Die Momentaufnahmen, die Peter Wawerzineks neuen Band zu einem poetischen Fotoalbum machen, werden in einem Ton schwungvollvitalen Erinnerns vorgetragen. Von Satz zu Satz schlagen seine Berichte Haken, jeder Abschnitt hält Überraschungen bereit. Wichtiges vermengt sich mit Nebensächlichem, Tiefgründiges mit Abwegigem, es finden sich knappe Berichte über Alltagseindrücke und verwunderte Glückswahrnehmungen neben Rückblicken auf das "harte Polster" Familie. Von den Eltern, die "niemals Handtuch waren, wenn ich in Schweiß geriet", ist die Rede und vom Restaurateur, der auf Beerdigungen die Telefonnummer des Toten aus seinem Adreßbuch radiert. Wie SPiegelscherben liegen die Absätze, in ihnen bricht sich als grelles Kaleidoskop die Welt. Wawerzinek führt eine Tradition fort, die von Robert Walser zu Ilse Aichinger, von Daniil Charms zu Ror Wolf reicht und deren Wesen weniger im literarischen Bemühen um Folgerichtigkeit nach den Gesetzen eindimensionaler Logik liegt, als in der bestürze nden Macht treffender Einzelsätze.