Mag das Stück heutzutage angesichts von Internet, Videokonferenzen und globalen, gesichtslosen Geschäften antiquiert erscheinen, Handlungsreisende allmählich aussterben und sich höchstens als Klinkenputzer bemerkbar machen, trägt es jedoch jenen Kern in sich, der sich zu allen Zeiten bemerkbar
macht: Das Scheitern. Die Fassade, die Willy Loman im Alter um sich errichtet hat, dieses optimistische…mehrMag das Stück heutzutage angesichts von Internet, Videokonferenzen und globalen, gesichtslosen Geschäften antiquiert erscheinen, Handlungsreisende allmählich aussterben und sich höchstens als Klinkenputzer bemerkbar machen, trägt es jedoch jenen Kern in sich, der sich zu allen Zeiten bemerkbar macht: Das Scheitern. Die Fassade, die Willy Loman im Alter um sich errichtet hat, dieses optimistische Lachen, ist umso brüchiger, je mehr er selber an sich glauben will. Er verbirgt seinen Niedergang nicht nur vor der Familie, er puscht seine Kraft, seine Zuversicht auch vor sich selbst auf. Sind wir nicht alle unbesiegbar, stehen wir nicht alle erst am Anfang? Es bleiben noch so viele Jahre. In Millers amerikanischen Zeiten muss man an sein Glück glauben, es zwingen wollen. Sei es auch durch ein tragisches Ende. Millers Stück bezieht seine Stärke nicht nur aus dem Nachzeichnen eines alternden Geschäftslebens, es zeigt darüber hinaus, die Spuren, die ein solches Leben in der nächsten Generation hinterlassen, eine Ehe, die einzig und allein auf das Fortkommen des Ehemanns ausgerichtet ist. Ohne jegliches Pathos entwickelt Miller die Karriere des unteren Mittelstands, der zwar ein Haus, eine Lebensversicherung, eine Familie besitzt, der sich aber nicht sicher sein darf, dass all das auch morgen noch so ist. Wie leicht man aus dem sozialen Netz fallen kann, haben viele unter Bush, unter Hartz IV zu spüren bekommen, obwohl sie sich ein solches Schicksal für sich nie haben vorstellen können. Wir sind nur das, was wir sind, solange wir Arbeit haben. Somit tragen wir alle den Handlungsreisenden in uns.