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Google, Facebook, E-mail und Online-Games haben unser Leben fest im Griff. Wie wird unsere Zukunft aussehen?
Wir wollten sie als smarte "Diener" unseres Alltags, nun sind sie unsere Herren. Sie sollten uns helfen, Zeit zu sparen, nun sind sie zu Zeitfressern sondergleichen geworden. Wir wollten sie programmieren, jetzt programmieren sie uns. Wenn insbesondere junge Leute hemmungslos in Blogs, Chats, Kontaktforen und Onlinewelten abtauchen, hat das einen tieferen Psychologischen Grund: Menschliche Beziehungen erscheinen zunehmend kompliziert und verletzend. Dafür bietet das Netz Kontakt ohne…mehr

Produktbeschreibung
Google, Facebook, E-mail und Online-Games haben unser Leben fest im Griff. Wie wird unsere Zukunft aussehen?

Wir wollten sie als smarte "Diener" unseres Alltags, nun sind sie unsere Herren. Sie sollten uns helfen, Zeit zu sparen, nun sind sie zu Zeitfressern sondergleichen geworden. Wir wollten sie programmieren, jetzt programmieren sie uns. Wenn insbesondere junge Leute hemmungslos in Blogs, Chats, Kontaktforen und Onlinewelten abtauchen, hat das einen tieferen Psychologischen Grund: Menschliche Beziehungen erscheinen zunehmend kompliziert und verletzend. Dafür bietet das Netz Kontakt ohne wahre Intimität, Gemeinschaft ohne Risiko, Nähe mit ausreichendem Sicherheitsabstand. Der moderne Mensch hat oft 100 Facebook-Friends, aber keinen einzigen echten Freund. Computer und Internet geben uns die Freiheit, überall zu arbeiten - in Wahrheit sind wir überall "gemeinsam einsam".
Sherry Turkle zeigt, wie Technologien zunehmend die Funktionsweise unseres Geistes und unser Gefühlsleben beeinflussen. Sie führt uns mit aktuellen Studien und drastischen Fallbeispielen vor Augen, welche ernsten Konsequenzen die gedankenlose Hingabe an die digitalen Verführer hat. Aber sie verdammt die Cyberwelt keineswegs als Teufelszeug. Denn wir haben durchaus die Chance, ihre immer grenzenloseren Möglichkeiten verantwortungsvoll zu nutzen.

Autorenporträt
Sherry Turkle ist ausgebildete klinische Psychologin, Gründerin und Direktorin der "MIT Initiative on Technology and Self".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2012

Dient die Technologie menschlichen Zielen?

Zu einem Buch mit dem Untertitel "Wie wir in der digitalen Welt seelisch verkümmern" will man eigentlich nicht greifen. Diagnosen dieser Art sind schließlich zur Genüge bekannt, welche die neuen Formen der digital vernetzten und um mancherlei smarte Geräte erweiterten Existenz schlichtweg als Verlust setzen oder zumindest für die nähere oder ferne Zukunft als solchen ausmalen. Als Aushöhlung unserer eigentlichen menschlichen Fähigkeiten, wofür die Rede vom Verkümmern der Seele gleich zur Hand ist.

Aber dann fällt der Blick glücklicherweise doch auf die Autorin dieses Buchs und man besinnt sich eines Besseren (Sherry Turkle: "Verloren unter 100 Freunden". Wie wir in der digitalen Welt seelisch verkümmern. Aus dem Englischen von Joannis Stefanidis. Riemann Verlag, München 2012. 569 S., geb., 19,99 [Euro]). Denn auf Sherry Turkle trifft der Verdacht, Proponentin einer so eingleisigen Technologiekritik zu sein, sicherlich nicht zu. Die amerikanische Psychologin am Massachusetts Institute of Technology (MIT) verfolgt seit mehr als drei Jahrzehnten, wie sich die neuesten digitalen Umgebungen auf das Selbstbild ihrer Nutzer auswirken: kritisch, nahe an den jeweils neuesten Trends (was sich am MIT leicht machen lässt), mit psychologisch wie ethnographisch grundierter Neugierde und ohne Hang zu allzu einfachen Thesen.

Also schlägt man den Titel der im Vorjahr erschienenen Originalausgabe nach - und ist erleichtert. "Alone together" könnte schließlich auch als englische Fassung von Alfred Polgars Definition der Kaffeehausexistenz durchgehen. Und der originale Untertitel, "Why We Expect More from Technology and Less from Each Other", ist deutlich gelassener als sein deutsches Pendant.

Man kann dieses jüngste Buch von Sherry Turkle durchaus als Summe ihrer langjährigen Beobachtungen des Umgangs mit digitalen Objekten ansehen. Zusammengeführt sind in ihm zwei Bereiche, in denen sich die neuen Technologien niederschlagen: die Entwicklungen auf dem Gebiet der Robotik, wo Turkle vor allem die bereits für den Markt produzierten Service- und Spielroboter im Blick hat, und die allmählich zur gesellschaftlichen Normalform werdenden Online-Varianten sozialer Kommunikation.

An beiden Feldern demonstriert Turkle ihre Perspektive einer "Innengeschichte der Technik", die vor allem im Blick hat, wie wir uns selbst und unsere Fähigkeiten in Kontrast oder Übereinstimmung mit den technischen Dingen sehen. Es geht im Kern um die Verschiebung von Selbstbildern als Effekt der Technologien, und Turkle kann dazu mit einer Fülle von aufschlussreichen Beobachtungen aufwarten. Deren methodische Verdichtung wäre zwar wünschenswert - selbst wenn ihre Darstellungen dabei an Lebendigkeit und Detailfreude verlören -, doch dazu wird sich diese Autorin wohl nie durchringen. Als Therapeutin versteht sie sich nicht, eine Moral kommt aber schon ins Spiel: Wir sollten bei jeder neuen Technologie fragen, ob sie auch unseren menschlichen Zielen diene. Was freilich voraussetzt, dass wir über diese Ziele Bescheid wissen - und das liegt halt gar nicht auf der Hand.

HELMUT MAYER

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