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Gellender Witz, schwarzer Humor, abstruse Ideen, schlimmstmögliche Wendungen: Wer Topor liest, kann sich auf ein Wechselbad der Gefühle gefasst machen und auf eine kalte Dusche auf das Haupt des Spießers, der in jedem von uns steckt.

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Produktbeschreibung
Gellender Witz, schwarzer Humor, abstruse Ideen, schlimmstmögliche Wendungen: Wer Topor liest, kann sich auf ein Wechselbad der Gefühle gefasst machen und auf eine kalte Dusche auf das Haupt des Spießers, der in jedem von uns steckt.
Autorenporträt
Roland Topor, geboren 1938 in Paris als Kind polnisch-jüdischer Eltern, überlebte die deutsche Besatzung versteckt auf dem Land. Er studierte an der École des Beaux-Arts und begann Zeichnungen in Zeitschriften wie 'Bizarre' zu veröffentlichen. Er war Maler, Dichter, Zeichner, Bühnenbildner, Dramatiker, Regisseur, Schauspieler, Liedermacher, Trickfilmer, Plakatgraphiker. Sein Roman 'Der Mieter' wurde von Roman Polanski verfilmt. Roland Topor starb 1997 in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2008

Wie man Festungen schleift
Roland Topors frivole Petitessen sind schlecht gealtert
Kein anderer Verlag hat so viele erzählende Zeichner oder zeichnende Erzähler im Programm wie Diogenes: Paul Flora, Loriot, Sempé, Saul Steinberg, Tomi Ungerer, F. K. Waechter und eben Roland Topor, den Autor der „Memoiren eines alten Arschlochs” und des von Polanski verfilmten Romans „Der Mieter”.
Topor, der 1938 in Paris geboren wurde und 1997 dort starb, hatte, als Zeichner und als Verfasser kleiner Prosa, eine Menge erfrischender, provozierender und blasphemischer Ansichten zu bieten, die allesamt zur Parodie und zur Pointe drängen. So wie der Bürgerschreck die Bourgeoisie in Schrecken versetzt, so legte Topor es darauf an, als gespielter Barbar die Zinnen des französischen Hoch-Modernismus, und vor allem die des Surrealismus, zu erstürmen. Als Parodist und Überbieter des Modernismus kommt es zunächst darauf an, eine Bewegung zu gründen (die „Panik-Bewegung”, die er mit Arrabal und anderen zu Beginn der sechziger Jahre ins Leben rief) und den Anbruch des neuen Zeitalters durch Manifeste zu untermauern. „Ich fühle mich mit den Vorläufern der Surrealisten” verwandt, verrät Topor in einem seiner seltenen Interviews, aber er lehnt die surrealistische Schule André Bretons ab. „Was ich den Surrealisten vorwerfe”, sagt Topor weiter, „ist, das sie in einem bestimmten Bereich des Geistes und der Kunst eine ‚feindliche Übernahme’ machten.” Seit immer schon seien Traum, Humor, Burleskes und Barockes ein Teil der Kunst gewesen. Erst den Surrealisten sei es eingefallen, dafür „Lizenzgebühren” zu verlangen.
Die Zeichner und Erzähler, die bei Diogenes ihre Heimstatt hatten, sind alt geworden, oder sie sind tot. Dass diese Virtuosen des Bilderwitzes keine wirklichen Nachfolger gefunden haben, liegt womöglich auch daran, dass die Zeitung auf andere Kleinformen (die Kolumne etwa) umgestellt hat. Dabei war die Zeitung, oder besser noch das illustrierte Magazin, das denkbar beste Habitat für die lästerlichen Petitessen eines Topor.
Im Buch – und in größerer Menge – lesen sie sich schon nicht mehr so toll, und für ein TV-Lachtheater angelsächsischer Prägung eignen sie auch nicht, weil sie zwar komisch, aber bestimmt nicht „zum Schreien” sind. Wenn man also durch die in diesem Band versammelten „Tragikomödien” Topors blättert, dann tut man das nicht ohne nostalgische Gefühle. Diesen etwas exaltierten, sehr gut gelaunten und in Maßen anstößigen Witz Pariser Provenienz hat es einmal gegeben. Er hatte seine beste Zeit in den sechziger Jahren, als es noch die eine oder andere Festung der Moral, der Erhabenheit und des guten Geschmacks zu schleifen galt. Man muss es uneingeschränkt begrüßen, dass Topor zu seiner Zeit den Psychopathologien des Alltagslebens eine so amüsante, populäre und völlig unprätentiöse Kunst-Form gegeben hat. Man muss seine Angriffe auf eine im Akademischen erstarrte Moderne willkommen heißen, und man kann seinem Plädoyer für einen fortgeschrittenen Dadaismus noch immer etwas abgewinnen. Über Topors Texte jedoch ist die Zeit hinweg gegangen. Sie sind, ein Schicksal vieler humoristischer Schriften, schlecht gealtert. Das hätte wohl niemand mit größerer Heiterkeit quittiert als Roland Topor.
CHRISTOPH BARTMANN
ROLAND TOPOR: Tragikomödien. Herausgegeben von Daniel Keel und Daniel Kampa. Diogenes Verlag, Zürich 2008. 348 Seiten, 21,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "schlecht gealtert" bezeichnet Christoph Bartmann die hier versammelten humoristischen Texte Roland Topors. Bei aller Sympathie für diesen Parodisten der Moderne und die von ihm fruchtbar gemachte Kunst-Form der "lästerlichen Petitesse". In größerer Dosis kommen Bartmann diese Texte doch etwas antiquiert vor. So muss es einmal gewesen sein, denkt der Rezensent, als es galt, gegen Moral und die Akademismen einer erstarrten Moderne loszuschlagen - in den 60ern, als dieser Autor seine beste Zeit hatte.

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»Roland Topor ist ein menschliches Feuerwerk, das in alle Richtungen sprüht, krachend und aufrüttelnd, unterhaltsam und erschreckend.« Ronald Searle