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Ab dem 18. Jahrhundert gab sich die internationale Boheme ein Stelldichein in Florenz, in Pisa, in Lucca, und die Wiederentdeckung der Renaissance, des Humanismus und des Dreigestirns Dante, Petrarca und Boccaccio weckte die Neugier auf die Toskana. Lessing, Herder, Stendhal traten die Reise an. Shelley und Heine, Henry James und Thomas Mann, Aldous Huxley und Rainer Maria Rilke, Robert Gernhardt und Hans Magnus Enzensberger folgten. Manche blieben nur kurz, und ihre Spur verläuft sich in den Gästebüchern eleganter Salons und Hotels. Andere hielten sich länger auf und haben Tagebuchnotizen,…mehr

Produktbeschreibung
Ab dem 18. Jahrhundert gab sich die internationale Boheme ein Stelldichein in Florenz, in Pisa, in Lucca, und die Wiederentdeckung der Renaissance, des Humanismus und des Dreigestirns Dante, Petrarca und Boccaccio weckte die Neugier auf die Toskana.
Lessing, Herder, Stendhal traten die Reise an. Shelley und Heine, Henry James und Thomas Mann, Aldous Huxley und Rainer Maria Rilke, Robert Gernhardt und Hans Magnus Enzensberger folgten. Manche blieben nur kurz, und ihre Spur verläuft sich in den Gästebüchern eleganter Salons und Hotels. Andere hielten sich länger auf und haben Tagebuchnotizen, Essays, ein Gedicht hinterlassen, bisweilen sogar einen ganzen Roman.

Dies sind die Spuren, denen das Buch folgt. Im Spiegel der Literatur soll eine Region mit ihrer Kultur und Geschichte, ihrer Landschaft und ihren Bewohnern betrachtet werden, auch wenn sich der Dichter mitunter selber spiegelt. Er ist ja, sofern er aus dem Ausland kommt, von der Sehnsucht getrieben, die Schönheit zu suchen - Michelangelos David oder der Marktplatz von Siena, das Mondlicht auf einer Etruskermauer oder ein Sommerabend mit Pasta und Landwein. Italienische Autoren sind gegen solche Stimulantien auch nicht gefeit, aber sie haben damit mehr Übung: Antonio Tabucchi z. B. oder Franco Fortini, Giuseppe Ungaretti, Carlo Levi oder Fruttero & Lucentini.
Autorenporträt
Jutta Stössinger ist Journalistin und Reisebuchautorin und viele Jahre verantwortliche Redakteurin für Reportage-Seiten bei der "Frankfurter Rundschau". Ausgezeichnet mit dem Theodor-Wolff-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.03.2005

Toskana, Blicke
Ein literarischer Reiseführer
Lesen schadet den Augen. Diese landläufige Einschätzung lässt sich auch in einem übertragenen Sinn teilen: Wer ausschließlich durch Bücher hindurch auf die Realität blicken will, wird mitunter nicht viel von ihr sehen - zu dick ist das Papier. Gerade Autoren von Reisebüchern, die Städte und Landschaften auf literarischen Streifzügen zu ergründen suchen, lassen sich von den literarischen Zeugnissen oft nur ihren Blick verstellen, indem sie sich stieläugig von einem Beleg zum nächsten hangeln.
Deshalb ist es überaus erfreulich, dass Jutta Stössinger sich auf ihrer Tour durch die Toskana zwar anregen lässt von dem, was Berufene vor ihr geschrieben haben. Aber sie hat den Anspruch, jeden dieser literarischen Verweise mit ihren eigenen Eindrücken abzugleichen. Die Zitate sind daher nicht viel mehr als Ergänzungen des Selbsterlebten, manchmal stehen sie auch im Widerspruch dazu. Aber nie überlagern sie die gründlichen, über mehrere Jahre gemachten Beobachtungen der Autorin.
Jutta Stössinger gelingt ein steter und unangestrengter Wechsel zwischen der eigenen Anschauung, den literarischen Fundstellen und anderweitig überlieferten (kultur-)geschichtlichen Ereignissen und Wandlungen. So springt sie vom Spätromantiker Joseph von Eichendorff, der nie in der Toskana war, aber eine lebhafte Vorstellung von dieser Landschaft hatte, in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und an die nahe Front. Das romantische Bild der Toskana bekommt damit ein scharfes Korrektiv. Trotzdem findet sich ein Eichendorffscher Nachhall selbst in den hässlichen Umständen, die zur Verschleppung des Dichters Rudolf Borchardt geführt haben.
Die Autorin beschränkt sich bei ihrem Streifzug nicht auf Literaten: In Montepulciano verharrt sie ein paar Seiten lang bei dem Komponisten Hans Werner Henze. Überraschend und erfrischend ist, dass Stössinger die toskanische Heiterkeit mit der Melancholie des Filmregisseur Andrej Tarkowskij kombiniert, der in San Galgano und Umgebung „Nostalgia” gedreht hat.
Stössinger beginnt ihre Erkundungen an der Peripherie: in Lucca, Pisa und in Livorno. Dessen Schilderung bildet eines der schönsten Kapitel, weil die Autorin die Toskana von einer unbekannten Seite zeigt und den Charme Livornosauf knappem Raum sehr schlüssig beschreibt, ohne die Hässlichkeit der Stadt zu leugnen. Anschließend dringt sie ins Herz dieser Landschaft vor: nach Florenz, Siena und Montepulciano. Zuletzt fährt sie an die Strände. Von denen aber hält sie nicht viel.
STEFAN FISCHER
JUTTA STÖSSINGER: Toskana. Ein literarischer Streifzug. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2005, 224 Seiten, 19 Euro.
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