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Wie sind die Westdeutschen in den fünfziger Jahren mit dem Problem der NS-Vergangenheitsbewältigung politisch umgegangen? Nicht nur die von Adenauer geführte Bundesregierung, auch die sozialdemokratische Opposition zeigte sich bereit, dem massiven gesellschaftlichen Verlangen nach einem "Schlußstrich" unter die seit 1945 praktizierte Entnazifizierung und die Ahndung von NS-Straftaten zu entsprechen. Das Ergebnis war eine "Vergangenheitspolitik", die schließlich sogar schwerstbelasteten Kriegsverbrechern die Freiheit brachte und den späteren Vorwurf einer "unbewältigten Vergangenheit" begründete.…mehr

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Produktbeschreibung
Wie sind die Westdeutschen in den fünfziger Jahren mit dem Problem der NS-Vergangenheitsbewältigung politisch umgegangen? Nicht nur die von Adenauer geführte Bundesregierung, auch die sozialdemokratische Opposition zeigte sich bereit, dem massiven gesellschaftlichen Verlangen nach einem "Schlußstrich" unter die seit 1945 praktizierte Entnazifizierung und die Ahndung von NS-Straftaten zu entsprechen. Das Ergebnis war eine "Vergangenheitspolitik", die schließlich sogar schwerstbelasteten Kriegsverbrechern die Freiheit brachte und den späteren Vorwurf einer "unbewältigten Vergangenheit" begründete.
Autorenporträt
Norbert Frei, geboren 1955, ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Leiter des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts und Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.1999

Recht in Geschichten

Juristische Bücher gelten im Allgemeinen als schwer verdauliche Kost. Solche populären Urteile haben meist einen richtigen Kern. Juristen schreiben in der Regel für Juristen, sie wollen in erster Linie in ihrer Zunft Wirkung erlangen. Vor Jahren hat sich deswegen eine Jury aus Rechtsprofessoren zusammengefunden, um einmal im Jahr auf Bücher aufmerksam zu machen, die diesem Vorurteil entgegenwirken können. Sie haben nun zum sechsten Mal ihre Empfehlungen gegeben und ausführlich begründet (Gerard Dilcher, "Die juristischen Bücher des Jahres - eine Leseempfehlung", in: Neue Juristische Wochenschrift, Heft 48, 1999).

Unter den vier diesmal ausgewählten Titeln, von denen leider nur einer im laufenden Jahr erschienen ist, finden sich ein zeitgeschichtliches Werk, eine Biographie, ein einschlägig juristischer Titel und eine Gesamtausgabe. Das Buch von Norbert Frei, "Vergangenheitspolitik. Die Anfänger der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit" (C.H.Beck, München 1996), war seinerzeit allgemein sehr beachtet worden. Die Jury macht jetzt auf seine Bedeutung für die Analyse die Vergangenheitsbewältigung im Bereich des Rechts aufmerksam.

Origineller ist die Nennung der Biographie von Klaus Kempter, "Die Jellineks (1820-1955). Eine familienbiographische Studie zum deutsch-jüdischen Bildungsbürgertum" (Droste Verlag, Düsseldorf 1998), die Geschichte einer Familie, die den bedeutendsten Staatsrechtler der Kaiserzeit, Georg Jellinek, und den Verwaltungsrechtler Walter Jellinek hervorgebracht hat, der in der Nachkriegszeit am Wiederaufbau der Heidelberger Universität mitwirkte. Der Autor schildert Kontinuität und Verhängnis der deutschen Geschichte am Beispiel dieser weit verzweigten deutsch-jüdischen Familie.

Die Nennung der auf zwanzig Bände angelegten Gesamtausgabe von Gustav Radbruch (C.F. Müller Juristischer Verlag, Heidelberg 1987 ff.) wird von der Jury trotz zurückhaltender Einschätzung der Bedeutung der Schriften des Finanzministers der Weimarer Republik und Heidelberger Strafrechtlers und Rechtspilosophen begründet. Den Gewinn der ausgiebigen Werkdokumentation sieht sie aber in dem Nachweis, dass die angebliche Wende der Positivisten zum Naturrecht dadurch weniger unvermittelt erscheint, als bisher angenommen wurde. Im Zusammenhang von Situationen und Problemen gewinnt Radbruchs juristisches Lebenswerk an Konsequenz und Überzeugungskraft.

Das einzige "aktuelle" Buch der Liste ist das Werk des Schweizer Juristen Jörg Paul Müller, "Grundrechte in der Schweiz" (Stämpfli Verlag, Bern 1999), das aus Anlass der neuen Schweizer Bundesverfassung von 1999 geschrieben wurde und ihre Interpretation in die aktuelle europäische und amerikanische Verfassungsrechtsprechung einordnet. Müllers Buch ist nach Auffassung der Jury vor allem ein Musterbeispiel für besonnenen Umgang mit Freiheitsgarantien.

F.A.Z.

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