Produktdetails
  • Verlag: Rheinlese Verlag
  • Seitenzahl: 175
  • Abmessung: 190mm
  • Gewicht: 200g
  • ISBN-13: 9783980882019
  • ISBN-10: 3980882012
  • Artikelnr.: 10344792
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2002

Null fünf ist angesagt

Der Treffer auf dem Spielfeld fällt in den letzten zehn Minuten, und mitten im Jubel über das erlösende 1:0 für Mainz 05, das wieder einmal den Verbleib in Fußball-Liga zwei bedeutet, knickt Rechtsanwalt Dr. Michael Weiß ein und sinkt lautlos zu Boden. Tatort Bruchwegstadion, Stehtribüne, Block S. Kommissar Siegfried Fuchs, frisch getrennt lebend in einer Zweizimmerwohnung im Mainzer Stadtteil Mombach, tritt auf den Plan, der störende Anrufer ist sein Assistent Florian Frischlin gewesen. "Tod im Stadion" heißt der Kriminalroman von Reinhard Boos, an dem der Berufsschullehrer aus dem rheinhessischen Ort Heidesheim von November 2000 bis November 2001 geschrieben hat. 175 Seiten sind es geworden, geschildert wird das Spielervermittlermilieu im Profifußball - doch letztlich ist das Erstlingswerk des bekennenden 05-Anhängers eine Hommage an die Stadt Mainz und ihren bekanntesten Verein. Der strebt seit Monaten in die Erste Bundesliga, doch als Boos mit seinen Recherchen begann, standen die örtlichen Kicker mit einem Bein in der Regionalliga. Der Höhenflug der Mannschaft hat Boos zu einem beachtlichen Verkaufserfolg verholfen.

Von den 2000 gedruckten Exemplaren sind bereits drei Viertel an den Mann gebracht. Aber nicht nur. "Auch viele Frauen kaufen es", sagt der Autor. "Es ist der erste Kriminalroman über das Thema Spielervermittler." Der Tote im Bruchwegstadion ist einer, im Zuge der Ermittlungen kommen noch der proletenhafte Van Trieben und der "Paradiesvogel Leckitz" mit dem ewig sonnengebräunten Gesicht hinzu. Insider mögen in Leckitz (eher teuer als gut gekleidet) den Frankfurter Joachim Leukel erkennen, doch Boos betont das Fiktive seiner Figuren. "Bis auf Sven Demandt." Der frühere Mainzer Kultstürmer, heute Sportmanager des Klubs, wird ebenso namentlich erwähnt wie der heutige Cheftrainer Jürgen Klopp. Daß trotzdem ein hoher Wiedererkennungswert gegeben ist, etwa beim früheren Coach Wolfgang Frank, ist natürlich beabsichtigt. Autor Boos hat bei seinen Recherchen mit Rechtsanwälten, Manager Christian Heidel, Demandt und Vertretern der Vereinigung der Vertragsfußballer gesprochen und sich im Internet kundig gemacht. Fußballfan Weiß, Scheidungsanwalt mit vielen Affären und als Quereinsteiger den arrivierten Spielervermittlern ein unliebsamer Konkurrent, bleibt nicht der einzige Tote. Eine frühere Geliebte, die sich als Erpresserin versucht, scheidet gleichfallls dahin; verdächtig des ersten Mordes ist zwischenzeitlich auch ein Mainzer Fußballprofi, den Weiß wirtschaftlich ruiniert hat. Und mittendrin Kommissar Fuchs, dessen flüchtige Zuneigung zur neugierigen Lokaljournalistin Ina Meusel aber ebensowenig konkretisiert wird wie das eine (Versöhnungs-?)Treffen mit seiner Frau. Am Ende geht alles ein bißchen zu flott, und die Lösung der beiden Mordfälle wirkt etwas zurechtgerückt. Für Boos hat sein Buch "Tod im Stadion" einen ganz besonderen Reiz: "Ich bin herausgekommen aus meinem Freiraum als Lehrer. Man steht in der Öffentlichkeit und wird bewertet." Auf der letzten Seite bestellen Kommissar Fuchs und Sportmanager Tom Metternich von der 05-Geschäftsstelle zwei Bier. "Null drei oder null fünf", fragt die Bedienung. "Null fünf ist angesagt, oder?"

tin.

Besprochenes Buch: Reinhard Boos: "Tod im Stadion"; Selbstverlag, Heidesheim, 9,95 Euro.

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