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Rüstung in der DDR - ein Überblick über Technik, Produktion und Politik.
In der DDR wurden Waffen und Rüstungsgüter hergestellt. Das war kein Geheimnis. Ein Geheimnis unverändert ist, was und wo produziert wurde. Und was damit am Ende geschah. Uwe Markus hat jahrelang recherchiert, er wälzte Unterlagen und sprach mit Zeitzeugen. So entstand die erste Überblicksdarstellung eines Sektors der DDR-Volkswirtschaft, der bis 1990 zu den größten Staatsgeheimnissen gehörte. Und Markus beweist nebenbei, dass auch hier die DDR entsprechend ihren Bündnisverpflichtungen handelte, aber nie mehr machte,…mehr

Produktbeschreibung
Rüstung in der DDR - ein Überblick über Technik, Produktion und Politik.
In der DDR wurden Waffen und Rüstungsgüter hergestellt. Das war kein Geheimnis. Ein Geheimnis unverändert ist, was und wo produziert wurde. Und was damit am Ende geschah. Uwe Markus hat jahrelang recherchiert, er wälzte Unterlagen und sprach mit Zeitzeugen. So entstand die erste Überblicksdarstellung eines Sektors der DDR-Volkswirtschaft, der bis 1990 zu den größten Staatsgeheimnissen gehörte. Und Markus beweist nebenbei, dass auch hier die DDR entsprechend ihren Bündnisverpflichtungen handelte, aber nie mehr machte, als von ihr gefordert wurde. Sie kaufte beispielsweise nicht jeden neuen Panzer und rüstete stattdessen die alten elektronisch nach.
Autorenporträt
Uwe Markus, Soziologe, geboren 1958 in Baruth/Mark, 1989 Promotion zum Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaftliche Studien Berlin, seit 1990 Tätigkeiten als Marktforscher, Marketingberater, und Dozent. Zahlreiche Veröffentlichungen zu ostdeutschen Sozialisationserfahrungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2010

Nie war die DDR so friedlich wie heute!

Das Studium der Akten könnte hier nur stören: Rüstungsindustrie und Militärführung des SED-Regimes aus der Sicht von ostalgischen Zeitzeugen.

Von Hans Ehlert

Wer hätte das gedacht? In der Phase, in der sich Deutschland anschickt, die Wehrpflicht abzuschaffen und seine Streitkräfte drastisch zu reduzieren, erscheint mit dem "Militärverlag" ein neuer Stern am Verlagshimmel. Wer nun das Unternehmen rechts außen wähnt, wird sich die Augen reiben. Der neue Verlag steht in der Tradition des Militärverlages der DDR; dessen Rechte erwarben 2009 "Das Neue Berlin" und "edition ost". Im gemeinsamen Programm finden sich Titel, die wenig kritisch mit der DDR-Geschichte umgehen, die politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse nicht selten glorifizieren und die Klientel der nach der Vereinigung vermeintlich Zukurzgekommenen bedienen.

In diese Richtung stößt offenbar auch der Militärverlag. Im Auftakt-Band "Waffenschmiede DDR" befasst sich der bisher unter Militär- und Wirtschaftshistorikern unbekannte Uwe Markus in 15 Kapiteln mit der Rüstungsindustrie der DDR, Fragen der Rüstungsfinanzierung und dem Verbleib beziehungsweise der Verwertung der DDR Rüstungsgüter nach 1990. Das mit zahlreichen Abbildungen versehene Buch verzichtet auf Quellenbelege; die Namen von Zeitzeugen, sind - warum auch immer - zum Teil verfremdet. Worum es Markus geht, wird schon einleitend festgestellt. Neben Fragen nach dem militärökonomischen Potential und den finanziellen Belastungen der DDR-Wirtschaft will er Kompetenz und Arbeitsethos der Menschen in der Rüstungsproduktion hervorheben: "Den Ingenieuren, Technikern, Arbeitern und Führungskräften, die das mit viel Engagement ermöglichten, und jenen Militärs, die in bester soldatischer Tradition ihrem Volke dienten, soll dieses Buch Gerechtigkeit widerfahren lassen."

Abschnitte über einzelne der zirka 30 Rüstungsunternehmen der DDR, beispielsweise die VEB Carl Zeiss Jena, die Robur Werke Zittau oder die Peene-Werft Wolgast, verfolgen diesen Tenor meist in einem knappen chronologischen Überblick, der von Fall zu Fall durch einen Zeitzeugenbericht ergänzt wird. Dabei schlägt immer wieder der legitimatorische Ansatz des Verfassers oder der Zeitzeugen durch. So leistete man mit den in Jena gefertigten Feuerleiteinrichtungen "einen Beitrag für den Erhalt des militärischen Gleichgewichts". Ein zu einer Spezialeinheit des Ministeriums für Staatssicherheit gehöriger Antiterrorspezialist ("Wir waren die GSG 9 der DDR") blickt mit Genugtuung auf seine Dienstzeit zurück: "Ich habe es für meine Kinder gemacht, die konnten in Ruhe in der DDR in die Schule gehen. Die hatten ein vernünftiges Schulsystem." Man habe eben "auf der richtigen Seite gekämpft".

Kritisch geht Markus mit der Rolle der Sowjetunion um ("Alimente für den großen Bruder"), welche die DDR in den Anfangsjahren durch übermäßige Reparationen, Besatzungskosten und die Ausbeutung der ostdeutschen Uranvorräte in der Entwicklung stark eingeschränkt, mithin den Aufbau einer eigenständigen Rüstungsindustrie unterbunden habe. Aus der Feststellung, die DDR-Rüstungsindustrie habe unter ausschließlich ziviler Leitung sowie dem Primat der Politik gestanden, wird dann konstruiert, dass es in der DDR keinen Militärisch-Industriellen Komplex gegeben habe: "Die Einstellung der ostdeutschen Militärs und Politiker zur Rüstung wurde hauptsächlich durch die Befürchtung eines Angriffs der Nato und nicht durch die Hoffnung bestimmt, das teuere Kriegsgerät . . . auch tatsächlich einsetzen zu können." Dass der erste Versuch des Aufbaus eines autarken Rüstungssektors in der DDR 1953 am Volksaufstand, der zweite Versuch über das Amt für Technik und die VVB UNIMAK an der künstlichen Trennung von Rüstungsproduktion und Zulieferern scheiterte (die kleine DDR war wirtschaftlich nicht in der Lage, eine groß aufgezogene Rüstungsindustrie zu schultern), erfährt der Leser nicht. Wie auch, wenn der Autor keine Akten nutzt und sich auf verklärende Zeitzeugen stützt.

Wie verantwortungsvoll die DDR-Militärführung gegenüber dem eigenen Volk handelte, habe sich explizit 1989/90 gezeigt, "als es ihr ein Leichtes gewesen wäre mit Waffengewalt in den Gang der Ereignisse einzugreifen". Das Lob für die ostdeutsche Militärführung wird wenig später - man merkt die Absicht - durch Kritik am "Kriegseinsatz" in Afghanistan bekräftigt: "Die NVA war jedenfalls nie im Kriegseinsatz." Und: "Nach dem Ende der DDR und der dadurch ausgelösten Sinnkrise westdeutscher Militärs hat die Bundeswehr nun endlich wieder eine Aufgabe." In diesem Duktus geht es auch bei den Betrachtungen über die Verwertung von Waffen und Ausrüstung der NVA sowie der DDR-Rüstungsindustrie nach 1990 weiter ("Cash für den Bund"). Die Unternehmen wurden "zerschlagen", man wurde von den "westdeutschen Schnäppchenjägern" ausgebeutet.

Ähnlich sei man mit den Sachwerten der NVA umgegangen. Was von der NVA-Technik verwertet worden sei, sei völlig unter Wert abgegeben und selbst in Spannungsgebiete geliefert worden. "So wurden die militärischen Sachwerte der untergegangenen DDR durch die Bundesregierung verschleudert, während man öffentlich die Höhe der Transferzahlungen für die Neuen Länder beklagte." Alles in allem ein ärgerliches Buch mit zu wenig sachlicher Information und einer unverhohlenen Tendenz zur Legendenbildung.

Uwe Markus: Waffenschmiede DDR. Ein Überblick. Militärverlag, Berlin 2010. 284 S., 19,95 [Euro].

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