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In dieser erstmals 1881 erschienenen Essaysammlung plaudert ein Gentleman des vorigen Jahrhunderts 'kultiviert, geistreich, fast möchte man sagen altklug' (FAZ) über Gaslampen, Kinderspiele, Fußwanderungen oder über die wunderlichen Umstände des Verliebens.

Produktbeschreibung
In dieser erstmals 1881 erschienenen Essaysammlung plaudert ein Gentleman des vorigen Jahrhunderts 'kultiviert, geistreich, fast möchte man sagen altklug' (FAZ) über Gaslampen, Kinderspiele, Fußwanderungen oder über die wunderlichen Umstände des Verliebens.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.11.1995

Der Teufel in den Bettvorhängen
Und was uns sonst noch fehlt: Essays von Robert Louis Stevenson

Der 1850 in Edinburgh geborene und 1894 auf Samoa verstorbene Robert Louis Stevenson ist bei uns als Verfasser einer klassischen Schauergeschichte und von Abenteuerbüchern für Heranwachsende bekannt. Zur Zeit allerdings erleben andere Teile seines umfangreichen literarischen Werkes eine stille, etwas zerstreute, dennoch, so wollen wir hoffen, nachhaltige Renaissance.

Neben einer Neuauflage des Reisebuches "In der Südsee" (Manesse bei dtv, 1994) und der legendären "Reise mit dem Esel durch die Cevennen" (1995 bei Diederichs) ist, erstmals in deutscher Sprache, bei der Verlagsbuchhandlung Achilla Presse der Band "Virginibus Puerisque" erschienen, ursprünglich 1881 als erster in der Reihe von Aufsatz- und Kurzgeschichtensammlungen Stevensons publiziert.

Kultiviert, geistreich, fast möchte man sagen altklug (für einen Dreißigjährigen) plaudert hier ein Gentleman des vorigen Jahrhunderts über Gaslampen, Kinderspiele, Fußwanderungen, den Maler Raeburn, über die verwunderlichen Umstände, unter denen wir uns verlieben, oder aber über die merkwürdige Tatsache, daß wir uns, solange wir leben, über den Tod keine Gedanken machen und "daß wir eigentlich nicht am Leben hängen, sondern am Lebendigsein". Daraus erhellt dann auch, daß wir mit Gusto gefährliche Dinge unternehmen, ohne im mindesten lebensmüde zu sein. "Sich intensiv für die Zufälle unseres Daseins zu interessieren, das Mischgefühl menschlicher Erfahrung zutiefst zu genießen führt einen Menschen eher dazu, Vorsichtsmaßnahmen zu mißachten und für einen Strohhalm seinen Hals zu riskieren."

Geschult an Montaigne und wohl einigen anderen älteren Herrschaften, unter-

nimmt es der Autor, unwiderruflich am Ende seiner Jugend angekommen, eine Art vorläufiger Summe zu ziehen, sich Klarheit über einige "Dinge des Lebens" zu verschaffen, und dies in dem gepflegten Konversationston, wie er in der guten Gesellschaft seiner Zeit üblich gewesen sein mag. Aus einer fernen, ruhigen, fast unschuldig zu nennenden Zeit klingt diese gefaßte Stimme herauf in unsere hektische - soweit man unter den Narben, Scharten und Schrammen, die der Kampf des Übersetzers mit dem Original an der Textoberfläche hinterlassen hat, die Güte des Originals noch ausmachen kann. Obgleich es billig wäre, auf diesem kleinen, kaum noch etablierten Verlag herumzuhacken, während sich die großen, guten Verlage nicht mindere Schlampereien in Übersetzung und Lektorat leisten, so ist es doch schade. Dieser Band hätte mit etwas mehr Mühe eine kleine Köstlichkeit werden können, so ist er kaum mehr als der Hinweis auf eine solche.

Manchmal leuchtet es freilich hervor, frisch und unbeschädigt: "Die Trauer, die wir um unsere Kindheit fühlen, ist nicht ganz gerechtfertigt. Was wir an großherziger Impulsivität einbüßen, machen wir durch die Gewohnheit, andere großmütig zu beobachten, mehr als wett; und die Fähigkeit, Shakespeare zu genießen, mag eine verlorengegangene Eignung, Soldaten zu spielen, ausgleichen. Zudem ist der Schrecken aus unserem Leben verschwunden; wir sehen nicht mehr den Teufel in den Bettvorhängen und liegen auch nicht mehr wach, um dem Wind zu lauschen."

So fängt der Aufsatz über "Kinderspiele" an, der nicht nur allen besorgten Eltern und Pädagogen unserer Tage ans Herz gelegt werden kann, sondern auch zu der Phantasie verleitet, die Welt könnte vor der Einführung der Psychoanalyse doch ein erträglicherer Ort gewesen sein, als wir heute anzunehmen geneigt sind: "Ich würde ja gerne mehr zitieren, denn obwohl wir heutzutage ganz tolle Kerle sind, können wir nicht schreiben wie Hazlitt." Wir, so könnte man fortsetzen, sind zwar unterdessen noch tollere Kerle geworden, können aber nicht einmal mehr so schreiben wie Stevenson. WALTER KLIER

Robert Louis Stevenson: "Virginibus Puerisque und andere Schriften." Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Schmirler. Achilla Presse Verlagsbuchhandlung, Bremen und Hamburg 1995. 267 S., geb., 40,- DM.

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