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Von "Spengler und Nietzsche" bis zu "Nietzsche und der real existierende Antisemitismus": Nietzsche steht im Mittelpunkt dieser Aufsatzsammlung, die zentrale Themen der deutschen Ideengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts umkreist.
Es werden vor allem Feindbilder und Bedrohungsängste analysiert. So im Aufsatz "Nietzsche in Bayreuth", der die Reaktion der Wagnerianer auf Nietzsches Angriffe rekonstruiert. Die "irdische Feindschaft" zwischen Nietzsche und Wagner hat nämlich ein Nachspiel, besonders im "Dritten Reich". Es sind gerade die Wagnerianer, die jetzt den alten Feind als…mehr

Produktbeschreibung
Von "Spengler und Nietzsche" bis zu "Nietzsche und der real existierende Antisemitismus": Nietzsche steht im Mittelpunkt dieser Aufsatzsammlung, die zentrale Themen der deutschen Ideengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts umkreist.

Es werden vor allem Feindbilder und Bedrohungsängste analysiert. So im Aufsatz "Nietzsche in Bayreuth", der die Reaktion der Wagnerianer auf Nietzsches Angriffe rekonstruiert. Die "irdische Feindschaft" zwischen Nietzsche und Wagner hat nämlich ein Nachspiel, besonders im "Dritten Reich". Es sind gerade die Wagnerianer, die jetzt den alten Feind als Philosemiten und "Reichsfeind" denunzieren, in der Absicht, seinen Einzug in die nationalsozialistische Walhalla zu verhindern. Der Konkurrenzkampf entscheidet über die Frontlinien: Bayreuth gegen Weimar, Wahnfried gegen Silberblick, Curt von Westernhagen gegen Alfred Baeumler.

Um Stereotype geht es auch im Aufsatz "Negative Ostjudenbilder im Kaiserreich". Sogar der Freigeist Nietzsche übernimmt in diesem Fall antisemitische Parolen: "Keine neue Juden mehr! Und die Thore nach dem Osten zugeschlossen halten!" Die (als Diffamierung gemeinte) Bezeichnung der "Ostjuden" als "Halb-Asiaten" entwickelt sich schon im 19. Jahrhundert - also lange vor dem "europäischen Bürgerkrieg" - zum wirksamen Propagandamittel der Antisemiten. In Verbindung mit dem "asiatischen Motiv" und mit dem Antislawismus, werden dadurch negative, für die "Ostjuden" geltende Stereotype auch von Kreisen rezipiert, deren Judenbilder gar nicht antisemitisch gestimmt sind.

Das Hauptthema der Aufsätze über Spengler besteht eigentlich im Aufzeigen des Widerspiels zwischen Rezeption und Kritik. In der neueren Spengler-Forschung soll nämlich nicht mehr die Frage im Mittelpunkt stehen, ob Spengler "recht hat" (bzw. "recht haben wird"), sondern die klassische Fragestellung der Geschichtswissenschaft, also "wie es eigentlich gewesen" ist. Der Paradigmenwechsel führt also von der Futurologie zum wissenschaftlichen Verständnis und von der polemischen Suchaktion nach "Vorgängern" zur schlichten Identifikation der von Spengler tatsächlich benutzten Quellen.
Auch hier steht Nietzsche im Mittelpunkt, doch wird auch eine andere, ebenso wichtige, aber weit weniger erforschte Quelle von Spenglers Geschichtstheorie untersucht, nämlich die Kunstgeschichte. In dem Aufsatz "Macht und Dekadenz" wird die These aufgestellt, daß zwei Namen für Spengler ausschlaggebend gewesen sind: Wilhelm Worringer und, stellvertretend auch für andere Mitglieder der Wiener Schule der Kunstgeschichte, Alois Riegl.

Inhaltsverzeichnis:
Vorwort - 1. Einleitung: Nietzsche - Spengler - Antisemitismus - 2. Spengler und Nietzsche: Rezeption und Kritik - 3. Nietzsche in Bayreuth: Nietzsches Herausforderung, die Wagnerianer und die antisemitische Gegenoffensive - 4. "Ich lasse eben alle Antisemiten erschiessen" - 5. Macht und Dekadenz. Der "Streit um Spengler" und die Frage nach den Quellen des "Untergangs des Abendlandes" - 6. Negative Ostjudenbilder im Kaiserreich: Große Migration und Antislawismus

Zum Autor/Herausgeber: Massimo Ferrari Zumbini studierte in Pisa und München, seit 1980 Professor für Geschichte der deutschen Kultur an der Universität Pisa, seit 1984 an der Universität Viterbo. Zahlreiche Veröffentlichungen zur neueren deutschen Ideen- und Sozialgeschichte, besonders des 19. und 20. Jahrhunderts. Forschungsprojekt: Monographie zum Thema "Antisemitismus und Gesellschaft im Kaiserreich".

Zielgruppe: Historiker, Philosophen, Kulturwissenschaftler und Germanisten