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Tom Kromer hat nur einen Roman geschrieben. Was er der Welt mitzuteilen hatte, passt auf wenig mehr als 150 Seiten. Es ist die Chronik seines von Armut und Hunger geprägten Lebens. Schonungslos und ehrlich schildert er das Überleben auf der Straße. Literatur von UNTEN - realistisch und präzise wie Upton Sinclair und im Ton schnoddrig wie Charles Bukowski.Während der Weltwirtschaftskrise (1929-1939) landet der Schriftsteller Tom Kromer auf der Straße. Er geht anschaffen, säuft, überlebt es kaum. Wer Kromer liest, spürt den Hunger tief in den Eingeweiden. Warten auf Nichts ist eine bittere…mehr

Produktbeschreibung
Tom Kromer hat nur einen Roman geschrieben. Was er der Welt mitzuteilen hatte, passt auf wenig mehr als 150 Seiten. Es ist die Chronik seines von Armut und Hunger geprägten Lebens. Schonungslos und ehrlich schildert er das Überleben auf der Straße. Literatur von UNTEN - realistisch und präzise wie Upton Sinclair und im Ton schnoddrig wie Charles Bukowski.Während der Weltwirtschaftskrise (1929-1939) landet der Schriftsteller Tom Kromer auf der Straße. Er geht anschaffen, säuft, überlebt es kaum. Wer Kromer liest, spürt den Hunger tief in den Eingeweiden. Warten auf Nichts ist eine bittere Anklage gegen Gutmenschentum, Wohlstandsverwahrlosung und Autoritäten. Da ist kein Platz für Landstreicherromantik. Lebenheißt hier überleben, auch wenn es sinnlos ist. Sein Zuhause sind die Suppenküchen, Güterwagons und Parkbänke. Ein von Gewalt geprägter Alltag, gespickt mit flüchtigen Momenten der Solidarität. Nun liegt der Roman, in der Übersetzung von Stefan Schöberlein, erstmals auf Deutsch vor.
Autorenporträt
Tom Kromer (1906-1969) wird in eine Arbeiterfamilie in den Appalachen geboren und von der Great Depression entwurzelt. Sein einziger Roman, Warten auf Nichts (1935), erzählt von seiner mehrjährigen Wanderschaft durch die Vereinigen Staaten. Das Buch wird von Kritikern gefeiert, von den Massen aber ignoriert. Der Sozialist Kromer überlebt die Erfahrung kaum: nach einer Tuberkuloseerkrankung, Psychosen und dem Tod seiner Frau stirbt er schließlich weitestgehend unbekannt als Pflegefall.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Immer noch eine harte, eindringliche Lektüre ist Tom Kromers erstmals 1935 erschienener Roman, so Rezensent Tobias Döring. Gleich die Widmung verweist auf einen Selbstmordversuch des Autors, erfahren wir, der Roman selbst ist wohl weitgehend von eigenem Leben inspiriert und beschreibt ein einsames Leben, das von Obdachlosigkeit und der verzweifelten Suche nach dem nächsten Dollar geprägt ist. Es gibt keine Entwicklung in diesem Buch, erläutert Döring anhand der Kapitelanfänge, das Elend bleibt immer dasselbe, es geht darum, Tag um Tag zu überleben, mehr ist nicht drin. Toll, dass Stefan Schöberlein diesen Roman nun gemeinsam mit einigen kürzeren Texten Kromers herausbringt, findet Döring. Allerdings hätte sich der Rezensent mehr Informationen zu den enthaltenen Texten gewünscht und auch die Übersetzung ist ihm nicht sorgfältig genug geraten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2023

Was fügt die Weltwirtschaftskrise dem Einzelnen zu?
Nach neunzig Jahren endlich auf Deutsch: Tom Kromers beklemmende Romandestruktion des amerikanischen Traums

Erschütternd ist schon gleich die Widmung: "Für Jolene, die das Gas abdrehte". Mit knappen Worten weist sie auf die Lebens- wie vor allem Leidensgeschichte, aus der dieser Roman hervorgegangen ist. Über die genaueren Zusammenhänge ist bis heute nichts bekannt, doch jedenfalls verdankt er sich der Tatsache, dass die geplante Selbsttötung des Autors knapp verhindert werden konnte. Statt sein Dasein zu beenden, schrieb Tom Kromer daher auf, wie es sich lebt, wenn man auf nichts wartet, weil man nichts mehr zu erwarten hat.

In zwölf Kapitel gliedert sich sein schmales Buch, zwölf Szenen aus dem Leben eines Menschen, der damit schon abgeschlossen haben will. Sie zeigen ihn an unterschiedlichen Stationen von Obdachlosigkeit und Einsamkeit: fast immer auf der Straße, fast immer mittellos und hungernd, auf der Suche nach dem Schlafplatz für die nächste Nacht, oft um einen Vierteldollar oder eine Tasse warmen Kaffee bettelnd, gelegentlich auch in Gesellschaft anderer wohnsitzlos Umherstreifender, mal in einer Missionsstation kurzzeitig Unterschlupf findend, mal in zweifelhaften Absteigen, im Dreck, im Ungeziefer, bei der Sexarbeit.

Alle Kapitel beginnen unvermittelt wie ein Doku-Kurzfilm, der die Kamera aufblendet und ohne Vorspann auf immer neues und doch immer gleiches Elend richtet: "Es ist Nacht", heißt es da schlicht zu Anfang oder "Es regnet", "Ich sitze am Bordstein", "Es schneit", "Ich hocke im Eingang" und - ein Kapitelanfang tatsächlich im Plural - "Wir kriechen auf Händen und Füßen und bewegen uns vorsichtig in Richtung Gleise". Aber wirkliche Bewegung kommt an keiner Stelle auf. Alles bleibt statisch. In sich kreisend stillgestellt. Gefangen in Routinen eines nackten Überlebens: "Versuchen, nachts eine elende Penne zu finden. Tag um Tag, Woche um Woche, Jahr um Jahr, immer dasselbe Ziel - drei warme Mahlzeiten und eine Pritsche."

So lautet der letzte Satz. Es hätte aber genauso gut auch der erste Satz sein können, denn der Roman folgt keiner Entwicklungslinie und gibt an keiner Stelle auch nur das Geringste aus der Vorgeschichte seines Selbsterzählers preis. Als das Buch 1935 in New York bei Knopf - dem führenden Verlag der literarischen Moderne - mitten in der Großen Depression erschien, bot es keinerlei Anhaltspunkte über seine Hintergründe oder die Person des Autors. Der bloße Text, erzählt in Ichform und im historischen Präsens, sprach ganz für sich und sprach umso eindringlicher davon, was Weltwirtschaftskrise für ein bloßes Menschenschicksal heißt: völlig sachlich, nüchtern, beinah trocken, ohne Larmoyanz und Sentimentalität.

Die Londoner Ausgabe, die noch im selben Jahr bei Constable (allerdings um ein besonders explizites Kapitel mit schwulem Sex gekürzt) herauskam, nötigte dem Autor eine biographische Selbstauskunft ab, die jetzt auch der deutschen Ausgabe, die es mit knapp neunzigjähriger Verspätung endlich gibt, voransteht. Darin erfährt man ein paar Dinge, die belegen mögen, dass alles hier authentisch, selbst erlebt und selbst erlitten ist. Und doch muss man derlei Erläuterungen eigentlich bedauern. Unvermittelt wirkt die Wucht von Kromers klarer Sprache stärker.

Auch in den Vereinigten Staaten muss dieser Autor (1906 bis 1969) als vergessen gelten. Geboren in Huntington, West Virginia, als Sohn einer Einwanderer- und Arbeiterfamilie, wächst er in Armut auf, schafft es dennoch aufs lokale College, wo er einige Zeit Literatur- und Journalismuskurse nehmen kann, bevor ihn Geldmangel zur Arbeitssuche zwingt. Doch Jobs sind in der Krise rar. Und so geht Kromer 1929 auf die Trebe, durchquert das Land als blinder Passagier in Güterzügen, steigt ab, wo immer sich ein Funken Hoffnung bieten mag, etwas zu essen und einen Flecken für die Nacht zu finden. Ironischerweise war es die Recherche für einen Zeitungsbeitrag, der ihn zunächst - und damals in der Tat ertragreich - das Bettlerleben auf der Straße lehrte. Doch als er nicht mehr anders kann, als mit dem Straßenleben Ernst zu machen, stürzt es ihn jahrelang in tiefe Not. Bis nur noch der Griff zum Gashahn bleibt.

Dass der amerikanische Literaturwissenschaftler Stefan Schöberlein diesen bemerkenswerten Text zusammen mit ein paar kleinen Artikeln und Fragmenten - Kromer hat sein eigentlich geplantes Hauptwerk nie geschrieben, mit Anfang dreißig ging diese literarische Karriere in Tuberkulose und Depression traurig zu Ende - auf Deutsch herausbringt, ist sehr verdienstvoll. Doch man hätte ihm und diesem schön gestalteten Buch dringend ein besseres Lektorat gewünscht. Es fehlen beispielsweise Angaben über die Erstveröffentlichung aller hier präsentierten Texte wie auch der zeitgenössischen Dokumente und Fotografien, die gezeigt werden, darunter Kromers Bettlerartikel aus der "Huntington Herald-Dispatch". Es fehlt aber auch eine sorgsame Durchsicht der Übersetzung, die den Straßenjargon und Kromers harten, unterkühlten Tonfall nicht immer trifft und eine Reihe Schnitzer stehen lässt ("eine Kante Brot", wie mehrfach behauptet, ist auf Deutsch nun mal "ein Kanten"; in kalter Nacht kann "clamminess" gewiss nicht "Schwüle" heißen).

"Waiting for Nothing" reiht sich ein in Elendsprotokolle seiner Zeit wie George Orwells Erstling "Down and Out in Paris and London" von 1933 und zeigt schonungslos die Kehrseite des amerikanischen Traums: Hier bedeutet "on the road" nicht Aufbruch, Abenteuer oder Ungebundenheit, sondern Ausgeliefertsein und nackte Not. Auch neunzig Jahre nach der Erstveröffentlichung liest man davon mit Beklemmung. TOBIAS DÖRING

Tom Kromer:

"Warten auf Nichts".

Roman.

Hrsg. und aus dem Amerikanischen von Stefan Schöberlein. Verlag das Kulturelle Gedächtnis, Berlin 2023. 224 S., geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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