wein richtig zu genießen", heißt es im Untertitel dieses Buches, und - so anmaßend das klingt - der Autor löst sein Versprechen ein. Wer Chianti oder Bordeaux bisher ausschließlich bei Aldi oder Penny erstanden hat, aber immerhin davor zurückschreckt, das Getränk wie Wasser hinunterzustürzen, der kann sich mit diesem Buch zum Weinliebhaber hocharbeiten. Doch der Weg zur Erkenntnis ist hart. Kapitel für Kapitel, humorvoll-kritisch, aber fast immer treffsicher, führt Reinhardt Hess seine Leser durch die wichtigsten Anbaugebiete, nennt Kultweine, regt private Weinproben an und erklärt nebenbei, wie man Rotweinflecken am besten entfernt. Nach der anregenden Lektüre wird man vermutlich etwas mehr für seinen Rebensaft ausgeben und nicht mehr zum Discounter, sondern ins Weindepot fahren. Aber das könnte womöglich der Beginn einer langen, tiefgehenden Freundschaft sein.

(ler.)

Reinhardt Hess: "Wine Basics", Graefe und Unzer Verlag, München 2002. 160 Seiten. ISBN: 3-7742-4936-9. 15 Euro.

Cuvée aus Wort und Bild.

"Die Welt der Weine" will dieser aufwendig - mit zahlreichen appetitanregenden Farbfotos - gestaltete Band präsentierten. Ein weites Feld, das die Autorin aber gut bestellt: Die wichtigsten Rebsorten werden ausführlich vorgestellt, weniger wichtige in nur einem Absatz, und auch für die Darstellung der Anbauregionen der Welt bleibt etwas zuwenig Platz. Dafür erfährt der Leser, welcher Wein besonders gut zu welchen Gerichten paßt (ein Register hilft bei der Suche) und wie ein Kenner am Geschmack die Herkunft eines guten Tropfens erahnen kann.

Eine gelungene literarische Cuvée aus "Wein für Anfänger", Lexikon und Bildband. Das geeignete Buch für Weintrinker, die bereits wissen, daß es einen Unterschied zwischen Chardonnay und Riesling gibt, ihn aber noch nicht ganz treffsicher zu beschreiben wissen.

(ler.)

Joanna Simon: "Wein kennen und genießen". Dorling Kindersley Verlag, München, 224 Seiten. ISBN: 3-8310-0300-9. Preis 29,90.

Deutsche Weine und Winzer im Test.

6732 Weine von 666 Weingütern stellt Gerhard Eichelmann in diesem Jahr vor. Die Fülle der Informationen auf den 836 Seiten seines Buches "Deutschlands Weine 2003" ist kaum zu bewältigen, aber umfassend und kritisch wie in keinem anderen deutschen Führer. Eichelmann bewertet die Weine in seinen Texten und zusätzlich mit Punkten. Das ist in den meisten Fällen treffsicher, die Problematik eines solchen 100-Punkte-Systems liegt im Detail - wer kann schon einen 89-Punkte-Wein von einem mit 90 bewerteten Tropfen unterscheiden?! Das ist eine alte Glaubensfrage unter Weinkennern, die den Nutzwert des umfangreichen und übersichtlich gestalteten Kompendiums von Eichelmann aber kaum schmälert. Wer seinen Lieblingswein finden will, muß ohnehin vor allem trinken.

(bad.)

Gerhard Eichelmann: "Deutschlands Weine 2003". Hallwag Verlag, München 2003. 836 Seiten. ISBN: 3-7742-0782-8. 24,90 Euro.

Die kleine Bibel.

Die Welt der Weine ist unendlich vielfältig. Kein Mensch kann einen umfassenden Überblick über alle Entwicklungen und Neuerungen behalten. Auch Hugh Johnson nicht, aber wenn überhaupt jemand in die Nähe dieses Ideals kommt, dann er. Mehr als 50 Tester, Fachleute und Connaisseure stehen dem weltweit wohl bekanntesten Weinautor inzwischen zur Seite, wenn er jedes Jahr seine kleine, nach ihm benannte Enzyklopädie auf den neuesten Stand bringt. "Der kleine Johnson" bietet in kompaktem Format viele Informationen zu Anbaugebieten, Winzern und Jahrgängen. Für die 24. Ausgabe hat das Standardwerk ein - leicht - verändertes Aussehen bekommen, die Angaben zu mehr als 15 000 Weinen aus aller Welt sind verständlich, detailliert und aktuell wie eh und je.

(bad.)

Hugh Johnson: "Der kleine Johnson 2003". Hallwag Verlag, München 2003. 448 Seiten, ISBN: 3-7742-0783-6. 19,90 Euro.

Standardwerk für Südafrika-Liebhaber.

Die Weine vom Kap der Guten Hoffnung haben seit dem Ende der Apartheid einen wahren Boom erlebt - auch hierzulande. Wer mehr über Südafrika erfahren will, über die großen Anbaugebiete, die beliebtesten Trauben, die bedeutendsten Güter, der kommt nicht um Wendy Toeriens "Die Weine Südafrikas" herum. Auf 176 Seiten präsentiert die Autorin mit vielen Fotos und Karten sowie kenntnisreichen Texten das Weinland am Kap. Detailliert porträtiert sie Winzer und ihre Kellermeister, stellt Techniken und Spezialitäten vor. Dabei bietet sie bei allem Anspruch nicht nur Lesern etwas, die sich mit den Gewächsen aus Stellenbosch oder Paarl schon auskennen, auch für Novizen auf dem Gebiet der Kapweine ist ihr Buch ein absolutes Muß.

(bad.)

Wendy Toerien: "Die Weine Südafrikas". Collection Rolf Heyne, München 2002. 176 Seiten. ISBN: 3-89910-150-2. 42 Euro.

Vive la France!

Seit 1935 existiert in Frankreich ein offizielles System der Herkunftszuweisung für die Weine des Landes. Rund 450 dieser sogenannten Appellationen gibt es mittlerweile. Dabei handelt es sich um eine Region wie im Falle von Bordeaux, mal um eine Subregion wie Côte de Beaune oder um eine Gemeinde wie Pauillac oder Volnay.

Das "Lexikon der französischen Weine" bietet einen lückenlosen, alphabetisch geordneten Überblick über die Appellationen. Zu jeder einzelnen gibt es farbige Abbildungen der Etiketten sowie Kurzinformationen über die Bodenbeschaffenheit, die angebauten Rebsorten, Aussehen, Duft, Geschmack, Trinktemperatur und Lagerfähigkeit der Weine. Zudem werden zu jedem Tropfen besonders passende Gerichte genannt.

Ein Buch für Weintrinker im fortgeschrittenen Stadium, ganz speziell für Liebhaber Frankreichs und seiner Trinkkultur. Wer mit Formulierungen wie "Die Syrah erbringt einen kraftvollen robusten ,schwarzen' Wein von guter Struktur, dessen harte Tannine sich im Lauf der Jahre glätten" noch nichts anzufangen weiß, sollte es allerdings zunächst einmal mit einem der auf dieser Seite beschriebenen Einführungswerke für Weingenießer versuchen.

(ler.)

Hachette (Hg.): "Lexikon der französischen Weine". Hallwag Verlag, München 2002. 384 Seiten. ISBN: 3-7742-0776-3. 29,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr