Das Buch zeigt, daß der Rückgang der christlichen Religiosität in Europa nicht nur eine Folge der Säkularisierung ist. Er ist das Resultat einer langen Geschichte konflikthafter Beziehungen zwischen Kirche und Volk. Verflüchtigung der Gemeinschaftsreligion in eine private religiöse Sinnsuche, Plausibilitätsverlust des christlichen Weltbildes, aber Rückkehr des magischen Denkens, so lauten die Diagnosen für den Wandel der Religion in den westlichen Gegenwartsgesellschaften. Die Ergebnisse zweier international vergleichender Umfragen in zehn europäischen Ländern und den USA bestätigen diese Entwicklungsrendenzen. Sie zeigen aber auch große Länderdifferenzen im Hinblick auf den Prozeß der Entkirchlichung. Die Hauptthese dieses Buches lautet, daß die unterschiedliche Bindung an die christliche Religion nicht nur vom Modernisierungsgrad der Gesellschaft abhängt, sondern auch auf die Geschichte der Beziehung zwischen Kirche und Volk seit der Zeit der Christianisierung zurückzuführen ist. Je nachdem, ob die Kirche auf der Seite der Bevölkerung stand oder ob sie als repressive Herrschaftskriche auftrat, entwickelte sich ein einges oder ein distanziertes Verhältnis zur Kirche, das bis in die Gegenwart nachwirkt.