Georg Magirius ist ein Händler - ein Händler in Geschichten. Natürlich hat sein Buch ein Strukturprinzip, hält sich an all die formalen Vorgaben, die ein solches Projekt erfüllen muss. Es ist das Leben Jesu, dass dieses Strukturprinzip bildet. Eine Christologie, wie der Verfasser sein Buch selbst
bezeichnet? - Nein, eher eine Jesulogie. Es geht nicht um hochtrabende theologische Diskussionen,…mehr
Georg Magirius ist ein Händler - ein Händler in Geschichten. Natürlich hat sein Buch ein Strukturprinzip, hält sich an all die formalen Vorgaben, die ein solches Projekt erfüllen muss. Es ist das Leben Jesu, dass dieses Strukturprinzip bildet. Eine Christologie, wie der Verfasser sein Buch selbst bezeichnet? - Nein, eher eine Jesulogie. Es geht nicht um hochtrabende theologische Diskussionen, nicht um den Auferstandenen. Es geht um den bodenständigen Jesus, Jesus hier auf der Erde, Jesus zum Anfassen, den Jesus, mit dem man etwas anfangen kann, weil man selbst ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Und das Buch ist in sich abgeschlossen. Im letzten Kapitel schließt sich der Kreis. Die These, die am Anfang aufgestellt wurde, wird am Ende wieder aufgegriffen und ist bestätigt. Und man ist gewandert: Mit Jesus, der ja auch ein Händler in Geschichten ist, in die Wüste, aber auch wieder zurück. Aber auch jedes Kapitel hat seine klare Struktur: Es beginnt im Leben, zieht Parallelen zur Bibel und kehrt ins Leben zurück. So ist jedes Kapitel für sich, aber auch das Buch als Ganzes quasi Druck gewordene Predigt.
Wer etwas von sich gibt, gibt immer auch etwas von sich. Das ist eine Regel der Kommunikationstheorie. Das geschieht immer, meist unbewusst und vor allem ungewollt. Hier geschieht es mit voller Absicht. Wie man Jesus in die Wüste wandert, wandert man mit dem Verfasser aus dem vulkanischen Mittelgebirge in die Wüste der großen Stadt und weiter an die Endhaltestelle am Fuße der Weinberge, von wo man in aller Ruhe und Gelassenheit mit dem Fahrrad auch in Schlangenlinien weiterfahren kann. Und man hat das Gefühl, man ist angekommen.
Ich habe mich angesprochen gefühlt, angesprochen, weil ich oft dachte: Ja, so kennst Du das auch. An einer Stelle möchte die Gedanken des Verfassers weiterführen. Auch ich bin kein Freund der auf die Gesichter gestanzten Freundlichkeit, aber ist sie wirklich besser als Missmut? Natürlich, sie ist besser als der ewige, zerstörerische Missmut. Aber ich fühle mich wohler, wenn mir einer, der missmutig ist, auch missmutig begegnet. Es ist die vielbeschworene Authentizität, die ich fordere, aber Authentizität als wirkliche Authentizität, nicht als vor sich her getragene, aber nicht wirklich gelebte Fassade, wie ich sie in der Welt oft finde.
Der Verfasser beschreibt den Reichtum des Lebens, der sich abseits des großen Glamour der großen Stadt entfaltet. Diesen Reichtum habe - denke ich - auch ich gefunden, den Reichtum, den man findet in Brötchen, Marmelade und Magerquark. Es muss nicht immer Fett sein! Und ich werde neidisch, neidisch, weil ich auch gerne zu denen gehören möchte, die den Zwetschgenkuchen miteinander teilen.
Das Buch regt dazu an, sich selbst in ihm zu finden, das eigene Leben mit dem Jesu und dem des Verfassers zu vergleichen, und natürlich den Reichtum in der Einfachheit zu finden. Auch das Leben des Verfassers erschöpft sich nicht in Brötchen, Marmelade, Magerquark und Zwetschgenkuchen, er hat auch Heidelbeerkuchen und (!) Sahne. Auch das ist noch nicht die Welt, aber glücklich kann sich schätzen, wer darin seinen Reichtum erkennt.