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»Ich liebe diesen Roman.« Karl Ove KnausgårdEin Paar in Trennung. Plötzlich erreicht die junge Frau die Nachricht, dass ihr Ehemann vermisst wird. Pflichtbewusst reist sie in die kargen, verbrannten Landschaften der Peloponnes, wo er zuletzt gesehen wurde. Aber möchte sie ihn überhaupt finden? Weiß sie vielleicht weniger über den Mann, den sie liebte, als sie bisher gedacht hatte? Und was bringt sie dazu, die Fiktion ihrer Ehe dennoch aufrechtzuerhalten? Eine Geschichte über Intimität und Untreue, Projektion und Realität - selten wurden die Abgründe von Gefühlen so kühl durchdrun...
»Ich liebe diesen Roman.« Karl Ove Knausgård
Ein Paar in Trennung. Plötzlich erreicht die junge Frau die Nachricht, dass ihr Ehemann vermisst wird. Pflichtbewusst reist sie in die kargen, verbrannten Landschaften der Peloponnes, wo er zuletzt gesehen wurde. Aber möchte sie ihn überhaupt finden? Weiß sie vielleicht weniger über den Mann, den sie liebte, als sie bisher gedacht hatte? Und was bringt sie dazu, die Fiktion ihrer Ehe dennoch aufrechtzuerhalten? Eine Geschichte über Intimität und Untreue, Projektion und Realität - selten wurden die Abgründe von Gefühlen so kühl durchdrungen wie von Katie Kitamura.
Ein Paar in Trennung. Plötzlich erreicht die junge Frau die Nachricht, dass ihr Ehemann vermisst wird. Pflichtbewusst reist sie in die kargen, verbrannten Landschaften der Peloponnes, wo er zuletzt gesehen wurde. Aber möchte sie ihn überhaupt finden? Weiß sie vielleicht weniger über den Mann, den sie liebte, als sie bisher gedacht hatte? Und was bringt sie dazu, die Fiktion ihrer Ehe dennoch aufrechtzuerhalten? Eine Geschichte über Intimität und Untreue, Projektion und Realität - selten wurden die Abgründe von Gefühlen so kühl durchdrungen wie von Katie Kitamura.
Katie Kitamura, 1979 in Kalifornien geboren, ist eine amerikanische Schriftstellerin, Journalistin und Literaturkritikerin. Sie schreibt für zahlreiche Zeitungen, darunter ¿The New York Times¿, ¿Wired¿ und ¿The Guardian¿. Katie Kitamura lebt in New York.
Produktdetails
- dtv Taschenbücher 14692
- Verlag: DTV
- Originaltitel: A Separation
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: 21. Juni 2019
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 123mm x 28mm
- Gewicht: 280g
- ISBN-13: 9783423146920
- ISBN-10: 3423146923
- Artikelnr.: 54564779
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Eine Geschichte über Intimität und Untreue, Projektion und Realität - selten wurden die Abgründe von Gefühlen so kühl durchdrungen wie von Katie Kitamura. Bernd Kielmann Buch-Magazin, August 2019
Griechisches Sein
Zeiten der Krise: In Katie Kitamuras Roman "Trennung" verläuft sich eine junge Frau in ihrer eigenen Biographie
Mit einer Trennung schafft man klare Verhältnisse. Einer zieht aus, vielleicht sogar direkt beim neuen Partner ein, und alles ist klar - oder auch nicht. Denn all das hat die namenlose Protagonistin von Katie Kitamuras Roman "Trennung" getan: Sich von ihrem untreuen Mann Christopher getrennt und Yvan kennengelernt, bei dem sie inzwischen auch wohnt. Das Wort Scheidung ist noch nicht gefallen, aber das, glaubt sie, dürfte letztlich nur eine Formalität sein. Die Freunde und seine Familie wollte Christopher allerdings noch nicht informieren. Deshalb ruft eines Tages seine Mutter bei der
Zeiten der Krise: In Katie Kitamuras Roman "Trennung" verläuft sich eine junge Frau in ihrer eigenen Biographie
Mit einer Trennung schafft man klare Verhältnisse. Einer zieht aus, vielleicht sogar direkt beim neuen Partner ein, und alles ist klar - oder auch nicht. Denn all das hat die namenlose Protagonistin von Katie Kitamuras Roman "Trennung" getan: Sich von ihrem untreuen Mann Christopher getrennt und Yvan kennengelernt, bei dem sie inzwischen auch wohnt. Das Wort Scheidung ist noch nicht gefallen, aber das, glaubt sie, dürfte letztlich nur eine Formalität sein. Die Freunde und seine Familie wollte Christopher allerdings noch nicht informieren. Deshalb ruft eines Tages seine Mutter bei der
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Schwiegertochter an: Christopher sei verschwunden, in Griechenland. Sie solle ihn suchen, und warum sie eigentlich nicht mitgeflogen sei? Anstatt ihrer Schwiegermutter reinen Wein einzuschenken, fliegt sie auf die griechische Insel, stellt im Hotel fest, dass Christopher wirklich verschwunden ist, und wartet. Wo er sich herumtreibt, ist ihr gleichgültig, aber sie will ihn sehen, um ihn um die Scheidung zu bitten.
Ab hier verliert sich der Roman in doppelter Unklarheit: Lebt Christopher überhaupt noch? Bekommt seine Frau noch die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen? Und, davon ausgehend: Um welche Art Roman handelt es sich hier eigentlich? So lange Schrödingers Ehemann in der Kiste bleibt, hält auch die Autorin sich das offen: Es könnte noch immer die Geschichte eines Kriminalfalls werden, die Geschichte einer erkalteten Liebe oder die Geschichte einer dramatischen Rettung, sogar etwas Paranormales.
Wie absichtsvoll Katie Kitamura dieses doppelte Rätsel konstruiert hat, bleibt ebenfalls unklar. Denn leichte Längen bekommt die Geschichte dadurch schon. Kitamura, Jahrgang 1979, arbeitet sonst als Journalistin und Literaturkritikerin unter anderem für die "Times" und den "Guardian". Es ist der dritte Roman der New Yorkerin mit japanischen Wurzeln, aber ihr erster, der ins Deutsche übersetzt wurde. Die Schauspielerin Katherine Waterston, bekannt aus "Phantastische Tierwesen", kaufte bereits die Filmrechte und will selbst die Hauptrolle spielen.
Während der Leser mit der Protagonistin auf deren Mann wartet, wird er mit Geschichten über die Hotelangestellten unterhalten. Die Rezeptionistin Maria hat Christopher offenbar sehr viel näher kennengelernt, was ihren Verehrer Stefano viel mehr trifft als die offiziell betrogene Ehefrau. Deren konstant unterkühlter Gefühlshaushalt zeigt sich am besten in einer Szene in der Hotellobby: Maria und Stefano streiten dramatisch, während sie sich einen Sessel heranzieht und als Zuschauerin daran teil hat. Näher als hier kommt sie an Emotionen in der ganzen Zeit nicht heran, schon gar nicht an ihre eigenen. Christophers Untreue sieht sie als männliche Selbstermächtigung: "Nur an den Ufern der Untreue erlangten sie noch ein gewisses Eigenleben, eine innere Lebendigkeit."
Weil Christopher auf der Insel über ein Buch zum Thema Trauer recherchiert hatte, sucht auch seine Frau ein Klageweib auf. Damit ziehen Tod und Trauer ins Buch ein, lange bevor klar ist, wohin Christopher verschwunden ist. Die alte Griechin erklärt ihr, warum ein Klageweib immer besser werde: "Wenn man jung ist, hat man noch keine persönliche Erfahrung mit dem Tod, mit Verlust, man hat noch nicht genug Traurigkeit in sich, um zu trauern. Man muss sehr viel Traurigkeit in sich tragen, um für andere Menschen trauern zu können und nicht nur für sich selbst."
Irgendwann wird Christopher auf der Insel gesehen - mit einer Frau. Bald darauf wird er ermordet aufgefunden. Das ist zu diesem Zeitpunkt längst keine Überraschung mehr. Doch es gibt keinen Verdächtigen, keine Erklärung, nichts. Neue Unklarheiten treten an die Stelle der alten. Seine Witwe will ihren Schwiegereltern in deren Trauer die Wahrheit über ihre Ehe nicht zumuten und geht in ihrer Rolle als trauernde Hinterbliebene so auf, dass sie selbst ihren Motiven misstraut.
Katie Kitamura bleibt als Erzählerin so kühl wie ihre Heldin. Sie psychologisiert nicht, sie beobachtet. Auch die griechische Landschaft taucht sie in ein seltsam fahles Licht. Distanz zur Geschichte, Distanz zu den Figuren, Distanz zur Kulisse: Darin liegt eine überraschende Anziehungskraft. Man möchte nähertreten, mehr erfahren, klarsehen, endlich verstehen. Und erfährt nur: Manchmal gibt es keine Klarheit und nichts zu verstehen.
JULIA BÄHR
Katie Kitamura:
"Trennung".
Roman.
Aus dem Englischen von Kathrin Razum. Carl Hanser Verlag, München 2017. 253 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ab hier verliert sich der Roman in doppelter Unklarheit: Lebt Christopher überhaupt noch? Bekommt seine Frau noch die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen? Und, davon ausgehend: Um welche Art Roman handelt es sich hier eigentlich? So lange Schrödingers Ehemann in der Kiste bleibt, hält auch die Autorin sich das offen: Es könnte noch immer die Geschichte eines Kriminalfalls werden, die Geschichte einer erkalteten Liebe oder die Geschichte einer dramatischen Rettung, sogar etwas Paranormales.
Wie absichtsvoll Katie Kitamura dieses doppelte Rätsel konstruiert hat, bleibt ebenfalls unklar. Denn leichte Längen bekommt die Geschichte dadurch schon. Kitamura, Jahrgang 1979, arbeitet sonst als Journalistin und Literaturkritikerin unter anderem für die "Times" und den "Guardian". Es ist der dritte Roman der New Yorkerin mit japanischen Wurzeln, aber ihr erster, der ins Deutsche übersetzt wurde. Die Schauspielerin Katherine Waterston, bekannt aus "Phantastische Tierwesen", kaufte bereits die Filmrechte und will selbst die Hauptrolle spielen.
Während der Leser mit der Protagonistin auf deren Mann wartet, wird er mit Geschichten über die Hotelangestellten unterhalten. Die Rezeptionistin Maria hat Christopher offenbar sehr viel näher kennengelernt, was ihren Verehrer Stefano viel mehr trifft als die offiziell betrogene Ehefrau. Deren konstant unterkühlter Gefühlshaushalt zeigt sich am besten in einer Szene in der Hotellobby: Maria und Stefano streiten dramatisch, während sie sich einen Sessel heranzieht und als Zuschauerin daran teil hat. Näher als hier kommt sie an Emotionen in der ganzen Zeit nicht heran, schon gar nicht an ihre eigenen. Christophers Untreue sieht sie als männliche Selbstermächtigung: "Nur an den Ufern der Untreue erlangten sie noch ein gewisses Eigenleben, eine innere Lebendigkeit."
Weil Christopher auf der Insel über ein Buch zum Thema Trauer recherchiert hatte, sucht auch seine Frau ein Klageweib auf. Damit ziehen Tod und Trauer ins Buch ein, lange bevor klar ist, wohin Christopher verschwunden ist. Die alte Griechin erklärt ihr, warum ein Klageweib immer besser werde: "Wenn man jung ist, hat man noch keine persönliche Erfahrung mit dem Tod, mit Verlust, man hat noch nicht genug Traurigkeit in sich, um zu trauern. Man muss sehr viel Traurigkeit in sich tragen, um für andere Menschen trauern zu können und nicht nur für sich selbst."
Irgendwann wird Christopher auf der Insel gesehen - mit einer Frau. Bald darauf wird er ermordet aufgefunden. Das ist zu diesem Zeitpunkt längst keine Überraschung mehr. Doch es gibt keinen Verdächtigen, keine Erklärung, nichts. Neue Unklarheiten treten an die Stelle der alten. Seine Witwe will ihren Schwiegereltern in deren Trauer die Wahrheit über ihre Ehe nicht zumuten und geht in ihrer Rolle als trauernde Hinterbliebene so auf, dass sie selbst ihren Motiven misstraut.
Katie Kitamura bleibt als Erzählerin so kühl wie ihre Heldin. Sie psychologisiert nicht, sie beobachtet. Auch die griechische Landschaft taucht sie in ein seltsam fahles Licht. Distanz zur Geschichte, Distanz zu den Figuren, Distanz zur Kulisse: Darin liegt eine überraschende Anziehungskraft. Man möchte nähertreten, mehr erfahren, klarsehen, endlich verstehen. Und erfährt nur: Manchmal gibt es keine Klarheit und nichts zu verstehen.
JULIA BÄHR
Katie Kitamura:
"Trennung".
Roman.
Aus dem Englischen von Kathrin Razum. Carl Hanser Verlag, München 2017. 253 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Gebundenes Buch
Wenn Trennung obsolet wird
Der erste auf Deutsch erschienene Roman der amerikanischen Schriftstellerin Kati Kitamura mit dem Titel «Trennung» überrascht in mancherlei Hinsicht. Denn es geht um die Trennung eines Ehepaares, was in vergleichbaren Geschichten ein Gefühlschaos …
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Wenn Trennung obsolet wird
Der erste auf Deutsch erschienene Roman der amerikanischen Schriftstellerin Kati Kitamura mit dem Titel «Trennung» überrascht in mancherlei Hinsicht. Denn es geht um die Trennung eines Ehepaares, was in vergleichbaren Geschichten ein Gefühlschaos auslöst und zu emotionalen Ausbrüchen führt, die unter dem Motto «Herz-Schmerz» ganze Bibliotheken mit Trivialliteratur füllen. Nicht so in diesem Buch, dessen Autorin sich dieses Themas kühl sezierend annimmt, das Geschehen vielmehr sehr distanziert, geradezu gelassen schildert und damit erzählerisch überraschend dieses beliebte literarische Genre konterkariert.
Die seit fünf Jahren verheiratete, in London lebende, namenlose Ich-Erzählerin hat sich mit Christopher auseinander gelebt, er ist seit einigen Monaten ausgezogen, sie selbst wohnt inzwischen bei ihrem Freund. «Es begann mit einem Anruf von Isabella» lautet der erste Satz. Die Schwiegermutter, die nichts von ihrer Trennung weiß, erkundigt sich nach ihrem Sohn, der in Griechenland für ein Buch recherchiert, aber nicht erreichbar ist. Ob sie nicht dorthin reisen könne, um zu klären, was mit ihrem Sohn sei. Vor Ort stellt sich heraus, dass Christoph schon seit vielen Tagen nicht mehr in seinem Hotelzimmer war, niemand weiß etwas über seinen Verbleib. Bis nach drei Tagen die Polizei erscheint, er sei an einer einsamen Landstraße tot aufgefunden worden, ausgeraubt und ermordet, es gäbe den Umständen nach leider kaum eine Chance, den Mordfall aufzuklären.
Diese vom Plot her wenig originelle, in dreizehn Kapiteln erzählte Geschichte lebt von den kontemplativen Einschüben, von den gedanklichen Rückblenden und Reflexionen der Ich-Erzählerin, die in Form des Bewusstseinsstroms, oft auch mit der inneren Rede all das ergänzt, was das erzählerische Gerüst erst zu einer vollständigen Geschichte formt. So erfährt man, dass Christoph ein notorischer Schürzenjäger war, als Schriftsteller aber kaum reüssieren konnte, und auch, wie wenig seine Frau letztendlich über ihn weiß. Aus ihrem geradezu voyeuristischen Blickwinkel werden dem Leser einige weitere Figuren vorgestellt. Da ist zunächst die Hotelangestellte Maria, mit der Christoph ein Verhältnis hatte, was sie der Witwe in einem der wenigen Gespräche, die die Handlung direkt voranbringen, freimütig gesteht. Oder der Taxifahrer Stefano, der Maria liebt und als eifersüchtiger Mann zumindest vom Motiv her als Täter in Frage käme. All das Spekulation, Teil der endlosen Gedankenspiele und Projektionen der Ich-Erzählerin, und auch über sie selbst übrigens erfährt der Leser herzlich wenig. Es ist eine äußerst minimalistische Erzählweise, mit der hier Illusionen aufgearbeitet, die Realitäten in einem Prozess des ständigen Sinnierens hinterfragt werden, und in der immer wieder über die Leerstellen und Lügen einer Ehe spekuliert wird.
Geschickt bindet die Autorin die trostlose griechische Landschaft, in der erst vor kurzem ein Waldbrand gewütet hat, in Ihre nicht minder trostlose Geschichte ein, die viele Fragen bewusst offen lässt. Ihre narrative Emotionslosigkeit macht nachdenklich, es wird damit eine Betroffenheit beim Leser erzeugt, die resignativ wirkt, die die Schrecken von Trennung und Tod evident werden lässt. Eine ziemlich makabre Szene spielt sich - darauf hinzielend - im Haus einer der im ländlichen Raum noch typischen Klageweiber ab, die bei einem Besuch der jungen Witwe eine Kostprobe ihres Klagegesangs zum Besten gibt und sich dabei exstatisch in ihren Gesang hineinsteigert. Das Todesmotiv taucht übrigens bereits am Anfang des Romans auf, Christoph recherchiert nämlich für ein Buch über Trauerrituale, er war mutmaßlich auch genau deswegen dorthin gereist. Mit irritierender Distanz und gelegentlich durchschimmernder Ironie wird in diesem psychologischen Roman jenes weibliche Gefühlsleben thematisiert, das mit dem langsamen Auflösungsprozess einer Ehe einhergeht, in der paradoxer Weise die Trennung selbst schlussendlich obsolet wird.
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