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Die vorliegende Publikation behandelt die Situation der tschechischen Minderheit nach dem "Anschluss" im März 1938. Nach der Volkszählung im Jahr 1934 lebten in Österreich rund 52.000 Personen tschechischer oder slowakischer Nationalität. Der überwiegende Teil der tschechischen Minderheit lebte in Wien, war lohnabhängig beschäftigt, arbeitete als Kleinhandwerker oder Kleinunternehmer. In Wien existierten 300 bis 400 tschechische Vereine. Der bekannteste und auch vermögendste unter ihnen war der Schulverein Komenský. Er besaß 1938 zahlreiche Schulgebäude, eine Bibliothek (die größte…mehr

Produktbeschreibung
Die vorliegende Publikation behandelt die Situation der tschechischen Minderheit nach dem "Anschluss" im März 1938. Nach der Volkszählung im Jahr 1934 lebten in Österreich rund 52.000 Personen tschechischer oder slowakischer Nationalität. Der überwiegende Teil der tschechischen Minderheit lebte in Wien, war lohnabhängig beschäftigt, arbeitete als Kleinhandwerker oder Kleinunternehmer. In Wien existierten 300 bis 400 tschechische Vereine. Der bekannteste und auch vermögendste unter ihnen war der Schulverein Komenský. Er besaß 1938 zahlreiche Schulgebäude, eine Bibliothek (die größte tschechische Bibliothek in Wien), zwei Autobusse, zahlreiches Inventar - insbesondere Lehr- und Lernmittel sowie anderes Vermögen. Besonders gut belegt ist die Situation bei den Immobilien: Wert, hypothekarische Belastung, Beschlagnahmung und Rückgabe sowie ihr Verkauf in der Nachkriegszeit können weitgehend anhand von Quellen nachgewiesen werden. Die tschechischen Vereine wurden zwar "germanisiert" und gleichgeschaltet, teilweise wurde Vermögen durch den Stillhaltekommissar entzogen, sie blieben aber im Allgemeinen erhalten. Das bei weitem größte und bedeutendste national eingestellte tschechische Unternehmen war die Wiener Filiale der "?ivnostenská banka, akciová spolecnost, Praha" (Gewerbebank, Aktiengesellschaft, Prag), die in Österreich seit dem Jahr 1898 tätig war und nach 1938 liquidiert wurde. Nach 1945 wurde zwar die Wiedererrichtung überlegt, aber nach 1948 dieser Plan aufgegeben. Die "Neuordnung" und "Rationalisierung" des Genossenschaftswesens hatte für die national orientierten tschechischen Herstellungs- und Handelsgenossenschaften die "Germanisierung" zur Folge. Keines der größeren national orientierten tschechischen Unternehmen in Wien wurde liquidiert oder enteignet. Vor allem die ehemalige tschechische Sektion der KPÖ betätigte sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Aus der tschechischen Volksgruppe sind drei weitere Widerstands- bzw. Opfergruppen bekannt: die als "spiritistischer Zirkel" getarnte Widerstandsgruppe "Libuše", die katholisch-bürgerliche Widerstandsgruppe "Curiue" und weitere tschechische Widerstandskämpfer, die in verschiedenen Gruppen ausserhalb der "tschechischen Sektion" für die KPÖ tätig waren und das mit dem Leben bezahlen mussten.
Autorenporträt
Gudrun Exner, Dr. Mag. geb. 1966, Schulausbildung in Steyr, Studium der Medizin, Geschichte und Germanistik an der Universität Wien, Dr. phil. 1997. 1998-2002 Mitarbeiterin am Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Derzeit Mitarbeiterin der Kommission für die Geschichte der Habsburgermonarchie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Eduard Kubu, (Projektleiter), Univ.-Doz. am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Karlsuniversität Prag, zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten wie etwa zu deutsch-tschechischen Wirtschaftsbeziehungen oder zur wirtschaftspolitischen Rolle Österreichs im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit.