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"Von diesem grandiosen Klassiker des Wortweltmeisters Dylan Thomas waren sie alle begeistert- die Stones, die Beatles, Anthony Hopkins, Richard Burton, Igor Strawinsky - und ich auch!" Elke Heidenreich
Das legendäre Werk des walisischen Dichters Dylan Thomas in einer neuen, funkelnden Übersetzung von Jan Wagner, der 'Unterm Milchwald' als das schönste Stück Literatur bezeichnet, "das jemals über den Äther lief". Der Morgen beginnt in dem kleinen Fischerdorf Llareggub an der walisischen Küste. Wir folgen den Bewohnern in ihre Träume, wir sitzen in den Stuben, hören die Gespräche in einer…mehr

Produktbeschreibung
"Von diesem grandiosen Klassiker des Wortweltmeisters Dylan Thomas waren sie alle begeistert- die Stones, die Beatles, Anthony Hopkins, Richard Burton, Igor Strawinsky - und ich auch!" Elke Heidenreich

Das legendäre Werk des walisischen Dichters Dylan Thomas in einer neuen, funkelnden Übersetzung von Jan Wagner, der 'Unterm Milchwald' als das schönste Stück Literatur bezeichnet, "das jemals über den Äther lief". Der Morgen beginnt in dem kleinen Fischerdorf Llareggub an der walisischen Küste. Wir folgen den Bewohnern in ihre Träume, wir sitzen in den Stuben, hören die Gespräche in einer Schenke, lugen in die Brautkammern unverheirateter Mädchen, erfahren von den Wünschen des blinden Kapitäns Cat und folgen insbesondere den heimlichen Liebespaaren hinauf in den Milchwald. Eine einzigartige "Prosa mit Blutdruck", die von Bildern, Lautmalereien, Wortspielen schier zu bersten scheint.
Autorenporträt
Dylan Thomas, 1914 in Swansea geboren, 1953 in New York gestorben, arbeitete ab 1934 für Zeitschriften und die BBC in London. 1949 zog er sich in den kleinen walisischen Fischerort Laugharne zurück. Er schrieb Gedichte, Essays, Briefe, Drehbücher, autobiographische Erzählungen und das Stück Unterm Milchwald, das postum mit dem Prix Italia 1954 ausgezeichnet wurde, und 2022 bei Hanser in Neuübersetzung erschien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Nico Bleutge lässt sich gern noch einmal von Dylan Thomas ins fiktive Küstenkaff Llareggub an der Südküste von Wales entführen, nach der Übersetzung von Erich Fried nun neu übertragen von Jan Wagner. Thomas schrieb das Radiostück 1954 für die BBC, viele Jahre erarbeitete er das Stück aus Motiven aus all jenen walisischen Orten, an denen er selbst lebte, klärt uns Bleutge auf. Der Kritiker lernt genau hinzuhören, wenn hier aus der Stille die Stimmen der Bewohner, Bauern, Fischer, Pfarrer, Polizisten, Lehrer, Wirte oder Rentner und Händler erklingen und sich oder einander vorstellen. Schnell hat Bleutge die verschiedenen Typen vor Augen, die Thomas entwirft, nicht zuletzt dank dessen Bildgewalt, "poetischer Wucht" und dank des Spiels mit Sprichwörtern und idiomatischen Wendungen. Jan Wagners Übersetzung scheint dem Rezensenten "frischer" als die klassische Übersetzung von Fried, ganz heutig ist sie allerdings auch nicht immer, räumt er ein. Die "Klangschicht", die Thomas erschaffen hat, weiß Wagner allerdings gekonnt ins Deutsche zu übertragen, lobt Bleutge.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.10.2022

Nichts ist,
wie es war
Erich Frieds Version von Dylan Thomas’
„Unter dem Milchwald“ ist ein Klassiker. Jetzt hat
Jan Wagner eine Neuübersetzung gewagt
Die kleine Stadt Llareggub muss man sich irgendwo an der Südküste von Wales vorstellen. Kaum 500 Menschen sind in den drei großen Straßen mit ihren wenigen Nebengassen zu Hause. Die Läden, die Kneipen, die Wohnhäuser – alles wirkt ein wenig heruntergekommen, am Rand der Verwahrlosung. In einem Reiseführer wird der Zustand als „jämmerlich“ beschrieben, die Einwohner gelten als „derb“ und „eigenwillig“. Und es heißt weiter: „Obschon der Ort wenig bietet, was den Bergsteiger, den Wochenendausflügler, den gesundheitsbewussten oder sportlichen Besucher reizen könnte, mag eine nachdenkliche Natur (...) etwas von dem malerischen Gefühl von anno dazumal wiederfinden.“
Der Dichter Dylan Thomas war alles andere als eine nachdenkliche Natur. Für „malerische Gefühle“ hatte er wenig übrig. Und vermutlich ist das Küstenstädtchen, das er sich mitsamt seinen Bewohnern und Reiseführern ausgedacht hat, für Bergsteiger und Wochenendurlauber nur dann geeignet, wenn sie etwas mit Rhythmus und Sprache anfangen können. Trotz aller Realitätspartikel, die Thomas eingeschmolzen hat, ist Llareggub vor allem ein Ort der Imagination und des Klangs. In Thomas’ Vorstellung sind die nächtlichen Häuser „blind wie Maulwürfe“, der Gemeindesaal trägt „Witwentracht“, und der titelgebende Milchwald ist ein „buckliger Buhl-und-Kaninchen-Wald“.
1945 erhielt Dylan Thomas von BBC London die Einladung, ein Stück für das Radio zu schreiben. Gedacht war an ein gewöhnliches Hörspiel. Doch Thomas ging wie immer seinen eigenen Weg. „Ein gutes Gedicht ist ein Beitrag zur Wirklichkeit“, hat er in einem Radioessay aus jener Zeit vermerkt, „die Welt ist nie mehr, was sie war, wenn man sie einmal um ein gutes Gedicht erweitert hat.“
Diese Überzeugung galt ihm nicht nur für Gedichte. Über viele Jahre hinweg erarbeitete er sich sein Radiostück und mischte dabei Versatzstücke aus all den Orten zusammen, an denen er gelebt hatte, von seiner Geburtsstadt Swansea über New Quai im Westen von Wales bis zu jenem kleinen Ort Laugharne an der Südküste, dem Llareggub vielleicht am meisten ähnelt. An dem Städtchen zogen ihn vor allem zwei Dinge an: das Gerede der Menschen und die Ruhe, die sich nachts in den Gassen ausbreitet. Und so beginnt „Unterm Milchwald“, mit dem Wunsch, still zu sein und sich all die Schlafenden ringsum zu vergegenwärtigen: die Bauern, Fischer, Händler und Rentner, die Schuster und Lehrer, Schneider und Gastwirte, die Prediger und Polizisten, Postboten und Bestatter, bis hin zu den „schwimmhäutigen Muschelsammlerinnen“ und den schreienden Säuglingen.
Dem Stillsein folgt die Aufforderung, genau hinzuhören. Denn „Unterm Milchwald“ ist zuallererst ein Stück aus Stimmen, denen man lauschen muss. Und die sich auf je eigentümliche Weise selbst oder gegenseitig vorstellen und so gleichsam erst erschaffen. Über das Hören werden die Momente vor dem inneren Auge der Zuhörenden sichtbar.
Wie James Joyce in seinem „Ulysses“ konzentriert sich Thomas auf einen einzigen Tag. Einen Frühlingstag, um genau zu sein. Es geht los in der Nacht und endet in der Nacht. Im Wechsel zwischen einer eher allgemein gehaltenen Perspektive und dem Zoom auf Einzelgeschichten lässt Thomas die Bewohner von der „Aufauf-ihr-Schlafmützen-morgens-früh-um-acht-wird-Kaffee-gemacht-Rathausglocke“ aus dem Schlaf läuten.
Der Vormittag ist „nichts als Gesang“, der Mittag huscht fast vorbei, während der sonnige Nachmittag alles verlangsamt, die Bewohner fast einlullt mit seinem „Gähnen“ und „Gammeln“. Erst abends bringen die anspringenden Lichter der Lampen die Dinge für Momente wieder in Bewegung – und die Trinkenden stoßen im Seefahrerkrug auf die Nacht an.
Dabei haben die unterschiedlichsten Figuren ihren Auftritt. Der Postbote Willy Nilly etwa, dessen Frau die Briefe über dem Küchenkessel aufdampft. Mog Edwards und Myfanwy Price, die am oberen und am unteren Meerende der Stadt wohnen und sich jeden Tag Liebesbriefe schreiben. Oder Mrs Ogmore-Pritchard, die ihre beiden verstorbenen Ehemänner als schlurfende Gespenster wiedertrifft.
Wobei die heimliche Hauptperson und der eigentliche Experte für die Toten der blinde Kapitän Cat ist. Einsam sitzt er hinter seinem offenen Fenster und hört dort nicht nur die Stimmen verstorbener Seeleute, sondern lauscht auch den Geräuschen der Stadt. Wenn man seinen bildstarken Sätzen folgt, meint man nach einer Weile selbst, nur anhand der Stimmlagen und Töne erraten zu können, wer gerade um die Ecke biegt oder wem Willy Nilly eine Postsendung übergibt.
Die meisten der Figuren hat Dylan Thomas typisiert. Das passt zu seiner Lust, mit Sprichwörtern und idiomatischen Wendungen zu spielen und überhaupt die Wörter zu dehnen und zu drehen. Diese eher rhetorischen Kniffe treffen auf eine poetische Wucht, die völlig eigene Bildwelten hervorbringt. Für die Übersetzung könnten die Herausforderungen kaum größer sein. Erich Fried hatte kurz nach der BBC-Erstsendung von „Under Milk Wood“ 1954 eine Fassung des Textes vorgelegt, die einen großen Teil von Thomas’ sprachlichen Eigenheiten im Deutschen umsetzt. Vielen gilt sie noch heute als Klassiker.
Der Dichter Jan Wagner, der sich jetzt an eine Neuübersetzung des Hörstücks gemacht hat, weiß das natürlich. Nicht von ungefähr kokettiert er in seinem Nachwort damit, wie „nahezu perfekt“ Frieds Übersetzung sei, sodass jeder Versuch einer Neuübersetzung von Anfang an „zum Scheitern verurteilt“ scheine. Wagner hat sich genaue Gedanken gemacht, wie Satzbau und Rhythmus im Deutschen aussehen könnten, und hier immer wieder kluge Lösungen gefunden. Dazu hat er viele der Alltagswendungen, die Fried dem Sprachgebrauch seiner Zeit entnommen hat, neu aufgeladen. Das zeigt sich oft an Kleinigkeiten, etwa wenn aus „very small news“ statt des Fried’schen „gar nicht viel Neues heut“ ein viel nüchterneres „kaum Neuigkeiten“ wird. Insgesamt ist Jan Wagner in seinen Formulierungen meist frischer als Erich Fried. Aber ganz gegenwärtig klingt auch seine Übersetzung nicht immer. Es wird nicht klar, warum aus „ho ho“ ein antiquiertes „herrje“ werden muss oder warum „in sudden springshine“ sich in ein „im jähen Frühlingsschein“ verwandelt. Manchmal scheint ein selbstauferlegter Reimzwang am Werk zu sein, etwa wenn Wagner bei dem Halbsatz „as we tumble into bed“, der sich auf „dead“ reimt, zu einem ganz anderen Sprachregister greift und „wenn die Leidenschaft loht“ übersetzt, nur um den Reim auf „tot“ einzuhalten. Stark ist Wagners Übersetzung vor allem dort, wo er die zahllosen Wortspiele, Songs und Abzählreime, die Thomas in seine Stimmen einzieht, ins Deutsche umformt. Und in der Nachbildung der Klangschicht, über die jeder Satz verfügt. Der Milchwald führt hier nicht einfach hinunter zum Meer, sondern „humpelt unsichtbar runter zur schlehenschwarzen, zähen, schwarzen, krähenschwarzen, fischkutterhupfenden See.“ Eine wundersame Entsprechung zu Thomas’ „the wood limping invisible down to the sloeblack, slow, black, crowblack, fishingboat-bobbing sea“.
So phantasmagorisch Dylan Thomas sein Stück auch angelegt hat – die Selbstverständlichkeit, mit der hier Krähen, die schwarze See und die Toten in den Köpfen der Menschen anwesend sind, ist auch ein Nachhall der Verwerfungen des Zweiten Weltkriegs. Nicht von ungefähr trägt der Bestatter den Namen Evans-der-Tod. Thomas selbst entging dem Kriegsdienst. Als er 1953 mit nicht einmal 40 Jahren starb, lungenkrank, dem Alkohol verfallen, war er gerade auf Lesereise in den USA unterwegs. Um Geld zu verdienen – und um seinem „Milchwald“ eine unvergleichliche Stimme zu geben.
NICO BLEUTGE
Thomas liebt das
Spiel mit Idiomen,
schwieriger könnte
es kaum sein
Dylan Thomas:
Unterm Milchwald. Ein Stück für zwei Stimmen. Zweisprachig.
Aus dem Englischen und mit einem Nachwort
versehen von Jan Wagner. Carl Hanser Verlag,
München 2022.
190 Seiten, 27 Euro.
Haben Sie eine Systematik beim Stöbern, Jovana Reisinger?
Ich finde Stöbern oft unfassbar unbefriedigend. Stattdessen habe ich eine nie abzuarbeitende Leseliste und gehe nach dem Zufalls- und Lustprinzip vor. Außerdem plaudere ich gern mit Buchhändlerinnen. Aber erst wenn ich sie und sie mich besser kennen.
Jovana Reisinger („Spitzenreiterinnen“) in der Buchhandlung Lentner in München
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