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Was Unterrichtsqualität ausmacht, ist umstritten. Ein Königsweg zu Gutem Unterricht ist bislang nicht gefunden - trotz eines großen Angebots an Didaktischen Modellen, Unterrichtskonzepten und Methodensammlungen. Die Herstellbarkeit von Lernerfolgen mit dem 'richtigen Konzept' ist bloß ein Mythos, den Bildungspolitiker und Didaktiker, Schulbuchverlage und Schulaufsicht aus je eigennützigem Interesse gern pflegen. Auch der Unterrichtsforschung ist es - entgegen anders lautenden Behauptungen - nicht gelungen, Merkmale erfolgreichen Unterrichts zu identifizieren. Empirisch belegt ist nur, dass…mehr

Produktbeschreibung
Was Unterrichtsqualität ausmacht, ist umstritten. Ein Königsweg zu Gutem Unterricht ist bislang nicht gefunden - trotz eines großen Angebots an Didaktischen Modellen, Unterrichtskonzepten und Methodensammlungen. Die Herstellbarkeit von Lernerfolgen mit dem 'richtigen Konzept' ist bloß ein Mythos, den Bildungspolitiker und Didaktiker, Schulbuchverlage und Schulaufsicht aus je eigennützigem Interesse gern pflegen. Auch der Unterrichtsforschung ist es - entgegen anders lautenden Behauptungen - nicht gelungen, Merkmale erfolgreichen Unterrichts zu identifizieren. Empirisch belegt ist nur, dass Lernerfolg auf ganz verschiedenen Wegen möglich ist. 'Large-scale'-Studien mit vielen Lehrern und Klassen sind aufgrund unvermeidbarer Methodenprobleme ungeeignet, die speziellen Stärken und Schwächen von Unterrichtsvorhaben aufzudecken. Das gilt insbesondere für die kultusministeriell angeordneten Unterrichtsinspektionen. Sie sind eine unfreiwillige Karikatur seriöser Bemühungen, Unterrichtsqualität zu ermitteln.
Unterrichtserfolg kann nicht allein mittels didaktischer Vorab-Strukturierung sichergestellt werden, weil Unterricht immer zwischen vorarrangiertem Entwurf und situativer Unwägbarkeit changiert. Unstetige Situationen nötigen im Moment eines Augenaufschlags zu Reaktionen jenseits des Vorgeplanten. Daher ist es für Lehrer/innen eine andauernde Herausforderung, die eigene Planung situationsangemessen umzuSetzen und dabei fortwährend auf Unvorhergesehenes möglichst mit Fingerspitzengefühl einzugehen. Die Suche nach dem richtigen Weg zum selbst verantworteten Guten Unterricht wird engagierte Lehrer/innen ein Berufsleben lang beschäftigen - und sie werden sich dabei oft vorkommen wie der Baron von Münchhausen auf dem Titelbild.
Mit der Virtuellen Unterrichtshospitation auf der Basis angereicherter Unterrichtsvideos kann das Verhältnis zwischen didaktischer Konstruktion und Unstetigkeit genauer untersucht werden. In diesem Band regen 15 Szenarien mit 'Fremdvideos' (von unbekannten Lehrkräften) und 'Eigenvideos' (mit Aufzeichnungen von Kursteilnehmern) zur Diskussion darüber an, was Unterrichtsqualität ausmacht. Mit den auf der Begleit-DVD enthaltenen Multimediadokumenten können sie in Seminaren der Lehrerausbildung und in Fortbildungskursen ausprobiert werden. Dabei gelangt jenseits von didaktischen Konzepten und Konstruktionsmerkmalen stärker in den Blick, was für Unterrichtserfolg vermutlich wirkmächtig ist: Eine situative Planungsfähigkeit, für die die Haltung des Lehrers gegenüber seinen Schülern und seine Berufsauffassung ausschlaggebend sind. Diese Einschätzung begründet im abschließenden Kapitel die Empfehlung, 'Eigenvideos' zum verpflichtenden Bestandteil der Lehrerausbildung zu machen.
Die Virtuelle Unterrichtshospitation ist ein überfälliges Bindeglied zwischen der Unterrichtstätigkeit und ihrer theoriegeleiteten Aufarbeitung, das dem oft beklagten Theorie-Praxis-Dilemma der Lehrerbildung entgegenwirken kann.
Autorenporträt
Prof. Dr. phil. Ulf Mühlhausen, geboren 1951, ist Diplom-Psychologe am Institut für Erziehungswissenschaft der Leibniz Universität Hannover.