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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Natürlich war Thomas Mann kein geschulter Vorleser. Das merkt man den Lesungen aus dem Werk selbstverständlich auch an, räumt Rezensent Dieter Bartetzko ein, der das freilich geradezu als Vorzug begreift. Etwa das Opernhafte der Erzählungen und Romane werde in Manns eigenem Vortrag deutlich. Den Beginn des "Tonio Kröger" lese er so etwa noch sehr verhalten, mit langsamer Steigerung bis zum "mit entschlossener Stimme gesprochenen Ende". Dies von Thomas Mann selbst vorgetragen zu hören, verführt den Rezensenten sogar dazu, die "Entsagungen" des Autors aus dem Ende des Text herauszuhören, von denen ausdrücklich autobiografisch im Werk nicht die Rede sein durfte.
Die Novelle „Tonio Kröger“ von Thomas Mann entstand zwischen 1900 und 1902. Der Schriftsteller verarbeitete darin teilweise autobiografisches Material. Er schildert die Entwicklung seines Protagonisten über einen Zeitraum von 16 Jahren: vom 14jährigen sensiblen … Mehr
Die Novelle „Tonio Kröger“ von Thomas Mann entstand zwischen 1900 und 1902. Der Schriftsteller verarbeitete darin teilweise autobiografisches Material. Er schildert die Entwicklung seines Protagonisten über einen Zeitraum von 16 Jahren: vom 14jährigen sensiblen Schüler, der sich aufgrund seiner künstlerischen Veranlagung als ausgeschlossen erlebt, zum Literaten, der sich bewusst vom Menschlich-Gewöhnlichen abheben will, und schließlich zum Dichter, dem die Liebe zum Menschlichen als Grundlage seines Schaffens gilt. Thomas Mann bezeichnete die Erzählung als seinen „Werther“.
Von „Tonio Kröger“ gibt es schon einige Lesungen und Hörspielfassung. Das vorliegende Audiobuch ist eine Neuproduktion des Hessischen Rundfunks, die im April 2017 ausgestrahlt wurde. Der Hörspielautor Heinz-Dieter Sommer lässt in seiner Hörspielbearbeitung die Novelle auf drei Ebenen spielen: eine Rahmenerzählung mit den Erinnerungen der alten Dame, die viel, sehr viel über den Autor weiß, Thomas Manns Originallesung aus dem Jahr 1955 sowie die in Szene gesetzte Novelle selbst. Leonhard Koppelmann führte Regie in dem mit Senta Berger, Axel Milberg, Sabin Tambrea, Nicole Heesters, Udo Wachtveitl und zahlreichen anderen Sprechern hochkarätig besetzten Stück. Auf der vierten CD „Tonio Kröger - plus“ ist noch einmald die Musik aus dem Hörspiel versammelt – darunter Originalkompositionen von Fritz Kreisler, Johann Severin Svendsen, Dmitrij Schostakowitsch und Johann Christian Lumbye sowie Auszüge aus der Hörspielmusik von Henrik Albrecht mit Maria Ollikainen (Klavier), Andrea Kim (Violine) und anderen.
Lobenswert ist auch das umfangreiche Booklet, das viele Informationen zur Novelle, zu Thomas Mann (Stationen seines Lebens) und zur Hörspielproduktion. Insgesamt fünf Stunden Literatur- und Musikgenuss. Weniger
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