Migrantenschicksal in Frankreich? Nicht nur - oder nicht nur dort? Der im Original unter "Maboul à zéro" (total verrückt) veröffentlichte Roman des vielfach preisgekrönten Autors ist ein politisches Jugendbuch und steht für Integrationsschwierigkeiten und ausländerfeindliche Bewegungen in ganz Europa. Die 14-jährige Aïcha lebt mit Bruder und Mutter in der Nähe der französischen Stadt Dijon. Der Rechtsruck, der durch das Erstarken der rechtsradikalen Le Pen-Partei durch das Land geht, mehrt den Ausländerhass. Das bekommt auch Aïchas Mutter zu spüren, die nach ihrer Flucht aus dem Bürgerkrieg geplagten Algerien nach Frankreich kam. Nicht nur, dass sie ihre Heimat verlor, seit einem Bombenanschlag in Algerien sind beide Kinder stark traumatisiert. Trotzdem macht die Mutter ihren Job als Hauswart an einer höheren Schule ausgezeichnet und mit viel Liebe zu den einzelnen Schülern. Aïcha hilft ihr dabei manchmal und muss hilflos zusehen wie der Bruder gehänselt wird, aber auch auf der anderen Seite kaum zu bändigen ist, außer durch sie, Aïcha. Die Sprache von Nozière bleibt dabei immer ohne jede Larmoyanz, ohne jede Bitterkeit - knapp und kurz und dabei ungemein komisch. Das Tempo der Sprache und die Dichte der Ereignisse sind wie ein Sog, dem sich weder jugendliche noch erwachsene Leser entziehen können.