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In Deutschland sterben täglich über 2000 Menschen. Um sie konkurrieren doppelt so viele Beerdigungsinstitute. Aber auch Behörden, Versicherungen und sogar Pflegeheime machen lukrative Geschäfte mit dem Tod. Harald H. hat die empörenden Zustände aufgedeckt als Angehöriger oder als Mitarbeiter getarnt. Im »Rundum-sorglos-Paket« der Pflegeheime ist die Beerdigung von Oma gleich inklusive; bei der Feuerbestattung wird der teure Eichensarg nicht etwa verbrannt, sondern nach der Zeremonie an den nächsten Kunden weiterverkauft. Auch die überzogenen Friedhofsgebühren der Kommunen sind beispielhaft für…mehr

Produktbeschreibung
In Deutschland sterben täglich über 2000 Menschen. Um sie konkurrieren doppelt so viele Beerdigungsinstitute. Aber auch Behörden, Versicherungen und sogar Pflegeheime machen lukrative Geschäfte mit dem Tod. Harald H. hat die empörenden Zustände aufgedeckt als Angehöriger oder als Mitarbeiter getarnt. Im »Rundum-sorglos-Paket« der Pflegeheime ist die Beerdigung von Oma gleich inklusive; bei der Feuerbestattung wird der teure Eichensarg nicht etwa verbrannt, sondern nach der Zeremonie an den nächsten Kunden weiterverkauft. Auch die überzogenen Friedhofsgebühren der Kommunen sind beispielhaft für die Geldschneiderei einer ganzen Industrie. Ein entlarvendes Buch, das nicht nur informiert, sondern Hinterbliebenen mit einem Serviceteil auch Hilfe bietet.
Autorenporträt
Harald H. ist Regisseur, TV-Produzent sowie preisgekrönter Buch- und Drehbuchautor. Schon in den Neunzigern erregte er mit einer Undercover-Recherche deutschlandweit Aufsehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007

Teurer Tod

Bestatter haben einen schlechten Ruf. Der Grund scheint nicht zuletzt: Sie machen mit dem Tod ihr Geschäft. Das ist natürlich kein vernünftiger Grund. Denn sie betreiben dieses Geschäft so solide oder auch unsolide wie manch andere Geschäftsleute vermutlich auch. Vor allem unsolide, meint der Autor des Buchs "Todsichere Geschäfte". Wir glauben gerne all die Missstände, Tricks und Preistreibereien bei den Bestattern und Versicherungen, von denen er aufgrund ausführlicher Recherchen berichtet. Seine Empörung darüber bemisst sich am Umstand, dass (meist) trauernde Hinterbliebene übers Ohr gehauen werden. Bei Eintritt des Todes, so verstehen wir ihn, hätte doch einmal zumindest der fintenreiche Geschäftssinn der Pietät zu weichen. Und doch ist es nicht so. Stattdessen bloß Fortsetzung des Üblichen. Wen das enttäuscht, der wird von diesem Buch nicht enttäuscht sein, das überdies mit vielen nüchternen Details und nützlichen Hinweisen aufwartet. (Michael Schomers: "Todsichere Geschäfte". Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Hinterbliebene ausnehmen. Mit einem Vorwort von Günter Wallraff. Econ Verlag, Berlin 2007. 286 S., geb., 16,90 [Euro].)

hmay

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.01.2008

Wirtschaftsbuch
Wie mit Leichen Geld gemacht wird
Wer Bestattungsunternehmer befragt, ob sie das neue Buch Todsichere Geschäfte von Michael Schomers schon gelesen hätten, erlebt Erstaunliches. Nein, nein, antworten die meisten, man habe ganz entfernt davon gehört. Sogleich beginnen aber jene, welche die 288 Seiten über die deutsche Bestattungsmafia nur vom Hörensagen kennen wollen, daraus ganze Passagen zu referieren. Um sich schließlich darüber aufzuregen, dass dieser Schomers übertreibe und alles doch ganz anders sei.
Das Buch weist damit einen entscheidenden Wert auf: Der Kölner TV-Produzent, Drehbuchautor und Enthüllungsjournalist Schomers hat zweifellos den Nerv einer ganzen Branche getroffen. Wie bei früheren Projekten, bei denen er sich bei den Republikanern eingeschlichen oder als Fahrer in der Gefahrgutbranche gearbeitet hatte, recherchierte er auch für Todsichere Geschäfte weitgehend undercover. Getarnt als Bestattungshelfer oder indem er seine dem Vernehmen nach quicklebendige Mutter – hoffentlich in Absprache mit ihr – sterben ließ, um als trauernder Sohn ihren letzten irdischen Weg pietätvoll planen zu lassen.
Entlang des Weges vom Bett zum Grab liegt viel Geld. 15 Milliarden Euro setzt die Branche jährlich um. Friedhofsbetreiber und Krematorien, Steinmetze und Floristen, vor allem aber die 3 800 Bestatter leben von den jährlich 840 000 Toten hierzulande. Und ihr Geschäft wächst – dank der demografischen Entwicklung. 2050 werden erstmals mehr als eine Million Menschen in Deutschland sterben. Was Schomers herausgefunden hat, fasst der Untertitel des Buches trefflich zusammen: „Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Hinterbliebene ausnehmen.”
Das beginnt mit scheinbar mitfühlenden Krankenpflegern, die von Bestattern heimlich Prämien dafür kassieren, dass sie den Hinterbliebenen eines frisch Verstorbenen diesen Unternehmer wärmstens empfehlen. Es setzt sich fort mit Discount-Bestattern, die letztlich ein Mehrfaches des propagierten Schnäppchenpreises abrechnen, weil schließlich hier noch ein paar Blümchen und da noch ein Sargdeckchen hinzugekommen sind.
Der Grund: Das Geschäft ist hart, vor allem in den anonymen Großstädten. Manche Bestatter zahlen viel Geld an Kliniken und Altenheime für das Exklusivrecht, einen frisch Verstorbenen als erste versorgen zu dürfen. Damit haben sie den Fuß in der Tür. Denn die Erfahrung zeigt, dass Angehörige in ihrer Trauer anderes umtreibt, als Angebote einzuholen und Preise zu vergleichen. Also erteilen sie dem, der als erster Hand an die Leiche legt, auch den weit lukrativeren Folgeauftrag für die komplette Bestattung.
Michael Schomers habe sich „einem der letzten Tabuthemen angenommen”, schreibt Günter Wallraff im Vorwort. Schomers war auch dabei, als Gummihandschuhe und Plastikmüll mit dem Verstorbenen im Sarg landeten. Der Einfachheit halber und um Müllgebühren zu sparen. Umfangreiche Passagen widmet Schomers der Abzockerei mit Vorsorge- und Sterbeversicherungen. Mitunter zu detailliert analysiert er nicht minder fragwürdige Kostenvoranschläge für Bestattungen.
Letztendlich beschreibt der Autor einen Markt mit vielen erbärmlichen Grauzonen. Vom seriösen Begleiter trauernder Angehöriger, über den Bestattungskonzern bis hin zum schrägen Abzocker tummelt sich dort alles. Um die seriösen Anbieter zu finden, enthält „Todsichere Geschäfte” eine Checkliste, mit der man im Bedarfsfall seriöse und Wucherpreise unterscheiden kann. Doch auch fernab vom Nutzwert bietet das flott geschriebene Buch hohen Erkenntnisgewinn über ein Geschäft, dem letztlich keiner entgehen wird. Uwe Ritzer
Michael Schomers:
Todsichere Geschäfte – Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Hinterbliebene ausnehmen.
Econ-Verlag, Berlin 2007,
288 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Bevor Rezensent Stefan Loichinger zum Lob dieses Buches schreitet, muss er zunächst ein wenig den von dieser Publikation erweckten Eindruck zurecht rücken, ein Enthüllungsbuch zu sein oder gar die gesellschaftliche Tabuisierung des Todes anzuprangern. Hier erwirbt sich das Buch Loichinger zufolge nämlich keine besonderen Meriten. Umso wertvoller jedoch ist es aus Sicht des Rezensenten als Ratgeber für den Todesfall und interessanter Report über Bestattungsgepflogenheiten dieser Republik: Von Fragen der Leichenaufbewahrung in den Kliniken angefangen über fragwürdige Praktiken von Bestattern oder Behörden bis zu jenen "äußerst reglementierten Anlagen", die man auch unter der Bezeichnung "Friedhof" kennt, dessen Frieden aber immer wieder von Zwängen wie der Wirtschaftlichkeit sichtlich getrübt wird.

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