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Liegen Stereotype und Vorurteile in der Natur des Menschen?
Das Buch vermittelt eine Einsicht in psychologische Prozesse und Mechanismen, die Stereotypen und Vorurteilen zugrunde liegen. Dabei zeigt es auf, welchen Anteil diese an Rassismus, Sexismus und anderer gruppenbasierter Diskriminierung haben.
Basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen aus der Sozialpsychologie regt das Buch zur Selbsteinsicht an. Es macht erfahrbar, wie leicht Stereotype und Vorurteile unsere Wahrnehmung, unser Denken und unser Handeln beeinflussen - auch dann, wenn wir uns selbst für tolerant
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Produktbeschreibung
Liegen Stereotype und Vorurteile in der Natur des Menschen?

Das Buch vermittelt eine Einsicht in psychologische Prozesse und Mechanismen, die Stereotypen und Vorurteilen zugrunde liegen. Dabei zeigt es auf, welchen Anteil diese an Rassismus, Sexismus und anderer gruppenbasierter Diskriminierung haben.

Basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen aus der Sozialpsychologie regt das Buch zur Selbsteinsicht an. Es macht erfahrbar, wie leicht Stereotype und Vorurteile unsere Wahrnehmung, unser Denken und unser Handeln beeinflussen - auch dann, wenn wir uns selbst für tolerant halten.

Erfahren Sie, warum es nicht nur unrealistisch, sondern sogar schädlich sein kann, das eigene Denken und Handeln für unvoreingenommen, objektiv und fair zu halten. Durch dieses Buch werden Sie herausfinden, warum viele unserer Versuche, tolerant und vorurteilsfrei zu sein, oft zum Scheitern verurteilt sind. Letztendlich erhalten Sie Denkanreize, wie Diskriminierung abgebaut und Chancengleichheit erreicht werden kann.

Über die Autorin

Juliane Degner ist Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Hamburg. Sie forscht vor allem zu automatischen Prozessen der sozialen Wahrnehmung und Eindrucksbildung und welchen Einfluss soziale Kategorisierungsprozesse, Stereotype und Vorurteile darauf haben.

Autorenporträt
Juliane Degner ist Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Hamburg. Sie forscht vor allem zu automatischen Prozessen der sozialen Wahrnehmung und Eindrucksbildung und welchen Einfluss soziale Kategorisierungsprozesse, Stereotype und Vorurteile darauf haben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.01.2023

„Hätten wir keine Vorurteile, hätte unser Gehirn versagt“
Die Psychologin Juliane Degner über Filterblasen, sexistische Automatismen und einen rosa Elefanten
Ausgerechnet in Zeiten globaler Vernetzung scheinen die Fähigkeit und die Bereitschaft zur begründeten Urteilsbildung besonders rar zu sein. Aber stimmt das überhaupt? An der Universität Hamburg erforscht die Sozialpsychologin Juliane Degner, wie Vorurteile entstehen und wie man mit ihnen am besten umgehen kann.
SZ: Frau Degner, erleben Vorurteile durch die sozialen Medien eine Renaissance?
Juliane Degner: Das ist ein subjektiver Eindruck, den wir empirisch so nicht nachweisen können. Es scheint eine wellenförmige Bewegung von Phasen zu geben, in denen das Äußern bestimmter Ressentiments mehr oder weniger offen ist.
Filterblasen und Falschinformationen sorgen also ihrer Ansicht nach nicht dafür, dass Vorurteile zunehmen?
In der Psychologie definieren wir Vorurteile – anders als im allgemeinen Sprachgebrauch – nicht als Falschinformationen oder Fehlurteile über soziale Gruppen. Dazu müssten wir ja wissen, wie deren Mitglieder in Wahrheit sind. Das wissen wir jedoch meistens nicht. Deshalb fassen wir Vorurteile weiter: als Annahmen, die Menschen über Gruppen abspeichern und wonach sie deren Individuen bewerten, ohne zu wissen, ob dies im Einzelfall gerechtfertigt ist. Die sozialen Medien unterscheiden sich hier nicht von anderen Kommunikationswegen: Wir haben uns ja vorher auch nicht ständig mit diversen Meinungen auseinandergesetzt, sondern soziale Zirkel aufgesucht, die uns ähnlich sind.
Bleibt ein Vorurteil auch dann ein Vorurteil, wenn es sich als zutreffend erweist?
Aus psychologischer Sicht: ja. Ich würde allerdings bezweifeln, dass es Vorurteile gibt, die immer zutreffen. Das widerspräche auch ihrer Funktion: Unser Gehirn legt verallgemeinerte Wissenseinträge an, um schnell Informationen verarbeiten zu können. Dafür nehmen wir in Kauf, dass wir nicht jede Einschätzung auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen können.
Sind Vor-Urteile also nicht per se schlecht, sondern auch Grundlage jedes Prozesses des Verstehens?
Im Alltag sprechen wir von Vorurteilen, wenn es um Benachteiligung geht. Daher ist es verständlich, wenn Menschen den Wunsch hegen, sich von ihnen zu befreien. Doch in den meisten Situationen sind sie ein riesiger Vorteil. Hätten wir keine Vorurteile, dann hätte eine fundamentale Fähigkeit unseres Gehirns versagt: die des Kategorisierens. Vorurteilsfreiheit würde bedeuten, unser Gedächtnis nicht zu benutzen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten gegenüber jeder Person alles neu herausfinden, bevor Sie handeln können. Dafür haben wir selten die Zeit oder die Lust
Kommen selbst enge persönliche Beziehungen nicht ohne Vorurteile aus?
Wer jemanden gut kennt, aktiviert eher Informationen über dessen Persönlichkeit, weil sie einen besseren Vorhersagewert bieten. Trotzdem verschwinden solche Kategorien nicht, nur weil man einander nahesteht. Man kennt das von Persons of Color, die sagen, dass Rassismus auch in ihrer Partnerschaft eine Rolle spielt. Dennoch gilt immer: Je enger die persönliche Beziehung, desto leichter fällt der Abbau von Vorurteilen
.
Sie erforschen das automatische Entstehen von Vorurteilen im Gehirn. Wie verschafft man sich Zugang zu etwas, das derart im Verborgenen liegt?
Wir befragen zum einen Leute zu ihren Einstellungen, müssen aber davon ausgehen, dass das Selbstbild, das sie gerne hätten, ihre Antworten verzerrt. Deshalb führen wir auch indirekte Messungen durch, ziehen also Schlüsse aus Verhaltensweisen.
Sie unterscheiden mehrere Typen von Vorurteilen, unter anderem „moderne Vorurteile“. Worum handelt es sich dabei?
Der Begriff meint, dass Menschen das Projekt der Gleichberechtigung als abgeschlossen ansehen und bestehende Diskriminierung nicht anerkennen. Sie sagen zum Beispiel, sie hätten nichts gegen Homosexuelle oder Schwarze, werten jedoch den Wunsch nach Gleichberechtigung als Forderung von Sonderrechten ab. Solche Einstellungen finden sich am ehesten bei Menschen, die selbst nicht von Benachteiligung betroffen sind. Eine andere Spielart sind die sogenannten aversiven Vorurteile.
Was hat es damit auf sich?
Auch hier sehen sich Menschen als tolerant, wissen aber nicht, wie sie sich gegenüber Menschen aus anderen Gruppen verhalten sollen. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen und deshalb als vorurteilsbehaftet zu gelten. Um das zu vermeiden, gehen sie anderen aus dem Weg. Das führt aber zu einer neuen Benachteiligung, nämlich zu sozialem Ausschluss. Man hört beispielsweise von Menschen mit Behinderung oder von Trans-Personen, dass die meisten Menschen ihnen nicht aktiv schaden, aber oft nichts mit ihnen zu tun haben wollen.
Sie schreiben, dass selbst positive Vorurteile diskriminieren können. Wie das?
Nehmen Sie einen Satz wie: „Die Schwarzen haben Rhythmus im Blut. Die können besser tanzen als Weiße und brauchen das nicht lernen.“ Das mag sich erst mal nett anhören, ist aber eine Form von Kulturrassismus. Doch damit geht eine Annahme und Essentialisierung von Andersartigkeit einher, die auch Tür und Tor für negative Beurteilungen öffnet. Außerdem werden individuelle Leistungen dadurch herabgewürdigt, etwa, dass ein schwarzer Tänzer für seine Performance hart gearbeitet hat.
Neigen manche Menschen aufgrund ihrer Persönlichkeit eher zu Vorurteilen?
Nein, nicht die Persönlichkeit macht Menschen vorurteilsbelastet, wir neigen vielmehr zu Vorurteilen gegenüber Gruppen, die wir als uns unähnlich wahrnehmen.
Warum blenden wir vorurteilsbelastete Kategorien wie die Ethnie nicht aus?
Wenn Sie sich vornehmen, nicht darauf zu achten, befehlen Sie Ihrem Gehirn, das Gegenteil zu tun. Wie beim Satz: „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten“. Die Gefahr ist auch, dass solche Vorsätze uns dazu verleiten anzunehmen, wir hätten keine Vorurteile. Wenn wir betreffende Personen nicht mögen, meinen wir dann, das läge an denen.
Wie wird man Vorurteile am besten los?
Sich ganz davon zu befreien, erscheint mir unmöglich. Ich forsche seit 20 Jahren zum Thema und kann nicht behaupten, ich hätte keine Vorurteile mehr. Aber natürlich gibt es Vorsätze: Man kann versuchen Automatismen zu unterbrechen, sich fragen, was das eigene Urteil mit den eigenen Erwartungen zu tun hat, statt mit der anderen Person; und wenn man nicht weiß, was jemanden verletzen könnte, kann man im Zweifel einfach fragen.
INTERVIEW: NIKLAS ELSENBRUCH
Juliane Degner ist seit 2012 Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Hamburg. Zudem ist sie Mitglied in den wissenschaftlichen Beiräten der groß angelegten Polizeistudien „Megavo“ und „Insider“. Foto: Springer
Juliane Degner: Vorurteile haben immer nur die anderen. Springer, Berlin 2022. 277 Seiten, 23 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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