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Arme Kinder, armes Land
In Deutschland leben rund 3 Millionen Kinder in Armut, und ihre Zahl wächst. Ihre Chancen, aus der Armut auszubrechen, sind gering: Arme Kinder haben bei uns schlechtere Bildungschancen und damit auch beruflich schlechte Aussichten. Das ist eine Katastrophe für die betroffenen Kinder und im reichen Deutschland ein Skandal, der uns teuer zu stehen kommt. Ulrike Meyer-Timpe beschreibt eindringlich die folgenreichen Missstände und zeigt, welche Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut vernünftig wären.
Kein Raum zum Spielen oder Lernen zu Hause, Schuhe und Hosen nur
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Produktbeschreibung
Arme Kinder, armes Land

In Deutschland leben rund 3 Millionen Kinder in Armut, und ihre Zahl wächst. Ihre Chancen, aus der Armut auszubrechen, sind gering: Arme Kinder haben bei uns schlechtere Bildungschancen und damit auch beruflich schlechte Aussichten. Das ist eine Katastrophe für die betroffenen Kinder und im reichen Deutschland ein Skandal, der uns teuer zu stehen kommt. Ulrike Meyer-Timpe beschreibt eindringlich die folgenreichen Missstände und zeigt, welche Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut vernünftig wären.

Kein Raum zum Spielen oder Lernen zu Hause, Schuhe und Hosen nur aus dem Second-Hand-Shop, ungesundes Essen und das Gefühl ausgeschlossen zu sein: Kinderarmut ist in den letzten Jahren zu einer festen und ständig wachsenden Größe in der deutschen Gesellschaft geworden. Mit verheerenden Folgen bis hin zu den Auswüchsen der Jugendkriminalität.

Dass Kinder inzwischen häufig 'Hartz IV' als Lebensziel angeben, zeigt auf erschreckende Weise ihre Perspektivlosigkeit - und verdeutlicht ein Grundproblem: Armut in Deutschland ist erblich. Das Bildungssystem unterstützt den Teufelskreis der Armut, statt ihn aufzubrechen. Dabei braucht die schrumpfende deutsche Gesellschaft in Zukunft dringend alle Köpfe. Schon jetzt spüren wir den Fachkräftemangel, von den gesellschaftlichen Folgekosten der Kinderarmut ganz zu schweigen.

Ulrike Meyer-Timpe schildert nicht nur die bedrückenden Schicksale armer Kinder in Deutschland, sie zeigt, dass sich das Thema nicht im Mitgefühl erschöpfen darf. Denn Deutschland kann sich das Abschreiben großer Teile der Gesellschaft nicht leisten.

Hartz-IV-Kinder erhalten 2,57 Euro pro Tag für Essen und Trinken und nicht einen Cent für Bildung.
Autorenporträt
Ulrike Meyer-Timpe, geboren 1955, ist Autorin bei der "Zeit", wo sie seit 1990 für das Wirtschaftsressort schreibt. Ihre Spezialgebiete sind seit vielen Jahren Arbeitsmarkt-, Familien- und Sozialpolitik.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.11.2008

Nicht nur Mitgefühl
Um beim Kampf gegen die Kinderarmut voranzukommen, muss ökonomisch argumentiert werden
Ein Thema, zwei Bücher und zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen: Kinderarmut in Deutschland. Huberta von Voss, die ehemalige Sprecherin von Rita Süssmuth, hat arme Kinder aufgesucht. Ihre Schicksale schildert sie in Kapiteln wie „Hunger und Hartz IV”, „Wunsch und Wirklichkeit” oder „Flucht und Sucht”. Die vielen Geschichten sind hin und wieder unterfüttert mit Zahlen und Fakten und, sicher, die meisten von ihnen sind auch ergreifend. Schließlich handelt es sich um arme Kinder, die nichts dafür können, dass sie in die falsche Familie hineingeboren wurden. Doch je mehr man diese Geschichten liest, umso mehr fragt man sich: Ja, und nun?
Voss mag ein mitleidendes Herz haben und sie hat viel recherchiert, doch das reicht nicht. Eher ärgerlich sind die vielen Verweise auf die eigene Situation: Wenn sie ein einsames Kind sieht, denkt sie an den gut betreuten Sohn zu Haus; bei der 22-jährigen ledigen Mutter fällt ihr die eigene Biographie als junge schwangere Frau ein. Zu betulich wirkt das Ganze, zu sehr erinnert es an Erzählungen ehrenamtlich tätiger Ehefrauen, die ihr soziales Herz entdecken und nun die Welt retten wollen.
Aber: Vielleicht tut man diesem Buch unrecht, vor allem wenn man es in den direkten Vergleich mit der Studie der Wirtschaftsjournalistin Ulrike Meyer-Timpe stellt. Hier spricht die Fachfrau. Die Zeit-Autorin beschäftigt sich seit Jahren mit sozialpolitischen Fragen. Auch Meyer-Timpe hat arme Kinder besucht und schildert ihr Schicksal. Dazu liefert sie einen Überblick über die wirtschaftlichen Hintergründe. Wer weiß schon genau, wie die Bundesregierung das Existenzminimum errechnet? Welche Statistiken dienen als Grundlage, welches Sozialgericht hat was wann zu sagen? Hochaktuelle politische Diskussionen, sei es nun über die Höhe des Kindergeldes, die Neuregelung bei den Hartz-IV-Beträgen oder die verschiedenen Schulreformen, werden aufgegriffen und erläutert.
Dies alles ist keine einfache Lektüre: Es hagelt Zahlen und Daten, dazu Zitate von Wissenschaftlern, Lehrern, Sonderpädagogen und anderen Spezialisten. Die Autorin liefert so beides ab: eine aufrüttelnde Lektüre und ein fundiertes Sachbuch. Die wichtigste Botschaft ist bitter, sie heißt: Kinderarmut ist zu teuer, als dass wir sie uns leisten könnten. Wer an den Kindern spart, muss eines Tages dafür bezahlen. Doch es geht auch anders. Meyer-Timpe berichtet von Langzeitstudien aus den USA, bei denen sich gezeigt hat: Jeder intelligent investierte Dollar in arme Kinder rechnet sich. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis liegt bei 1:17.
Hierzulande mag man so etwas nicht hören. „Viele Deutsche”, so schreibt die Autorin, „empfinden es als inhuman, in Kindern vor allem zukünftige Steuerzahler und Arbeitskräfte zu sehen.” Genau darum geht es, neben aller Betroffenheit über arme Kinder, die sich nicht einmal ein warmes Mittagessen pro Tag in diesem reichen Land gönnen können: um den ökonomischen Schaden für die Gesamtwirtschaft. Noch ein Zitat: „Die Umweltbewegung hat es vorgemacht. Solange sie allein die Zerstörung der Natur und das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten beklagte, gab es bestenfalls ein wohlmeinendes Nicken. Erst seitdem sie ökonomisch argumentiert und auf die Schäden für die Volkswirtschaft verweist, folgen plötzlich Taten.”
Ulrike Meyer-Timpe berichtet von Nachbarschaftshilfen und Mittagstischen für arme Kinder. Überall im Land regt sich der Bürgerwille, zumindest das ist erfreulich. Alle sind gefordert. Denn unbestritten ist: Jeden Tag werden arme Kinder geboren, mit Schicksalen wie David, der kerngesund, als Kleinkind in seiner Entwicklung zurückblieb, weil ihn seine junge Mutter aus Unwissenheit überhaupt nicht förderte. Schon Daniels Großmutter lebte von Sozialhilfe, gut möglich, dass er mit zehn Jahren als Berufswunsch angeben wird: „Ich werde Hartzer.”
Armut ist längst erblich in diesem Land. DOROTHEA HEINTZE
HUBERTA VON VOSS: Arme Kinder, reiches Land. Ein Bericht aus Deutschland. Rowohlt Verlag, Hamburg 2008. 224 Seiten, 14,90 Euro.
ULRIKE MEYER-TIMPE: Unsere armen Kinder: Wie Deutschland seine Zukunft verspielt. Pantheon Verlag, Berlin 2008. 208 Seiten, 12,95 Euro.
In Deutschland driften Arm und Reich immer weiter auseinander. Die Ungleichheit bei den Einkommen und die Armut – gerade auch von Kindern – haben hierzulande in den vergangenen Jahren nach einer OECD-Studie stärker zugenommen als in anderen Ländern. 2005 lebten demnach 10,5 bis 11 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsschwelle. Nicht nur die Berliner „Stiftung Jona” kümmert sich um bedürftige Kinder. dpa
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