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In einer roten Schachtel findet Peter das Tagebuch seines Vaters, in dem dieser von einer Reise nach Tibet in den 50er Jahren berichtet. Da werden Sís' Erinnerungen an seine Kindheit, an die geheimnisvollen Geschichten seines Vaters wieder wach: der Aufenthalt bei den Yetis, die den Vater vor dem Tod retteten; der kleine Junge, der ihm mitten im Himalaya den Weg zum jungen Dalai Lama weist ... Sís' Bilder lassen eine magische Welt zwischen Wirklichkeit und den märchenhaften Träumen um dieses Land entstehen. "Ein hinreißendes Buch, mit einem lakonischen Text und wunderschönen Bildern." FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG "LUCHS" (DIE ZEIT und RADIO BREMEN)…mehr

Produktbeschreibung
In einer roten Schachtel findet Peter das Tagebuch seines Vaters, in dem dieser von einer Reise nach Tibet in den 50er Jahren berichtet. Da werden Sís' Erinnerungen an seine Kindheit, an die geheimnisvollen Geschichten seines Vaters wieder wach: der Aufenthalt bei den Yetis, die den Vater vor dem Tod retteten; der kleine Junge, der ihm mitten im Himalaya den Weg zum jungen Dalai Lama weist ... Sís' Bilder lassen eine magische Welt zwischen Wirklichkeit und den märchenhaften Träumen um dieses Land entstehen. "Ein hinreißendes Buch, mit einem lakonischen Text und wunderschönen Bildern." FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
"LUCHS" (DIE ZEIT und RADIO BREMEN)
Autorenporträt
Peter Sis, Bilderbuchkünstler, Autor und Filmemacher, wurde 1949 im tschechischen Brünn geboren. Er studierte in Prag und London. Heute lebt er mit seiner Familie in der Nähe von New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.1998

Der Junge mit den Glöckchen
Peter Sís auf den Spuren eines tibetischen Abenteuers

Daß das Leben, wie man so sagt, die kuriosesten, bizarrsten, traurigsten, kitschigsten und tröstlichsten Geschichten schreibt, liegt einfach daran, daß es so viele Leben gibt, und wenn die meisten auch ohne solche Superlative verlaufen, so gibt es doch immer wieder Ausnahmen. Hier ist eine: Im Juni 1998 überreicht der tschechisch-amerikanische Illustrator und Buchautor Peter Sís dem Dalai Lama ein Exemplar seines neuesten Buches "Tibet". Es ist in einen weißen "Freundschaftsschal" eingewickelt, den derselbe Dalai Lama im Jahr 1954 dem Vater von Peter Sís geschenkt hat. Der lebte mit seiner kleinen Familie in Prag und war damals von der Regierung in Peking eingeladen worden, eine Gruppe chinesischer Filmstudenten in die Technik des Dokumentarfilms einzuweisen. Das sollte nicht als Trockenkurs geschehen, sondern als gemeinsames Arbeitsprojekt: Dokumentation des Baus einer Straße im Himalaja. Der Sinn dieser Straße war es, Tibet dem militärischen Zugriff Chinas zu öffnen. Das wurde dem Vater aber erst langsam klar.

Während der Filmarbeiten werden der Vater und ein paar Filmleute von den anderen getrennt und müssen sich sechs Monate lang allein in Tibet durchschlagen. Ihr Ziel ist Lhasa, wo der Vater den Dalai Lama vor den Plänen Chinas warnen will. Bis dahin muß er eine Reihe gefährlicher und höchst merkwürdiger Abenteuer bestehen. Die Höhenluft des Himalaja läßt Realität und Magie verschwimmen. In Fieberträumen erscheinen Fabelwesen. Von dunklen Farben durchzogene Schöpfungsgeschichten und Legenden nehmen Gestalt an. Mitten in der Wildnis taucht plötzlich ein kleiner Junge in einem roten Gewand auf, das mit vielen kleinen Glöckchen geschmückt ist, und überreicht dem Vater einen Brief seiner Familie aus Prag - eines der vielen Wunder. Über alles, was er erlebt, führt der Vater ein Tagebuch. Die Tagebuchblätter sammelt er in einer roten Schachtel.

Für den kleinen Peter Sís stellte sich die Zeit der Abenteuer seines Vaters seinerzeit ganz anders dar, als große Bedrückung und Angst. Denn für die Familie zu Hause galt der Vater als verschwunden. Niemand wußte, ob er noch lebte und jemals wiederkehren würde. Aber er kam zurück.

Über vierzig Jahre später hat der Sohn ein Buch darüber, oder soll man sagen: daraus gemacht. Ein hinreißendes Buch, mit einem lakonischen Text und wunderschönen Bildern. Die Geschichte, die es mit Worten und Bildern erzählt, hat so viele Ebenen wie ein Stück Blätterteigkuchen. Da ist der Text des Tagebuchs aus der roten Schachtel, da sind die Erinnerungen Peters an die Abwesenheit des Vaters, dann an die eine oder andere mit wunderlicher Heilkraft ausgestattete Geschichte aus Tibet, die ihm der Vater nach seiner Heimkehr erzählt hat. Für den kleinen Peter waren diese Geschichten unendlich rätselhaft. Der erwachsene Peter Sís vermag manches daran aufzuklären, etwa die geheimnisvolle Postzustellung. Jetzt liest er das Tagebuch des Vaters, und zu den Worten des Vaters erfindet er die Bilder. Aber er malt auch seine eigene Angst, die er damals um den verschollenen Vater empfand. Der Vater-Geschichte steht eine Sohn-Geschichte gegenüber, die eine hat die andere sozusagen gezeugt. Die des Sohnes nimmt ihren eigenen Lauf, aber sie kommt auf die des Vaters immer wieder zurück, zuletzt mit dem Veröffentlichen dieses Buches und seiner feierlichen Überreichung an den altehrwürdigen Dalai Lama. Die Erlebnisse und Halluzinationen aus dem Tagebuch werden so zu detailreichen Bildteppichen, auf denen sich tibetische Mythen, die chinesische Eroberungspolitik, die Träume und Alpträume der Abenteurer und der Daheimgebliebenen und zum Schluß das Lächeln des Dalai Lama (damals ein Kind) und noch soviel mehr entdecken lassen, daß man dieses Buch gar nicht aus der Hand legen möchte. Es wird zu einer wahren Lebensgeschichte, in die viel mehr hineingeknüpft ist, als sich dem ersten Blick erschließt. Deshalb könnte dieses Buch auch in die kleine Gruppe der Lebensbegleitbücher gehören, jener also, die gemeinsam mit ihren jungen Lesern erwachsen und älter werden. Nicht weil sie zeitlos wären, sondern weil sie sich in jeder Lebensphase erneuern. WILFRIED VON BREDOW

Peter Sís: "Tibet. Das Geheimnis der roten Schachtel". Aus dem Amerikanischen von Michael Krüger. Carl Hanser Verlag, München 1998. 56 S., DM 39,80. Für jedes Alter.

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"Peter Sís erzählt in wunderbaren, verrätselten Bildern Mythen und Geschichten." RBB, Süddeutsche Zeitung, 18.10.1999