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Der in Israel lebende Elazar Benyoetz erstaunt immer wieder durch seinen volkommenen Gebrauch der deutschen Sprache. Das verlorene Thema umschreibt das Verhältnis zwischen Gott und Mensch: Es ist die Erfahrbarkeit des Absoluten, dessen Offenbarung in der Bibel, in den Büchern der Propheten und in der Geschichte Abrahams.

Produktbeschreibung
Der in Israel lebende Elazar Benyoetz erstaunt immer wieder durch seinen volkommenen Gebrauch der deutschen Sprache. Das verlorene Thema umschreibt das Verhältnis zwischen Gott und Mensch: Es ist die Erfahrbarkeit des Absoluten, dessen Offenbarung in der Bibel, in den Büchern der Propheten und in der Geschichte Abrahams.
Autorenporträt
Elazar Benyoëtz Biographie:
1937 am 24. März in Wiener Neustadt geboren, als Sohn österreichischer Juden 1939 Emigration nach Israel, wo er in hebräischer Sprache aufwächst 1957 erscheint sein erster Gedichtband und lebt von da an als freier Schrifsteller 1964 kommt er im Rahmen des Programms "Artists in Residence" der Ford-Foundation nach Berlin 1965 gründet er die von der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft geförderte Bibliographia Judaica seit 1969 lebt er wieder Israel.

Auszeichnungen:
1988 Adelbert-von-Chamisso-Preis 1997 Bundesverdienstorden für seine Verdienste um die deutsche Sprache Im Carl Hanser Verlag sind erschienen:
1977 Worthaltung. Sätze und Gegensätze 1979 Eingeholt. Neue Einsätze 1990 Treffpunkt Scheideweg 1994 Brüderlichkeit. Das älteste Spiel mit dem Feuer 1997 Variationen über ein verlorenes Thema
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.1998

Die Gebete der Ketzer
Paradoxe Zuversicht: Elazar Benyoëtz über Glauben und Zweifel

Dichten, Denken und Glauben haben etwas Gemeinsames: das Hören auf die Sprache. Elazar Benyoëtz stellt es in seinen religiösen Essays und Aphorismen ganz in den Dienst des Forschens nach Gott, getreu dem Grundsatz: "Die Quellen der Sprache, die Quellen des Heils". Doch überschreitet der 1937 in der Wiener Neustadt geborene, seit 1939 in Jerusalem lebende Autor ganz selbstverständlich die Grenzen zu Dichtung und Philosophie. In seinem neuen Buch denkt er über den Glauben in seinen Extremen nach: Dem Glauben, wie Abraham ihn "unverzagt und ohne Verzückung" lebte, steht ein Glaube gegenüber, der - als Zweifel - die "Unglaublichkeit des Glaubens" zur Darstellung bringt. Am Leitfaden der nie fixierbaren Grenze zwischen Glauben und Zweifel mustert Benyoëtz die religiöse Tradition: Von der Genesis zu den Evangelien, von jüdischer Exegese bis zu persönlichen Briefen, vom Rigveda bis zu Rose Ausländer reicht die Fülle der Texte, die zitiert, befragt und weitergeschrieben werden in stetem Widerstand gegen das Verstocken, denn: "Der Glaube endet in der Überzeugung." In der Lektüre erschließt sich dem Leser der reine Impuls, sich nie satt im Denken oder Glauben zu beruhigen: "Quellenwert hat nur das Fließende."

Dennoch bleiben Zweifel anderer Art. So beglückend es ist, daß sich jüdischer Glaube noch heute in deutscher Sprache artikuliert, so haben doch Georg Christoph Lichtenberg, Karl Kraus und Ludwig Wittgenstein für Aphorismen Kriterien des Stils gesetzt, denen gerade auch religiöse Rede unterliegt. Jede betonte Etymologie, jedes Wortspiel riskiert zugleich auch sprachliche Vermessenheit. Zwei Beispiele mögen zeigen, worin dieses Unbehagen gründet. Ferdinand Ebners Frage "Gibt es aber auch etwas Merkwürdigeres als einen betenden Mann?" ist rhetorisch, doch unprätentiös; Oscar Wildes Wendung "Ein Gebet darf niemals beantwortet werden" mündet in den Schluß, andernfalls werde es "Korrespondenz". Benyoëtz' Formel "Beten ist unerhört" versucht beide Gedanken zusammenzuspannen - doch trägt der Doppelsinn die Anstrengung?

Trifft da nicht unversehens der Einwand Wittgensteins zu, mancher Ausdruck "vertrüge keine metaphysische Betonung"? Ebenso bedenklich scheint es, daß selbst Grundmotive des Buches nachlässig formuliert wurden. Jeder Leser kann den Satz "Den Glauben bringt am besten der Zweifel zum Ausdruck" durch Ändern der Wortstellung verbessern. Beginnt man aber erst an den syntaktisch ungeschützten Wörtern zu rütteln, wird bald klar, daß "am besten" weder vom Wort noch von der Sache her stimmt, denn der Satz gilt nicht für Abraham oder andere Zeugen, die für ihren Glauben einstanden. Ist dann aber nicht Zweifel kritische Form eines einheitlichen Glaubens, der sich "am besten" im Handeln bewährt? War nicht genau das der Sinn von Benyoëtz' Satz: "Einen Gedanken kannst du in deiner Sprache, eine Idee nur in deinem Leben ausdrücken"?

Genug der Kritik. Benyoëtz appelliert selbst an die Wachheit der Leser, indem er sich zum Verdikt bekennt: "Was ich mir denken kann, laß ich mir nicht sagen." Der Text ist dort am wirksamsten, wo er seine eigene Bedeutsamkeit in Frage stellt. Die mit "Credo" eingeleiteten Sätze sind jeweils kleingedruckt ans Ende der Texte gerückt und stehen für die paradoxe Zuversicht: "Nur Gott allein kann dir den Glauben nehmen." Und: "Der schönste Beweis für die Existenz Gottes ist das Beten der Ketzer." Wer so groß glaubt, für den gilt gewiß, was Benyoëtz über seine Zitierpraxis sagt: "So locker es hier steht, so fest ist es verbürgt." THOMAS POISS

Elazar Benyoëtz: "Variationen über ein verlorenes Thema". Carl Hanser Verlag, München 1997. 168 S., geb., 37,- DM.

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"Weil die großen Probleme von Leben und Tod für den Einzelnen tragisch, im Ganzen notwendig und sinnvoll sind, darum kann der Einzelne sie nur bestehen, wenn er sie innerhalb eines wahrhaft Ganzen sieht. Im Grunde kann dies wohl nur der Dichter. Und daraus, daß Elazar Benyoetz das Ganze in seiner echten Fülle und Tiefe erlebt, stammt sicher das Berückende, daß er zugleich so wahrhaft fröhlich und so wahrhaft traurig ist." (Margarete Susman)