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Der Allerhöchste Akademiker von Sanktaphrax, Linius Pallitax, scheint ein schreckliches Geheimnis zu hüten. Nacht für Nacht verschwindet er im Gängelabyrinth des schwebenden Wabensteins und kehrt verletzt und verstört zurück. Quint, der Sohn des Himmelspiraten Windschakal (und später der Vater von Twig!), und Maris, die Tochter von Linius Pallitax, spionieren ihm nach und geraten dabei in Lebensgefahr. Denn der Allerhöchste Akademiker hat in dem alten verborgenen Labor ein furchtbares Wesen geschaffen - den Schleimschmeichler ...

Produktbeschreibung
Der Allerhöchste Akademiker von Sanktaphrax, Linius Pallitax, scheint ein schreckliches Geheimnis zu hüten. Nacht für Nacht verschwindet er im Gängelabyrinth des schwebenden Wabensteins und kehrt verletzt und verstört zurück. Quint, der Sohn des Himmelspiraten Windschakal (und später der Vater von Twig!), und Maris, die Tochter von Linius Pallitax, spionieren ihm nach und geraten dabei in Lebensgefahr. Denn der Allerhöchste Akademiker hat in dem alten verborgenen Labor ein furchtbares Wesen geschaffen - den Schleimschmeichler ...
Autorenporträt
Paul Stewart arbeitete zunächst mehrere Jahre als Englischlehrer auf Sri Lanka. Zurück in England, unterrichtete er an Grundschulen. Seine Arbeit als Lehrer hat er aufgegeben, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Paul Stewart lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Brighton.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.2003

Wo der Faulsauger lebt
Die "Klippenland-Chroniken" eröffnen eine vielschichtige Welt

Hoch oben im Dunkelwald mit seinen Waldtrollen, Schwebewürmern und Faulsaugern entspringt der Klippenfluß. Er fließt durch den heimtückischen Dämmerwald und die giftigen Modersümpfe, und bevor er von den Steinernen Gärten in die Tiefe stürzt, schlängelt er sich durch die Gassen von Unterstadt.

Das Bemerkenswerte an den "Klippenland-Chroniken" sind die verrückten Wesen, seltsamen Lebensverhältnisse und die Geographie einer erfundenen Weltgegend, die "wie die Galionsfigur eines gewaltigen steinernen Schiffes" ins Leere ragt. Über der schmutzigen, überbevölkerten Unterstadt, wo Schwarzmarkt und Intrigen gedeihen, schwebt an einer Eisenkette der fliegende Felsen mit der Stadt Sanktaphrax, ein Hort hoher Gelehrsamkeit und niederer Zänkerei. Die Himmelswissenschaften stehen hier hoch im Kurs. Luftsieber, Windfühler und Regenschmecker erforschen in rivalisierenden Akademien die klimatischen Entwicklungen. Der fliegende Stein wächst und droht bei Stürmen von der Kette losgerissen zu werden. Um den Fels zu beschweren, bedarf es des kostbaren Sturmphrax, nach dem die Himmelspiraten in ihren fliegenden Schiffen Ausschau halten.

Mitunter meint man auf die eigentlichen Abenteuer der Helden verzichten zu können - als wären sie nur Vehikel, um den Klippenland-Kosmos zu zeigen, all seine verrückten Kreaturen, ihren Überlebenskampf und ihre hohen Ambitionen. Erst vier des auf zehn Bände angelegten Romanwerkes liegen in deutscher Übersetzung vor. Neben Paul Stewart, den der deutsche Verlag als einzigen Autor aufführt, hat auch Chris Riddell das Klippenland maßgeblich mitgestaltet, schreibend und zeichnend. Sämtliche Skurrilitäten und Phantastereien hat er mit altmeisterlichem Federstrich ins Bild setzt, fast so, als habe sich die Erzählung zu einem guten Teil nur aus den Bildern entwickelt.

Twig, in der deutschen Fassung die Titelfigur, spielt nur in den ersten drei Bänden die Hauptrolle. Er ist ein spitzohriger Menschenjunge, der unter Trollen im Dunkelwald aufwächst, später im Himmelspiraten Wolkenwolf seinen Vater entdeckt und an dessen Seite manches Abenteuer bestreitet. Im vierten und jüngsten Band begegnen wir dem jugendlichen Quint, der im Kern des Sanktaphraxfelsens einen mörderischen Schleimschmeichler entdeckt, der sich von der Angst und Bosheit der Bewohner nährt. So blutrünstig er auch ist, mit einem Tolkienschen Sauron oder Rowlingschen Voldemort kann er nicht mithalten.

Die Klippenland-Chroniken kann man nicht in die übliche Fantasy-Schublade stecken. Gut und Böse gibt es hier bei allen. Auch mit Magie hat der Zyklus wenig zu tun. Die eigentümlichen Ausgeburten der Natur unterliegen den strengen Gesetzen der Physik und Biologie. Das ganze fremde Gevölk vom Schlitzdolch bis Faulsauger ist aber nicht nur ein unterhaltsames Kuriositätenkabinett, sondern auch ein Bild für die Fremdheit der Menschen untereinander. Mit Ironie, galligem Witz und sarkastischem Humor malen Riddell und Stewart dieses Bild vor uns aus.

Der Vielfalt der Geschöpfe entspricht die Vielfalt der literarischen Vorlagen: die nordische Mythologie, die Fantasy-Literatur und der Campus-Roman. Auch sozialhistorische Quellen kann man ausmachen - die Industrien von Unterstadt könnten aus dem England des 19. Jahrhunderts stammen, das Gassengewirr aus dem mittelalterlichen London, Sanktaphrax aus dem Kopf eines gotischen Architekten. Leider sind die Geschichten selbst nicht so originell wie ihre Kulisse. Etwas mechanisch werden die Szenen aneinandergereiht. Insgesamt fehlt es ein wenig an erzählerischer Sorgfalt, was sich auch auf die Übersetzung überträgt. Dennoch sieht man sich im Klippenland gerne um.

CHRISTOPH SCHMITZ.

Chris Riddell und Paul Stewart: "Twig. Fluch über Sanktaphrax". Aus dem Englischen übersetzt von Wolfram Ströle. Sauerländer Verlag, Düsseldorf 2003. 390 S., geb., 15,90 [Euro]. Ab 10 J.

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