In ihrem neuen Werk legt Marlen Schachinger Erzählungen vor, die von dichter Bilderflut und auffallender Genauigkeit der Sprache durchdrungen sind. Anhandverschiedener Einzelfiguren greift die Autorin wesentliche Themen des 20. und21. Jahrhunderts auf: Politische Systeme, begrenztes - grenzenloses Europa, Kapita -lismus, Neoliberalismus - Sozialismus, die menschliche Gier, der gewollte Rückzug inkünstliche Idyllen...Marlen Schachingers Figurenrepertoir beginnt bei Theresia, die auf das Sterbenwartet: Es ginge doch nicht an, dass der Tod sie vergäße! En passant wird derBogen von Zwangsarbeitern bis zum Eisernen Vorhang und dessen Entfernunggezogen. Eine Erzählung folgt einer exzellenten, jüdischen Physikerin namensMarietta, deren Arbeiten konfisziert werden, und die auch danach, an ihremFluchtort, einer Gesell schaft mehr sein will, als nur a useless burden; lesendfolgt man einer HR-Mana gerin in den Feierabend, nach einem ganz normalenArbeitstag, bei dem es einzig darum ging, dieProduktion zu erhöhen, das Men -schen material auszubeuten oder in die Arbeitslosigkeit zu kicken... Bis man Louund Anna begegnet, zwei Linzer Kellnerinnen, die auf jeweils unterschiedlicheArt und Weise ver suchen, mit den politischen Umständen des Jetzt fertig -zuwerden.Marlen Schachingers Erzählungen bilden Zeit ab, stellen die Verhältnisse der Weltdar, welche Realitäten einzelner widerspiegeln. Manchmal zynisch, oft ironisch,sind sie real, ein Abbild der Gegenwart, schlicht: am Puls der Zeit.Die eine Unzeit ist.