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Prophetie oder Schwarzseherei? Sir Martin Rees, international renommierter Astrophysiker, formuliert eine bestürzende These: Die Wissenschaft gefährdet unser Überleben. Die Chance der Spezies Mensch, das 21. Jahrhundert zu überdauern, berechnet er mit gerade mal 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit. Denn Nuklearenergie, Biotech, Cyberspace und Nanotechnologie markieren zwar wissenschaftlichen Fortschritt, bergen aber auch gewaltige Risiken für unseren Fortbestand. Steuert die Menschheit sehenden Auges ihrem Untergang entgegen?

Produktbeschreibung
Prophetie oder Schwarzseherei? Sir Martin Rees, international renommierter Astrophysiker, formuliert eine bestürzende These: Die Wissenschaft gefährdet unser Überleben. Die Chance der Spezies Mensch, das 21. Jahrhundert zu überdauern, berechnet er mit gerade mal 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit. Denn Nuklearenergie, Biotech, Cyberspace und Nanotechnologie markieren zwar wissenschaftlichen Fortschritt, bergen aber auch gewaltige Risiken für unseren Fortbestand. Steuert die Menschheit sehenden Auges ihrem Untergang entgegen?
Autorenporträt
Sir Martin Rees, geboren 1942, gilt als einer der weltweit führenden Astronomen. Er ist Professor der Royal Society an der Universität von Cambridge und trägt den Titel "Astronomer Royal" (Königlicher Astronom). Daneben ist er u.a. Mitglied der National Academy of Sciences der Vereinigten Staaten und der russischen Akademie der Wissenschaften. Zusammen mit einigen Gleichgesinnten in England und den USA hat er zahlreiche grundlegende Ideen zu Schwarzen Löchern, der Entstehung von Galaxien sowie weiteren Themen der Astrophysik geliefert. Er war Präsident der British Association for the Advancement of Science und gehört zu jenen Wissenschaftlern, die stets die weiter gehenden Auswirkungen ihrer Arbeit im Blick behalten. Martin Rees hält häufig Vorträge und veröffentlichte zahlreiche Schriften für ein breites Publikum.
Rezensionen
"Ein hoch angesehener Wissenschaftler analysiert, wie die moderne Naturwissenschaft immense Bedrohungen schafft, die Klimaveränderungen oder nukleare Gefahren in den Schatten stellen."
(3sat/ Kulturzeit)

"Nur zu empfehlen ... Sehr gut geschrieben, unterhaltsam und anregend öffnet das Buch Horizonte für die ganz großen Fragen der Menschheit."
(Frankfurter Rundschau)

"Das Buch deprimiert und provoziert, bietet indes viele Fakten für jeden, der die Politik dazu bewegen will, die richtigen Entscheidungen zu treffen."
(Natur und Kosmos)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.03.2004

Mitten im Weltall sind wir vom Tod umgeben
Sehnsucht nach dem blassblauen Punkt im Universum: Der Astrophysiker Martin Rees versucht sich als Mystiker des 21. Jahrhunderts
„Auch wenn man es für überaus unwahrscheinlich halte, dass es einen rachsüchtigen Gott gebe, wäre es umsichtig und vernünftig, sich so zu verhalten, als gäbe es Ihn, weil es sich lohne, als ,Versicherungsprämie‘ den (endlichen) Preis zu zahlen, auf unerlaubte Vergnügungen in diesem Leben zu verzichten, um sich im Jenseits vor der noch so geringen Wahrscheinlichkeit von etwas unendlich Schrecklichem – dem ewigen Höllenfeuer – zu bewahren.” So formuliert Martin Rees die Pascal’sche Wette von 1658. Sein neues Buch „Unsere letzte Stunde” ist eine Variation dieses Themas. Dreieinhalb Jahrhunderte nach dem Autor der „Pensées” und der „Kunst zu überzeugen” argumentiert Rees etwa so: Es mag ja wahrscheinlich sein, dass intelligentes Leben auch auf Planeten außerhalb des Sonnensystems entstanden ist; sollte sich aber heraus stellen, dass wir einzigartig sind, hätte „das Schicksal unserer kleinen Erde . . . eine wahrhaft kosmische Bedeutung” – eine Bedeutung, die es angesichts drohender irdischer Katastrophen zu retten gilt durch Gründung von unabhängigen Weltraumsiedlungen.
Erst gegen Ende des von F. Griese vorzüglich übersetzten Buches wird dieser Gedanke explizit ausgesponnen, doch nur von dort her erhält es seine innere Kohärenz. Die gute erste Hälfte ist eine beinah aphoristische Aneinanderreihung von Schreckens-Visionen. Dabei wird die Gefahr, die von „natürlichen” Ereignissen wie Asteroideneinschlägen, Erdbeben oder Vulkanismus ausgeht, als gering eingeschätzt im Vergleich mit menschengemachten Katastrophen. Die kursorische Diskussion etlicher denkbarer Szenarien kulminiert in der Einschätzung, dass Atomtechnik, anthropogene Klimaveränderungen, Bio- und Nano-Technologie, Robotik und Terror „die Chance, dass unsere gegenwärtige Zivilisation auf der Erde das Ende des gegenwärtigen Jahrhunderts noch erlebt, . . . nicht höher als fünfzig zu fünfzig” sein ließen.
Strangelets fressen die Erde
Es wird zunächst nicht deutlich, welchen Sinn eine solche quantitative Aussage hat. Das gilt auch für Risikoabschätzungen zahlreicher einzelner Versionen des Horrors, selbst wenn sie sich auf offizielle Berichte wissenschaftlicher Organisationen stützen. Ein Beispiel: Im Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Teilchenbeschleunigers für die Grundlagenforschung wurde am CERN die Frage diskutiert, ob während des Betriebs eine hypothetische Sorte von Elementarteilchen erzeugt werden könne, „Strangelets” genannt, die am Ende „die ganze Erde vernichten”. Als beruhigend wurde abgeschätzt, dass „das Risiko einer Katastrophe bei zehnjähriger Laufzeit des Experiments nicht höher . . . als 1 zu 50 Millionen” sei. Was soll das heißen? Rees erklärt es nicht, aber bekennt, dass ihm bei dieser Aussicht unbehaglich zumute sei. Er meint, dass man derartige Risiken auf einer eindimensionalen Wahrscheinlichkeits-Skala quantifizieren könne, ungeachtet der völlig ungeklärten Voraussetzungen.
Kaum überzeugender ist das „Weltuntergangsargument” des Astrophysikers Brandon Carter, das Rees zwar mit einiger Skepsis vorstellt, bei dem er sich aber außer Stande sieht, „einen eindeutigen Fehler genau zu lokalisieren”. Da wird allein aus der Tatsache, „dass zehn Prozent aller Menschen, die jemals diese Erde bevölkert haben, heute leben”, mit Hilfe von Wahrscheinlichkeitsüberlegungen gefolgert, „dass die Weltbevölkerung in ihrer gegenwärtigen Stärke nicht noch viele Generationen überdauern kann”. Auffälligerweise wird dieses Argument nicht benutzt, wo es um die Zukunft der Wissenschaft geht. Im Gegenteil: hier sieht Rees unbegrenzte Entwicklungsperspektiven, vor allem bei der Überwindung der „dritten Grenze der Wissenschaft”, d. h. beim Verstehen der Entstehung und Evolution des (intelligenten) Lebens. In diesem Kontext bezeichnet er die Suche nach außerirdischem Leben als „vielleicht die faszinierendste Herausforderung für die Wissenschaft des 21. Jahrhunderts”.
Am Ergebnis dieser Suche soll sich entscheiden, ob „unser Schicksal von kosmischer Bedeutung” sei. Mit zahlreichen Anleihen aus der Welt der Science Fiction wird Spekulatives über die Natur außerirdischer Intelligenz und über die Möglichkeiten von Kontakten zu ihr vorgetragen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Raumfahrt, deren Zukunft Rees allerdings nicht in einer Fortsetzung bisheriger staatlich betriebener Projekte sieht – die Internationale Raumstation ISS überzieht er mit beißender Kritik –, sondern in neuartiger Technologie und privatem Engagement (SZ vom 16.01.2004). Er erwartet sich von Expeditionen in die Weiten des Alls nicht die Lösung der Probleme unserer Erde, wohl aber die nachhaltige Rettung humaner, humanoider und posthumaner Intelligenz aus irdischer Bedrohung.
Der königlich britische Hofastronom Martin Rees, vielfach geehrter Kosmologe, reiht sich damit in eine Tradition wissenschaftlich geprägter Mystiker ein, die sich neben Blaise Pascal insbesondere auf Thomas Wright of Durham beruft, dessen „Original Theory or New Hypothesis of the Universe” (1750) übrigens bei Immanuel Kants „Theorie des Himmels” (1755) Pate stand. Gegenüber der modernen Ausformung in der „Planetary Society”, die eine Kolonisierung des Weltraums propagiert, wahrt Rees zwar eine gewisse Distanz („Ich spreche mich nicht ausdrücklich für diese Entwicklungen aus, aber gleichwohl scheinen sie . . . plausibel zu sein.”), doch verbindet ihn mit deren 1996 verstorbenem Gründer Carl Sagan „eine kosmische Betrachtungsweise”, aus der das Gebot resultiere, „diesen ‚blassblauen Punkt‘ im Kosmos zu lieben”.
Der Untertitel „Warum die moderne Naturwissenschaft das Überleben der Menschheit bedroht” ist irreführend. Es geht Rees angesichts der Gefahr einer Selbstzerstörung der Menschheit innerhalb des kommenden Jahrhunderts um eine säkularisierte „Wette”: die Überwindung der Endlichkeit irdischer Existenz durch rechtzeitigen Aufbruch in eine möglicherweise unendliche kosmische Zukunft.
PETER RICHTER
MARTIN REES: Unsere letzte Stunde. Warum die moderne Naturwissenschaft das Überleben der Menschheit bedroht. C. Bertelsmann Verlag, München 2003. 221 Seiten, 19,90 Euro.
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