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In den vergangenen 25 Jahren sind mehr als 35.000 Menschen auf der Flucht nach und in Europa ums Leben gekommen.
Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2018 wollen wir die Liste der belegten Fälle dieser Toten in Buchform herausgeben. Zusammengestellt wurde diese Liste ursprünglich von der Organisation UNITED for Intercultural Action in Amsterdam. Die meisten Toten sind ohne Namen verzeichnet. Wir möchten einige Namen nennen und die Menschen, die sie waren, dem Vergessen entreißen, um das Ausmaß dieser Tragödie besser zu fassen zu bekommen - und der Debatte um Flucht und…mehr

Produktbeschreibung
In den vergangenen 25 Jahren sind mehr als 35.000 Menschen auf der Flucht nach und in Europa ums Leben gekommen.

Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2018 wollen wir die Liste der belegten Fälle dieser Toten in Buchform herausgeben. Zusammengestellt wurde diese Liste ursprünglich von der Organisation UNITED for Intercultural Action in Amsterdam. Die meisten Toten sind ohne Namen verzeichnet. Wir möchten einige Namen nennen und die Menschen, die sie waren, dem Vergessen entreißen, um das Ausmaß dieser Tragödie besser zu fassen zu bekommen - und der Debatte um Flucht und Tod wieder ein menschliches Antlitz zu geben.

Die mehr als 300 Buchseiten umfassende Liste wird um kurze Porträtgeschichten von einigen der Gestorbenen, Berichten von Überlebenden und Beiträgen von Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Rolf Gössner, Vorstandsmitglied der Internationalen Liga für Menschenrechte, Heike Martin, Bündnis "Gemeinsam für Menschenrechte und Demokratie", Stephan Lessenich, Professor für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, UNITED for Intercultural Action, Carlos Collado Seidel, Autor und Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland u. a. ergänzt.

Die Initiatorinnen des Projektes sind:

Kristina Milz, Jahrgang 1988, ist freie Journalistin und Historikerin. Sie lebt und schreibt zwischen München, Berlin und Nahost. Für ihre Arbeiten erhielt sie Preise und Stipendien.

Anja Tuckermann, geboren 1961, ist Autorin von Romanen, Erzählungen, Theaterstücken, Libretti und Bilderbüchern. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in 13 Sprachen übersetzt.
Autorenporträt
Milz, Kristina
Kristina Milz, Jahrgang 1988, ist freie Journalistin und Historikerin. Sie lebt und schreibt zwischen München, Berlin und Nahost. Für ihre Arbeiten(http://www.torial.com/kristina.milz) erhielt sie Preise und Stipendien.

Tuckermann, Anja
Anja Tuckermann, geboren 1961, ist Autorin von Romanen, Erzählungen, Theaterstücken, Libretti und Bilderbüchern. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in 13 Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2018

Die Mahnung der Toten
Gestorben auf der Flucht – ein außergewöhnliches Buch
Unvollständig ist sie geblieben – die Liste mit Geflüchteten, die auf dem Weg nach Europa ums Leben gekommen sind. Von manchen gibt es nur einen seelenlosen Fundort an den Küsten des Mittelmeeres. Und manche sind einfach auf dem langen Weg verschollen, ertrunken oder haben das Elend nicht mehr ausgehalten.
Mehr als 35 000 Menschen zählt die Liste der Organisation United for Intercultural Action auf, ein Zusammenschluss von Initiativen aus 48 Ländern; eine Liste, die die beiden Herausgeberinnen, Kristina Milz und Anja Tuckermann, ergänzt haben durch eigene Recherchen. Dennoch hat dieses ungewöhnliche Projekt lange nicht alle Toten ermitteln können. Die Zählung beginnt mit dem Jahr 1995, und es kann angesichts mancher Unsicherheit letztlich nur eine vorsichtige Ahnung davon vermitteln, was Flucht tatsächlich bedeutet. Hinter jeder der kalten Zahlen und Nummern steckt eine Lebensgeschichte – etwa die der 19-jährigen Fatim Jawara, die ebenso im Mittelmeer ertrank wie die Syrerin Suzan Hayider mit ihren beiden Kindern. Der erst 14-jährige Somalier Nalo verhungerte in einem der Schleppergefängnisse in Libyen ebenso wie Fajac und Ban Bas.
Von solchen Geschichten gibt es viele in diesem Buch, das auch Teil einer Geschichte unserer Gegenwart ist. Oft sind es nur wenige Informationen, die geblieben sind und in einer schier endlosen Tabelle präsentiert werden, unterbrochen durch kleine Biografien und eingeleitet durch engagierte Essays, die mit guten Gründen kein gutes Haar an der europäischen Asylpolitik lassen. Journalisten sind dabei, Menschenrechtsaktivisten, Kirchenvertreter, Wissenschaftler und Geflüchtete selbst. In der Sprache rechter Populisten lauter „Gutmenschen“ also, die allesamt auf das Selbstverständliche hinweisen: auf die Schutzbedürftigkeit der Schwächsten.
Man muss nicht alle Deutungen des Bandes teilen. Und doch gehört es zu den unangenehmen Wendungen unserer Zeit, wie sehr es inzwischen zum Allgemeingut gehört, ausschließlich über die „Fehler“ in der Asylpolitik zu sprechen – und damit vor allem eine immer rigidere Praxis in der Verfolgung und Abschiebung Geflüchteter zu fordern. Die erfolgreiche Hetze gegen den UN-Migrationspakt ist gerade deshalb so verstörend: nicht weil die AfD dagegen trommelt, sondern weil sich so viele innerhalb des bürgerlichen Lagers von diesen Desinformationskampagnen haben anstecken lassen.
Deutlich wird, dass es eben keinesfalls Europa ist, das mit den besonders gravierenden Folgen der globalen Migration zu kämpfen hat – seine Pforten sind schon lange immer weniger durchlässig. Dagegen sind es vor allem die Länder des Südens, die mit den Folgen ökonomischer, politischer und klimatischer Katastrophen fertig werden müssen. Und es ist nicht die Erfindung einer linken Verschwörung, dass an vielen dieser Krisen die kapitalistischen Ökonomien des Nordens einen zentralen Anteil haben, ja, dass ihr Wohlstand, ihre Lebensweisen diese Armut mitproduzieren. Das alles ist nicht neu, aber wissen will es kaum jemand.
Das Buch ist ein Plädoyer gegen die Politik täglicher Gleichgültigkeit. Es berührt und macht zornig – Seite für Seite.
DIETMAR SÜSS
Dietmar Süß lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Augsburg.
Die Ökonomien des Nordens
haben einen zentralen Anteil
an der Armut des Südens
Kristina Milz,
Anja Tuckermann (Hg.): Todesursache: Flucht.
Eine unvollständige Liste, Hirnkost-Verlag, Berlin 2018. 462 Seiten,
3,99 Euro. (Am heutigen „Tag der Menschenrechte“ wird das Buch kostenlos abgegeben)

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