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Sieben Jahre hat Lukas seinen Vater nicht gesehen, und dann kommt er auf die recht dumme Idee, ihn für ein Wochenende zu treffen. Der Vater kommt über zwei Stunden zu spät und reißt seinen Sohn auf einer wilden Jagd mit sich. Es geht von Berlin nach Hamburg, wo Lukas eine Abreibung nach der anderen bekommt, sich innerhalb von Sekunden verliebt, mit 100 Sachen durch die Straßen jagt und dabei seinem Vater keinen Zentimeter näher kommt. Aus dem Wiedersehen wird ein Roadmovie und die Jagd nach einer Beute, von der keiner weiß, was sie eigentlich ist. Und das alles erlebt Lukas in einem rasenden Tempo.…mehr

Produktbeschreibung
Sieben Jahre hat Lukas seinen Vater nicht gesehen, und dann kommt er auf die recht dumme Idee, ihn für ein Wochenende zu treffen. Der Vater kommt über zwei Stunden zu spät und reißt seinen Sohn auf einer wilden Jagd mit sich. Es geht von Berlin nach Hamburg, wo Lukas eine Abreibung nach der anderen bekommt, sich innerhalb von Sekunden verliebt, mit 100 Sachen durch die Straßen jagt und dabei seinem Vater keinen Zentimeter näher kommt. Aus dem Wiedersehen wird ein Roadmovie und die Jagd nach einer Beute, von der keiner weiß, was sie eigentlich ist. Und das alles erlebt Lukas in einem rasenden Tempo.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.08.2006

Band 49
Eine Reise ins Herz der Finsternis
Zoran Drvenkar: „touch the flame”
Auch Wut kann wärmen, wenn man nichts Besseres hat; aber dazu muss man sie erst einmal rauslassen können, und das kann genau so wehtun wie manche edlere Empfindung auch. Aber es lässt sich lernen - und genau darum geht es in „touch the flame”. Um einen fünfzehn Jahre alten Jungen, der gerne von den Menschen in seiner Umgebung wahr- und ernstgenommen würde und der zudem überhaupt erst ausprobieren muss, wie das ist: sich selbst zu spüren. Das sind viele Lektionen auf einmal, und sie werden - ganz klassisch als Schule des Gefühls - in Zoran Drvenkars Roman allesamt im Verlauf eines einzigen turbulenten Wochenendes erteilt.
Lukas lebt bei seiner Mutter in Berlin und soll nach sieben Jahren seinen Vater wiedertreffen und mit ihm gemeinsam ein paar Tage verreisen. Keine tolle Aussicht, denn dieser Mann ist ein Fremder, er kommt zu spät, parkt seine Angeberkarre mitten auf der Straße und mimt den Macho, obwohl er beim Treppensteigen schnell ins Schnaufen gerät. Er erkennt seinen Sohn nicht, er ist nicht neugierig und nicht mitteilsam - jeden Tag eine einzige persönliche Frage, das ist das väterliche Limit für die gemeinsame Tour. Was dann folgt, ist eine Reise ins Herz der Finsternis, ein Roman wie ein Roadmovie mitten im deutschen Alltag, quer durch Hamburg, wo man sich eine so genrehafte Geschichte gemeinhin eher nicht vorstellen würde. Aber Zoran Drvenkar kann das erzählen, das hat er auch in schon in anderen Büchern, etwa über Straßengangs in Berlin oder in zwei Psychothrillern für Jugendliche und Erwachsene bewiesen. Er hat das Gespür für Timing und für Suspense, und so schickt er Lukas mitten in die Verwicklungen einer Dynastie von Kriminellen, deren Mitglieder nach der Beute eines lange zurückliegenden Einbruchs suchen und die alle untereinander offene Rechnung zu begleichen haben. Es geht dabei oft rau zu, aber Zoran Drvenkar hält doch immer die Verbindung zu jener gewöhnlichen Welt der zerbrochenen Familien, die wir alle kennen - es gibt nur einen Unterschied: Aggressionen und Einsamkeit sind ein bisschen größer und ein bisschen überwältigender als im richtigen Leben. Aber darum geht es ja in jedem guten Buch und bei aller Kunst: Dass alles ein bisschen wuchtiger, ein bisschen überhöhter wirkt als in der Wirklichkeit.
Lukas ist also ein Held, obwohl er eine Abreibung nach der anderen einsteckt; er ist ein Held, weil er das durchsteht. Durch seine Augen blickt der Leser, seine Sprache nutzt Zoran Drvenkar, um die Story voranzutreiben - und er erfindet diesem Jungen deshalb auch keine grandiose Ausflucht aus seiner Malaise. Er lässt ihn reifen, lässt ihn selbstbewusster und mutiger werden - sodass er von einer nörgelnden Opferhaltung loslassen kann, die ihm nicht weiterhilft, und von einem Selbsthass, der ihn zerfrisst.
Am Ende steht Lukas vor einer Tür, hinter der eine junge Frau lebt, die er gerne küssen möchte - aber der Roman hat ein offenes Ende, also kann sich der Leser ausmalen, was anschließend passieren könnte. Denn „touch the flame”, eine Zeile aus einem frühen Song der irischen Gruppe U2, ist zwar eine gute Devise, bedeutet aber auch, dass man sich immer wieder neu verbrennen kann.
MICHAEL SCHMITT
Auf der Straße
Illustration: Mathias Dietze
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