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Produktdetails
  • Verlag: TRESCHER
  • ISBN-13: 9783897940314
  • Artikelnr.: 24840741
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.06.2000

Ferne

"Usbekistan entdecken - Auf der Seidenstraße nach Samarkand, Buchara und Chiwa" von Judith Peltz. Trescher Verlag, Berlin 2000. 273 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Broschiert, 34,80 Mark. ISBN 3-928409-90-5.

Zuerst die gute Nachricht: Es ist ein Usbekistan-Reiseführer erschienen. Allein das ist schon erfreulich für alle, die sich die Oasenstädte entlang der Seidenstraße ansehen wollen. Denn obwohl in den letzten Jahren mehrere ziegelsteinschwere Bildbände erschienen sind, in deren hochglänzendem Innern doppelseitig die sonnenbeschienenen Kuppeln von usbekischen Moscheen und Medresen blitzen, war das Angebot an praktischen Reiseratgebern bisher so armselig wie die Neubauviertel von Samarkand. Das im Trescher Verlag erschienene Buch "Usbekistan entdecken" füllt nun die Lücke. Es enthält zahlreiche Stadtpläne und nützliche Hinweise zum Aufenthalt im Land. Zur weniger guten Nachricht: Das Buch ist bemerkenswert schlecht geschrieben. Der Trescher-Verlag hat mit diesem Werk seine Reihe von ebenso praktischen wie lesbaren Reiseführern um eine Folge erweitert, die keine Bereicherung bedeutet. Schuld daran ist weniger die durch das Buch irrende Karawane von Druckfehlern, sondern vor allem der Inhalt selbst. An vielen Stellen birst der Text vor den Klischees, und viele Passagen sind in einer tapsigen Reisebroschürenprosa beschrieben, die oft mindestens merkwürdige, bisweilen schlicht falsche Feststellungen enthält. Da liest man überrascht, dass zwischen 1404 und 1841 nur zwei Europäer Samarkand besucht hätten, und fragt sich, woher die Autorin das wohl weiß. An anderer Stelle heißt es tatsächlich, Stalin habe die Grenzen in Mittelasien so perfide gezogen, "weil nichts mehr an die alten Zeiten erinnern sollte". Auch die Behauptung, dass die Usbekinnen nach der Revolution ,,zunächst ihre verhassten Schleier verbrannten", findet man sonst nur in alten sowjetischen Reiseführern. Den Schleier nahmen die meisten Usbekinnen in Wirklichkeit nur unter Zwang ab, und mehr als ein Jahrzehnt nach der Revolution sah Egon Erwin Kisch noch die meisten Frauen verschleiert gehen. Immerhin in seinem auf schlichte Sachinformationen beschränkten Teil hat das Buch einen Nutzwert. (tens)

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