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Dieses Buch fängt ein einzigartiges Leben ein. Es beginnt mit einer Kindheit und Jugend in Manhattan und führt dann, auf Wunsch des Vaters, nach West Point, in die Militärakademie. Salter wird zum Kampfpiloten ausgebildet. Er hält die Erregung und den Schrecken des Luftkampfes über Korea fest. Nachdem er seinen Abschied genommen hat, beginnt Salter ein zweites Leben. In den Sechzigern konzentriert er sich auf das Schreiben, lebt als Autor in New York. Er schildert die Schwierigkeiten der Anpassung, die Umstellung, das Fehlen jeder Ermutigung. Er schreibt Romane, die hoch anerkannt werden, sich…mehr

Produktbeschreibung
Dieses Buch fängt ein einzigartiges Leben ein. Es beginnt mit einer Kindheit und Jugend in Manhattan und führt dann, auf Wunsch des Vaters, nach West Point, in die Militärakademie. Salter wird zum Kampfpiloten ausgebildet. Er hält die Erregung und den Schrecken des Luftkampfes über Korea fest. Nachdem er seinen Abschied genommen hat, beginnt Salter ein zweites Leben. In den Sechzigern konzentriert er sich auf das Schreiben, lebt als Autor in New York. Er schildert die Schwierigkeiten der Anpassung, die Umstellung, das Fehlen jeder Ermutigung. Er schreibt Romane, die hoch anerkannt werden, sich aber nicht verkaufen, und er lebt von "Screenplays", die er für Hollywood verfasst. Mehr als zehn Jahre arbeitet er für die Filmindustrie und lernt viele der großen Gestalten jener Zeit kennen, darunter Samuel Goldwyn, Irwin Shaw, Roman Polanski und Robert Redford. Salter reist viel, keh rt nach Europa zurück, in Städte, die er nach dem Zweiten Weltkrieg als Soldat kennen gelernt hat. Er lebt in Rom und Paris, Städten, deren Glanz und Erotik er in seiner unvergleichlich eleganten, impressionistischen, knappen Sprache wiedergibt. Und er schildert immer wieder die Frauen, die in seinem Leben eine so große Rolle spielten. Die Kritiker in Amerika und England waren sich einig, dass dieses Buch zu den großen Biografien unserer Zeit gehört. Es ist das Buch eines der größten sprachlichen Stilisten der Gegenwart.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2000

Absturz mit Nebelstreif
Langes Leben, kurze Abende: James Salter erinnert sich

Schriftstellermemoiren handeln für gewöhnlich von Schriftstellerleben. Bei James Salter trifft dies exakt auf die Hälfte seiner Lebenserinnerungen zu. Der in Deutschland seit einigen Jahren bekannte amerikanische Romancier blickt nach seinem siebzigsten Lebensjahr zurück, schwärmt von Paris und seinem Mentor Irwin Shaw. Der Erinnerung an einen gemeinsamen Lunch folgen das Leben und Sterben dieses Mannes, bevor sich die nächste Episode mit dem Lektor Joe Fox oder dem Redakteur Ben Sonnenberg, Robert Emmett Ginna oder Vladimir Nabokov verbindet. Handelt es sich bei den Erinnerten um Frauen, sind sie durchweg schön und tief dekolletiert, drängen sich kichernd vor Salters Hotelzimmer oder flirten auf festlichen Parties. "Würde ich sie", ist eine Leitfrage dieser Erinnerungen, "die Nacht allein verbringen lassen?"

Neben Frauen schätzt Salter gediegene Restaurants in Paris, London, Rom und seiner Heimatstadt New York. Orte, die er - wie in seinen Romanen "Lichtjahre", "Ein Spiel und ein Zeitvertreib" - in impressionistischer Manier mit ihrer bewegten Oberfläche abbildet. Hierfür nutzt er adjektivreiche Kurzsätze. Die äußere Lebenswirklichkeit dominiert und mit ihr eine weitere Frage: "Haben wir Zeit für einen Drink?" Einen Whisky nimmt Salter mit den Leuten vom Film, denn er hat seit den fünfziger Jahren Drehbücher verfaßt und Regisseure, Schauspieler und Schauplätze - Robert Redford und Vanessa Redgrave, Pasolini, Maximilian Schell, Venedig und Bologna - kennengelernt. Der Leser erfährt über diese mehr als über Salter selbst, der kaum zu Selbstbetrachtung und Reflexivität neigt. Vielleicht liegt das an seinem ersten Leben, dem Leben als Kampfflieger.

Salter war vor seiner Schriftstellerkarriere bei der amerikanischen Air Force, und dort hat er begriffen, was das Dasein ausmacht: Es sind nicht die Parties, es ist der Luftkampf mit einer MiG. In der Militärakademie West Point wird Salter ausgebildet: Hemden falten, Strafrunden laufen, Militärgeschichte. Er begreift, wie klein der einzelne und wie groß das Militär ist, das als geschlossene Gemeinschaft mit unverrückbaren Werten alle Sorgen moderner Individualisten hinwegfegt: "Die Armee. Diese große Familie, in der man immer fortschreitet, selbst wenn man schläft." Und wenn einem die Armee dann noch das Fliegen beibringt, ist sie besser als jede Religion: "Ich wußte nichts, ich wußte alles, Stoffhelm, kindliches Gesicht, der Ärmel windgezaust, als ich einen ekstatischen Arm in den Fahrtwind hielt, die Lust, die Göttlichkeit, endlich!" Die ekstatischen Gefühle im Arm führen dazu, daß Salter stets begeistert im Flugzeug sitzt und den Leser an langen Übungsflügen teilhaben läßt, die erst mit den "gewaltigen Seufzern des abgeschalteten Motors" enden. Nach seiner Ausbildung wechselt Salter die Stützpunkte und die Frauen. Er lernt Colonels, Capitains und Asse, Kasler, Colman, Baker, Blesse und einen neuen Wahlspruch kennen: "Wahre Männlichkeit zeigt sich früh".

Dann beginnt der Luftkampf über Korea, und hier können Leserinnen ohne Faible für Fluggeschwindigkeiten im roten Bereich die Grenzen des Verstehens erproben: "Die MiG richte ich geradeaus, und das Visier ist wieder da. Etwa 1000 Fuß hinter ihm drücke ich ab. Einschläge im rechten Flügel, dann, zu meiner enormen Freude, aus größerer Nähe ein solider Feuerstoß in den Rumpf. Die Einschläge leuchten grell auf, irgend etwas Lebenswichtiges scheint getroffen zu sein. Ich schieße immer noch, und etwas fliegt von der Maschine weg - das Kabinendach. Einen Moment später kommt eine Art Bündel, der Pilot, heraus. ,Cope, hast du das gesehen?' ,Roger', sagt meine Nummer zwei." Das erzählende Ich des Autobiographen seufzt seiner Nummer eins, dem erlebenden Ich, hinterher und träumt vom "Glanz dieser Jagdtage", an die mancher sich nicht mehr erinnert: Denn Schrader ist tot, bei Woods fiel ein Triebwerk aus, Cherry stürzte ab und Jim Smart, "mit langen Nebelstreifen an den Flügelspitzen, geradewegs ins Meer".

Die schnelle Abfolge von Abstürzen, die Fülle der Namen, Soldaten und Frauen, später Regisseure, Frauen und Schriftsteller, das Name-Dropping hat System. Die Zeit erscheint so als reißender Strom, der sie alle mit sich fortträgt. Kurz werden sie hochgespült und versinken dann im Strudel: Vanitas in der Army und Vanitas in der Boheme. Aber so ganz kann sich James Salter - bei aller Freude an der Vergänglichkeit und der Selbstaufgabe - nicht von der Sehnsucht nach individuellem Ruhm und Ehre trennen. Deshalb beschließt er, daß einzelne Taten und Menschen dem Strom der Zeit und dem Vergessen entrissen werden: Unsterblichkeit erlangt, wer eine MiG abschießt oder Bücher schreibt. Da stehen dann auch für Salter selbst die Chancen nicht schlecht.

SANDRA KERSCHBAUMER

James Salter: "Verbrannte Tage". Erinnerung. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Beatrice Howeg. Berlin Verlag, Berlin 2000. 501 S., geb., 48,- DM.

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"Die besten Seiten, die je über das Fliegen geschrieben worden sind." (Michael Ondaatje) - "Ein heiterer Bericht von überraschend vielfältigen Erfahrungen, aber auch eine Geschichte unserer Zeit". (Joseph Heller)