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Schwarze Zeichen auf weißem Grund - für Thomas, den Bauernjungen von der Schwäbischen Alp, haben sie etwas Magisches, seit er bei einem fahrenden Studenten lesen und schreiben lernt. Als er dann zum ersten Mal ein gedrucktes Buch in den Händen hält, zieht es ihn hinaus in die unbekannte und geheimnisvolle Welt, von der er hat reden hören und die er hinter den schwarzen Buchstaben erahnt. Büchermacher will er werden , "Druckerherr", doch der Weg zur schwarzen Kunst ist weit, und die Zeit, das ausgehende 15. Jahrhundert, nicht ohne Gefahren ...

Produktbeschreibung
Schwarze Zeichen auf weißem Grund - für Thomas, den Bauernjungen von der Schwäbischen Alp, haben sie etwas Magisches, seit er bei einem fahrenden Studenten lesen und schreiben lernt. Als er dann zum ersten Mal ein gedrucktes Buch in den Händen hält, zieht es ihn hinaus in die unbekannte und geheimnisvolle Welt, von der er hat reden hören und die er hinter den schwarzen Buchstaben erahnt. Büchermacher will er werden , "Druckerherr", doch der Weg zur schwarzen Kunst ist weit, und die Zeit, das ausgehende 15. Jahrhundert, nicht ohne Gefahren ...
Autorenporträt
Wiebke von Thadden, geb. 1931 in Tübingen, studierte Geschichte und lateinische Philologie in Göttingen, wo sie heute als freischaffende Autorin lebt. Nebst Aufsätzen und Rezensionen veröffentlichte sie historische Romane für Jugendliche.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.1996

Lesender Tausendsassa auf Wanderschaft
Wiebke von Thaddens Buch über die "schwarze Kunst"

Kaum läßt sich etwas Unzeitgemäßeres denken als ein Jugendbuch, das sich mit der Druckkunst beschäftigt. Und doch hat Wiebke von Thadden sich darangemacht, einen Roman über die Entwicklung des Druckergewerbes zu schreiben. Angesiedelt ist er um die Wende vom fünfzehnten zum sechzehnten Jahrhundert, und sein Held ist ein Junge, der sich binnen fünf Jahren vom Bauernburschen zum wohlhabenden Druckerherrn wandelt.

Dieser Tausendsassa Thomas verdankt seinen gesellschaftlichen Aufstieg seiner Neugier aufs Lesen und auf die Herstellung von Büchern. Noch auf der elterlichen Hofstelle nahe Reutlingen erlernt er bei einem wandernden Studenten die Schrift, mit einem Leipziger Handelsherrn reist er nach Basel, wo er die ersten Druckwerkstätten seines Lebens sieht und gleich in die Herstellung des ersten erfolgreichen deutschsprachigen Buchs hineingerät: Sebastian Brants "Narrenschiff". Und in Basel lernt er einen geheimnisvollen Venezianer kennen, der sich Simon nennt und den jungen Thomas auf ihren gemeinsamen Wegen zur jeweils nächsten Stadt die alten Sprachen lehrt. Als Gegenleistung sorgt Thomas für ihrer beider Verpflegung. So durchstreifen die beiden mehrere Jahre das frühneuzeitliche Süddeutschland, sehen das elsässische Schlettstadt, das reiche Mainz, Heidelberg, Augsburg und Nürnberg. In den Druckereien der großen Städte erlernt Thomas sein Handwerk, während sich Simon als Gelehrter mit besten Kontakten zu den humanistischen Kreisen entpuppt. Gleichsam im Strom der Erzählung vermittelt Wiebke von Thadden ein Zeitporträt, das die Lebensbedingungen von Ober- und Unterschichten, die glanzvollsten Köpfe der damaligen Wissenschaft und die geistigen Debatten im Vorfeld der Reformation präsentiert. Nicht weniger als unsere Zeit mit ihrem Wechsel zur Computertechnologie war das ausgehende fünfzehnte Jahrhundert eine Epochenschwelle, und der Motor des Fortschritts war damals der Buchdruck. Und so erfahren wir dank Thomas' Ausbildung alles Wesentliche über die Anfänge der "schwarzen Kunst" des Druckens.

Trotz dieser Inhaltsfülle läßt sich die Autorin die nötige Zeit zum Erzählen und etabliert behutsam ihre Hauptpersonen. Erst ganz am Ende wird der Roman etwas atemlos. Da erscheinen binnen zwei Seiten zunächst Martin Luther und dann Doktor Faust. Da muß Thomas in drei Kapiteln Oberitalien durchreisen und die Pest erleben. Da dringen plötzlich etwas aufdringlich moralische Töne in die Melodie des Romans. Und etwas zu glatt klären sich Biographie und Bestimmung des geheimnisvollen Simon, dessen Herkunft uns so lange Anlaß zum ungeduldigen Raten geboten hatte. Dennoch ist unter der Feder von Wiebke von Thadden eine Art jugendliche Variante von Noam Gordons Erfolgsbuch "Medicus" entstanden, die nicht minder fesselnd, aber zugleich lehrreicher ist. Abgerundet wird die spielerische Wissensvermittlung im Lauf der Erzählung durch ein ausführliches Glossar, das die historischen Gestalten erläutert und auch das Vorbild für die Figur des Thomas angibt: den Schweizer Schriftsteller und Drucker Thomas Platter. Eine kleine Zeittafel zur Geschichte der Buchherstellung zwischen 1300 und 1543 ergänzt den Roman.

Nur eine Facette hätte man sich noch hervorgehoben gewünscht, weil sie ohnehin in der Erzählung eine prominente Rolle spielt. Die Rhetorik-Lehrbücher des römischen Quintilian, die Simon mit sich führt, haben eine der interessantesten Geschichten, die ein Buch überhaupt haben kann, und sie waren zudem eines der wichtigsten Bücher in dieser Zeit. Warum sich Wiebke von Thadden diesen regelrechten Krimi von der Auffindung der antiken Handschrift, ihrer Entführung nach Rom und der Verbreitung des Textes entgehen ließ, bleibt unbegreiflich, wo sie sonst so herrliche Beispiele für die abenteuerliche Geschichte des Buchdrucks aufgespürt hat.

"Thomas und die schwarze Kunst" ist eine Art Bildungsabenteuerbuch; zugleich eine Liebeserklärung nicht nur an Bücher allgemein, sondern auch eine an Leser von Büchern. ANDREAS PLATTHAUS Wiebke von Thadden: "Thomas und die schwarze Kunst". Ein Roman aus der Frühzeit des Buchdrucks. Carlsen Verlag, Hamburg 1996. 368 S., geb., 36,- DM. Ab 13 J.

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