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Fotografiert hat Arno Schmidt immer: Als junger Mann, in den 30er und 40er Jahren, private Schnappschüsse; als junger Autor dann, in den 50er Jahren, vornehmlich optische Notizen, Gedächtnisstützen in Schwarzweiß für die Schauplätze seiner Romane. Doch ab 1964 bekommen seine Fotos eine neue Qualität. Mit dem Einsatz einer zweiäugigen Spiegelreflexkamera und farbiger Diafilme im seltenen Format von vier mal vier Zentimetern löst sich Schmidts Fotografieren von der Funktion eines Schreib-Hilfsmittels und wird selbst zum Medium seiner Kunst. In den gut zweieinhalbtausend Farbdias, die Schmidt bis…mehr

Produktbeschreibung
Fotografiert hat Arno Schmidt immer: Als junger Mann, in den 30er und 40er Jahren, private Schnappschüsse; als junger Autor dann, in den 50er Jahren, vornehmlich optische Notizen, Gedächtnisstützen in Schwarzweiß für die Schauplätze seiner Romane.
Doch ab 1964 bekommen seine Fotos eine neue Qualität. Mit dem Einsatz einer zweiäugigen Spiegelreflexkamera und farbiger Diafilme im seltenen Format von vier mal vier Zentimetern löst sich Schmidts Fotografieren von der Funktion eines Schreib-Hilfsmittels und wird selbst zum Medium seiner Kunst.
In den gut zweieinhalbtausend Farbdias, die Schmidt bis zu seinem Tod 1979 in Bargfeld und Umgebung gemacht hat, zeigt sich das durch jahrzehntelange Weltbeobachtung geschulte Auge und der durch Weltbeschreibung trainierte Sinn für Strukuren, Nuancen und Details.
Die Auswahl der Farbdias für diesen Band traf einer der führenden Experten für Fotografie, der Archivar und Ausstellungsmacher Janos Frecot, Gründer und langjähriger Leiter der "Photographischen Sammlung" der Berlinischen Galerie.
Autorenporträt
Arno Schmidt wurde am 18. Januar 1914 in Hamburg geboren. Nachdem er kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war, arbeitete er zunächst als Dolmetscher, von 1947 an als freier Schriftsteller. Nach Stationen in Cordingen, Kastel an der Saar und Darmstadt zog er 1958 mit seiner Frau Alice nach Bargfeld (Kreis Celle), wo er bis zu seinem Tod zurückgezogen lebte. Von 1949 an, als seine Erzählung Leviathan in Buchform erschien, entstanden Romane, Dialoge zur Literatur für den Rundfunk, Essays und biographische Arbeiten, darunter sein Hauptwerk Zettel's Traum, 1334 DIN-A3-Seiten stark und über zehn Kilo schwer. Aufgrund des komplexen Layouts konnte es 1970 nur als Faksimile des Typoskripts erscheinen; erst seit 2010 liegt es in gesetzter Form vor. Arno Schmidt starb am 3. Juni 1979 in Celle. Zwei Jahre nach seinem Tod gründeten seine Frau Alice und Jan Philipp Reemtsma die Arno Schmidt Stiftung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2005

Der kalte Widerschein der Wirklichkeit

Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.

str.

"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Für Ulf Erdmann Ziegler besteht kein Zweifel: Arno Schmidt hatte "ein fotografisches Projekt am Laufen". Dies ist der erste von zwei geplanten Bänden mit fotografischen Arbeiten Schmidts, die ein ganz unbekanntes Nebenwerk enthüllen. Hans Wollschläger soll Schmidt zum fünfzigsten Geburtstag die Yashica-Kamera geschenkt haben, die mit ihrem 4 x 4-Format Pate für den Titel des Buches stand, berichtet Ziegler. Es sei dem Kurator Janos Frecot zu danken, dass er die Suggestivität dieses Formats begriffen und ohne Mätzchen mit 18 mal 18 Zentimeter auch auf Papier übernommen habe, lobt der Rezensent. Wohltuend sei auch, dass Frecot gegen literarische Parallelstellen entschieden habe, so dass die beeindruckenden Aufnahmen der Heidelandschaft bei Bargfelde für sich sprechen können. Das Sensationelle an den Fotografien ist für Ziegler die Farbe. Mal sieht die Landschaft aus wie in der Toskana, mal wie auf Island oder in Thüringen, staunt Ziegler. Schmidt war den Natur-Phänomenen auf der Spur, erklärt er, Wind, Schatten, Morgentau, Wolken; die Landschaft als Gesamtbild habe ihn nicht interessiert, gängige Einstellungen von Vorder- und Hintergrund wurden von Schmidt ignoriert.

© Perlentaucher Medien GmbH