Marktplatzangebote
23 Angebote ab € 1,30 €
  • Gebundenes Buch

Mit "Was zu entdecken bleibt" legt der Brite John Maddox, der als Herausgeber des renommierten Wissenschaftsmagazins "Nature" jahrzehntelang in engem Kontakt mit den bedeutendsten Forschern unserer Zeit stand, die Summe seines wissenschaftlichen Lebens vor. Entstanden ist ein Basisbuch naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, das Fach- und Laienpublikum gleichermaßen fesseln wird. Ob es um den Ursprung des Universums oder um die Bausteine der Bausteine von Atomen geht: Die modernen Naturwissenschaften haben die Grenzen des Vorstellbaren längst überschritten. Und trotzdem weist der Kontinent des…mehr

Produktbeschreibung
Mit "Was zu entdecken bleibt" legt der Brite John Maddox, der als Herausgeber des renommierten Wissenschaftsmagazins "Nature" jahrzehntelang in engem Kontakt mit den bedeutendsten Forschern unserer Zeit stand, die Summe seines wissenschaftlichen Lebens vor. Entstanden ist ein Basisbuch naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, das Fach- und Laienpublikum gleichermaßen fesseln wird. Ob es um den Ursprung des Universums oder um die Bausteine der Bausteine von Atomen geht: Die modernen Naturwissenschaften haben die Grenzen des Vorstellbaren längst überschritten. Und trotzdem weist der Kontinent des Wissens nach wie vor unerforschte Gebiete auf. Das betrifft praktische Herausforderungen wie das Auftreten neuer Seuchen und die globale Klimaveränderung ebenso wie elementare Fragestellungen: Was ist Materie? Wie entstand Leben? Was ist Bewusstsein? Warum verläuft die Zeit vorwärts?
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2000

Er ist nicht entfesselt
Prometheus, gebunden: John Maddox bleibt als Prophet Methodiker / Von Joachim Müller-Jung

Die Naturforschung ist für Nostalgiker ein unbequemer Ort geworden. Die Wissenschaftler wünschen sich leise die ungestörte Idylle verflossener Epochen zurück und stöhnen laut unter dem Leistungsdruck und der täglichen Last ihrer administrativen Aufgaben. Ohne Zweifel: Die naturwissenschaftliche Forschung ist zum Massenbetrieb geworden, globalisiert und kommerzialisiert, eine gigantische Theorien- und Faktensammelmaschine. Beinahe im Stundenrhythmus werden vorläufige Wahrheiten zutage gefördert.

Der "Output", wie man heute sagt, übersteigt jegliches Vorstellungsvermögen. Viele Wissenschaftler faßten sich deshalb ungläubig an die Stirn, als der Autor des grundsoliden Forschungsmagazins "Scientific American", John Horgan, vor einigen Jahren das Ende der Wissenschaften postulierte. Was Oswald Spenglers "Untergang des Abendlandes" für die westliche Gesellschaft postulierte, glaubte Horgan auch auf das Gelehrtenvolk anwenden zu können: Die Wissenschaften hätten ihren Zenit überschritten. Das Wichtigste sei entdeckt. Der Wissenschaftspublizist Sir John Maddox hat diese provozierende These aufgegriffen, auch wenn er sie in seinem Buch nicht erwähnt. Maddox geht es nicht um eine erkenntnistheoretische Debatte über das Ende der Naturwissenschaften.

Maddox war dreiundzwanzig Jahre lang Herausgeber der einflußreichen britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature" und damit eine der mächtigsten Figuren auf seinem Gebiet. Doch zog der Grandseigneur des Wissenschaftsjournalismus es vor, seine Antithese in ein populärwissenschaftliches Standardwerk zur Zukunft der Naturwissenschaften zu verpacken. Es ist zuerst vor zwei Jahren in den Vereinigten Staaten veröffentlicht worden. Und es hat die emsigen Gelehrten auf Anhieb beglückt. Denn Maddox zeigt darin mit kundigem Blick nicht nur auf eine erkleckliche Zahl weißer Flecken, die sich auf dem wissenschaftlichen Feld heute schon zu erkennen geben. Sondern er tut dies zudem auf eine Art und Weise, die jedem seriösen Wissenschaftler schmeichelt: ohne viel Pathos, auch stilistisch der Sachlichkeit verpflichtet. Was an diesem Buch fasziniert, ist die fachliche Kompetenz des Autors. Maddox kann, obwohl von Hause aus theoretischer Physiker, mit der gleichen Autorität über Kosmologie und Elementarteilchenphysik oder Genforschung und Klimatologie schreiben.

Das Wichtigste zu diesem Buch wird allerdings vielleicht erst in fünfzig oder hundert Jahren gesagt werden, und es klingt zuerst wenig schmeichelhaft. Denn unsere Nachkommen werden sich wundern, wie wenig darin von alledem nachzulesen ist, was in diesem halben oder ganzen Jahrhundert erdacht, entdeckt und erfunden worden sein wird. Viele werden es vermutlich enttäuscht weglegen. Damit ist allerdings auch fast schon gesagt, warum gerade dieses unter den vielen zur Jahrtausendwende hin geschriebenen Zukunftsbüchern heute ein dankbares Publikum findet. Denn "Was zu entdecken bleibt" ist nicht das Experiment eines Utopisten, Maddox präsentiert keine entfesselten Zukunftsvisionen. Er erhebt ja, wie er sagt, auch gar nicht den Anspruch, die Entdeckungen der kommenden Jahrzehnte konkret vorhersagen zu wollen.

Maddox' Buch ist vielmehr eine große Bilanz, eine grundsolide Aufarbeitung der jüngeren Geschichte der Naturwissenschaften und ihrer Gegenwart. In drei großen Kapiteln mit den Übertiteln "Materie", "Leben" und "Unsere Welt" stellt er die wichtigsten offenen Fragen der Naturwissenschaften: Wie ist das Universum entstanden? Was hält es zusammen? Wohin führt es? Und warum können wir es so wahrnehmen, wie wir es tun? Wie überhaupt hat es Leben auf unseren Planeten gebracht? Und wie macht der Mensch sich schuldig daran?

Maddox' Analysen sind genau und kritischer als viele andere, seine Prognosen aber auch unkonkreter, seine Thesen trägt er fast seelenlos vor. Die großen Hoffnungen beispielsweise, die er insbesondere mit der Computerrevolution auf allen wissenschaftlichen Gebieten verbindet, klingen bei ihm nach einer zivilgerichtlichen Anklageschrift: "Die allgemeine Geringschätzung von (Computer-)Modellen ist ein Irrtum und führt dazu, daß Wissenschaftler unnötig viel Zeit in Labors verbringen." Die Blüte der Biowissenschaften werde rasch wieder vergehen, wenn es die Protagonisten der Molekularbiologie nicht mit Hilfe der Mathematik rasch hinbekämen, aus ihrem Metier ein "quantitatives Forschungsgebiet" zu machen, will heißen: den komplexen, ja undurchdringlichen Stoffapparat der Zellen, Gewebe und Körper in der Sprache der Algorithmen zu beschreiben.

Dabei träumt Maddox von einer "neuen Physik" und ist äußerst skeptisch einer physikalischen "Weltformel" und der "String-Theorie" gegenüber. Er schätzt die "Innovationen des neuzeitlichen Paradigmas", worunter er einen Materialismus reinsten Wassers versteht und die schlichte Überzeugung, daß einfach alles in der Welt - das Funktionieren des Weltalls, des Lebens oder des Gehirns - eine physikalische Erklärung verlangt. Nur leider ist diese Annahme seiner Überzeugung nach auch viele Generationen nach Galilei, Newton, Heisenberg, Schrödinger, Watson und all den anderen noch immer nicht hinreichend geprüft: "Die Fundgrube der Entdeckungen ist noch keineswegs erschöpft."

John Maddox: "Was zu entdecken bleibt". Über die Geheimnisse des Universums, den Ursprung des Lebens und die Zukunft der Menschheit. Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000. 474 S., geb., 56,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mehr als ein Ausblick auf Zukünftiges ist dies, so Joachim Müller-Jung, eine `große Bilanz, eine grundsolide Aufarbeitung der jüngeren Geschichte der Naturwissenschaften und ihrer Gegenwart`. In ihr habe der Autor, der über zwanzig Jahre lang Herausgeber der britischen Zeitschrift Nature war, einerseits jene Felder des Forschens eingekreist, in denen längst noch keine Antworten gefunden wurden. Dann aber hat der `Grandseigneur des Wissenschaftsjournalismus`, so Müller-Jung, es sich aus der Sicht des Physikers erlaubt, auf die Überschätzung gewisser modischer Wissenschaftsfragen wie der `Weltformel` und der `String-Theorie` hinzuweisen. Zwar ist ihm einiges zu wenig lebendig vorgetragen, aber alles in allem ist der Rezensent `fasziniert` vor allem von der kompetenten und , so liest man zwischen den Zeilen, auch unaufgeregten Darstellungsweise des britischen Wissenschaftspublizisten.

© Perlentaucher Medien GmbH