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Der junge Drehbuchautor John Fante hat sich seinen Traum vom eigenen Haus erfüllt. Seine Frau Joyce erwartet ihr erstes Kind - und verliert den Boden unter den Füßen. Diese Metapher wird hier leibhaftige Realität, denn eines Tages steht die Hochschwangere mit einem Eimer in der linken und einer Flasche Milch in der rechten Hand vor dem Herd, als der Fußboden unter ihr nachgibt. Die von den Termiten zerfressenen Balken zerbröseln.Fante holt seinen knorrigen alten Vater, der sich mit einer Fülle bester Ratschläge an die Arbeit macht, das Loch zu reparieren. Doch der alte Nick ist nicht nur…mehr

Produktbeschreibung
Der junge Drehbuchautor John Fante hat sich seinen Traum vom eigenen Haus erfüllt. Seine Frau Joyce erwartet ihr erstes Kind - und verliert den Boden unter den Füßen. Diese Metapher wird hier leibhaftige Realität, denn eines Tages steht die Hochschwangere mit einem Eimer in der linken und einer Flasche Milch in der rechten Hand vor dem Herd, als der Fußboden unter ihr nachgibt. Die von den Termiten zerfressenen Balken zerbröseln.Fante holt seinen knorrigen alten Vater, der sich mit einer Fülle bester Ratschläge an die Arbeit macht, das Loch zu reparieren. Doch der alte Nick ist nicht nur Maurer, sondern auch ein verdammter Dickschädel, ein Italoamerikaner reinsten Wassers, aufbrausend, verschroben, liebevoll und sentimental. Und so entwickeln sich die Dinge - völlig anders.Als das Kind endlich da ist, ist das Loch im Fußboden nach wie vor offen, dafür steht im Wohn zimmer ein riesiger Kamin. Der Vater sieht seine Pflicht erfüllt und reist getrost ab. Was hier passiert zwischen Sohn, Vater und Schwiegertochter, gehört zum Witzigsten und gleichzeitig Hintergründigsten, das Fante je geschrieben hat. Mit dieser Westküsten-Komödie kam er zu seinen Lebzeiten das erste und einzige Mal zu Bestseller-Ehren. »Full of Life« wurde Buch des Monats bei Readers Digest und mit Judy Holliday erfolgreich verfilmt. Unter dem Titel »Alle Sehnsucht dieser Welt« kam der Film 1956 in die deutschen Kinos.Tragik und Komik reichen sich hier stets die Hand. Ein wahres Lesevergnügen!
Autorenporträt
John Fante (1909 - 1983) ist in Deutschland noch immer ein Geheimtipp. Auch in den USA wurde er erst im Alter zu den großen West-Coast-Schriftstellern wie Mailer, Fitzgerald und Chandler gezählt. Seine Beachtung stieg, nachdem Charles Bukowski ihn zu seinem »Gott« erklärte: »Hier endlich war ein Mann, der keine Angst vor Emotionen hatte. Mit u¿berwältigender Schlichtheit vermischen sich Humor und Schmerz.«
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2018

Lies das Barometer!

In "Voll im Leben", dem Roman des viel zu wenig bekannten John Fante, will der Ich-Erzähler Vater werden - und zugleich nicht

Zum dritten Mal kommt dieser Roman jetzt auf Deutsch heraus, nach 1961 und 1990, jedes Mal hat er einen neuen Titel, was wohl ein Indiz dafür ist, dass es nie so gut geklappt hat mit John Fantes "Full of Life". Der 1983 verstorbene Fante wird ja seit Jahren immer wieder als Geheimtipp bezeichnet - mit gewissem Recht, weil ihn in Deutschland wirklich nur wenige kennen. In Amerika hatte er Ende der dreißiger Jahre ziemlich gute Kritiken bekommen, denen kein Verkaufserfolg entsprach. So reihte der Autor von "Ask the Dust" sich ein in Hollywoods Schreibbataillon, das zu Zeiten des Studiosystems viele Schriftsteller ernährte. Fante schrieb mehr als ein Dutzend Drehbücher zu Filmen, die heute nicht mal mehr Geheimtipps sind, er verachtete den Job, er verdiente anständig, und als sich "Full of Life" gut verkaufte und 1956 sogar verfilmt wurde, konnte er sich sogar ein Haus in Malibu leisten.

"Voll im Leben", wie es jetzt im dritten Anlauf heißt, ist der Stoff, aus dem man in den fünfziger Jahren luftig-harmlose Komödien machte, hier mit leichtem italienischen Einschlag, der sich beim Italoamerikaner Fante von selbst einstellt. Das Erzähler-Ich, das sich John Fante nennt, will Vater werden - und will es zugleich nicht. Als seine hochschwangere Frau Joyce durch ein Loch im Küchenboden kracht, muss sein Vater, der alte Maurer, her. Die Bitte kostet ihn Überwindung, und Fante lässt genüsslich die Elterngeneration, die noch im Abruzzendorf aufgewachsen ist und ihren Aberglauben importiert hat, und den aufstrebenden Drehbuchautor, der unbedingt ein Amerikaner sein möchte, aufeinanderkrachen.

Der Ich-Erzähler springt halsbrecherisch hin und her zwischen Selbstmitleid und Ironie. Er glaubt, dass alle sich gegen ihn verschworen haben: seine Frau, die fromm wird, der Priester, der dickköpfige Vater, der, statt das klaffende Loch in der Küche zu reparieren, den Kamin abreißt und einen neuen baut. Und den protestierenden Sohn zurechtweist: Er sage ihm ja auch nicht, wie er eine Geschichte zu schreiben habe. So taumelt John durch die letzten Wochen Richtung Kreißsaal, schämt sich, trotzt, bereut, dreht auf. Borniert ist er, ja, aber nie bösartig oder nachtragend. Ein quecksilbriges Temperament, das schon deswegen an Fantes anderen Helden Arturo Bandini erinnert, weil er am liebsten aus dem Rohmaterial des eigenen Lebens diese schnellen Storys mit ihren jederzeit komödientauglichen Dialogen herauszauberte.

Das klingt scheinbar so ungefiltert, überschwänglich und mit ungehemmtem Hang zur Übertreibung, dass man das Kalkül und den Sinn für dramatische Effekte leicht übersieht. "Ich sank auf die Knie mit einem abscheulichen und zermalmenden Glücksgefühl, das mich mit seiner schrecklichen Kraft fast umbrachte", schreibt er kurz vorm Aufbruch zur Entbindung. Er ist ein Mann aus einer verschollenen Zeit, von dessen Sicht auf Frauen, Vaterschaft, Familie sich heute nur noch Spurenelemente erhalten haben. Zum Glück, klar, aber John Fantes Prosa aus den dreißiger wie aus den fünfziger Jahren gleicht einem Barometer, auf dem sich diese Stimmungslagen sehr schön, lustig und genau ablesen lassen. Ganz abgesehen davon, dass seine vier Los-Angeles-Bücher zu den besten gehören, die über die Stadt geschrieben worden sind.

PETER KÖRTE

John Fante: "Voll im Leben". Roman. Übersetzt von Doris Engelke. Maro-Verlag, 162 Seiten, 18 Euro

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