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Namhafte Wissenschaftler aus Deutschland, Italien und Norwegen würdigen die vielfältigen Aspekte der Persönlichkeit und des Wirkens Theodor Mommsens und vermitteln ein facettenreiches Bild dieses großen Gelehrten und seiner Zeit. Der Band versammelt Vorträge, die anlässlich des 100. Todestages von Theodor Mommsen am 1. November 2003 in Berlin gehalten wurden.
Theodor Mommsen, der 1902 für seine "Römische Geschichte‍" den Literaturnobelpreis erhielt, gehört zweifellos zu den herausragendsten Figuren der deutschen Geschichtswissenschaft. Sein wissenschaftliches Werk ist ebenso beeindruckend
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Produktbeschreibung
Namhafte Wissenschaftler aus Deutschland, Italien und Norwegen würdigen die vielfältigen Aspekte der Persönlichkeit und des Wirkens Theodor Mommsens und vermitteln ein facettenreiches Bild dieses großen Gelehrten und seiner Zeit. Der Band versammelt Vorträge, die anlässlich des 100. Todestages von Theodor Mommsen am 1. November 2003 in Berlin gehalten wurden.
Theodor Mommsen, der 1902 für seine "Römische Geschichte‍" den Literaturnobelpreis erhielt, gehört zweifellos zu den herausragendsten Figuren der deutschen Geschichtswissenschaft. Sein wissenschaftliches Werk ist ebenso beeindruckend wie grundlegend und findet bis heute Anerkennung: Jede Beschäftigung mit der römischen Geschichte führt zu ihm. Doch nicht nur als Historiker und Wissenschaftsorganisator hat Mommsen Bedeutendes geleistet, als überzeugter Liberaler hat er auch energisch in die politischen Fragen seiner Zeit eingegriffen. Nicht ohne Konsequenzen: So bezahlte er seine Teilnahme an der Revolution von 1848 mit dem Verlust der Professur in Leipzig. Später hat sich Mommsen mit Bismarck auseinandergesetzt und im ‚Antisemitismusstreit‘ von 1879/80 gegen Treitschke Stellung bezogen.
Der vorliegende Band vereinigt Vorträge namhafter Wissenschaftler aus Deutschland, Italien und Norwegen, die aus Anlass des 100. Todestages von Theodor Mommsen am 1. November 2003 an der Freien Universität Berlin gehalten wurden. In ihren ebenso informativen wie anschaulichen Beiträgen würdigen die Autoren die vielfältigen Aspekte der Persönlichkeit und des Wirkens Theodor Mommsens – von seinen wissenschaftlichen Leistungen über sein politisches Engagement bis hin zu seinem Privatleben und dem Urteil der Nachwelt – und vermitteln so ein lebendiges, facettenreiches Bild dieses großen Gelehrten und seiner Zeit.
Autorenporträt
Alexander Demandt, Andreas Goltz, Heinrich Schlange-Schöningen, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2005

Das Murmeln, das die Jungforscher erschauern ließ
Die Handschrift kam ins Hotelzimmer, und der wissenschaftliche Gutsherr kannte alles und jeden genau: Eine Berliner Ausstellung über Theodor Mommsen
Theodor Mommsen, der vor politischer Leidenschaft glühende Erzähler der römischen Geschichte, lebt in der Historie der Geschichtswissenschaft fort vor allem als Begründer „interdisziplinärer, internationaler Großforschung” (Alexander Demandt), als Organisator und Mitarbeiter quellenkritischer „Langzeitunternehmen” wie dem römischen Inschriftencorpus der Preußischen Akademie der Wissenschaften, den Griechischen Kirchenvätern, einem Münzcorpus, sowie als Satzungsgeber für historische Forschungsinstitute wie dem Archäologischen Institut sowie der Preußischen Historischen Station in Rom, den ersten deutschen Auslandseinrichtungen der Geschichtswissenschaft.
So zeichnet es heute die Mommsenforschung, die sich dabei auf eine Äußerung des großen Wissenschaftlers zu seiner Tochter Adelheid stützen kann: „Ich habe Organisationstalent, das ist alles.” Doch man sollte sich hüten, die Mommsensche „Big Science” (Rüdiger vom Bruch) allzu nah ans heutige Projektewesen mit seinen Antragsfluten, Drittmitteleinwerbungen und dem sonstigen bürokratischen Aufwand heranzurücken - oder auch an das dornröschenhafte Weiterschleppen von Uraltvorhaben in den Akademien. Wie anders die Verhältnisse waren, zeigt eine hübsche Ausstellung über Mommsens Beziehungen zu den „Monumenta Germaniae Historica”, die jetzt in den Räumen der alten Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin Unter den Linden gezeigt wird.
Mommsen wurde 1874 „Sekretar” der philosophisch-historischen Klasse dieser Akademie und damit ihr fast unumschränkt herrschendes Oberhaupt - zugleich trat er ein in die neugeschaffene Zentraldirektion der „Monumenta Germaniae”, jener Großedition der mittelalterlichen deutschen Geschichtsquellen, die zuvor weitgehend auf Vereinsbasis mit unsicheren Mitteln und idiosynkratischen Vorsitzenden gearbeitet hatte. In der neuen Direktion, die von den Berliner, Wiener und Münchner Akademien beschickt wurde, machte Mommsen sich selbst verantwortlich für eine eigene Serie dieser Quellensammlung, die „Auctores Antiquissimi”, also für die Geschichtsschreiber der Übergangszeit vom Altertum zum Mittelalter zwischen dem vierten und sechsten Jahrhundert.
Mommsen agierte also nicht nur als Organisator, sondern eben auch als bester Arbeiter des von ihm mitgesteuerten Unternehmens. Mit wunderbarer Arbeitskraft produzierte er nicht nur selbst Band auf Band, sondern korrigierte und redigierte auch die Ausgaben der von ihm ausgesuchten Mitarbeiter. So entstanden in zwei Jahrzehnten 13 schwergewichtige Bände mit durchweg hochkomplexen Texten - soviel zum Begriff „Langzeitunternehmen”.
Als bis heute gültiges Glanzstück figuriert im Zentrum die Edition des „Liber Pontificalis”, der Papstviten bis zum Jahr 715, die eine fast beispiellos verwickelte Überlieferung haben. Hier konnte Mommsen sich immerhin auf eine vorgängige Edition des französischen Monsignore Louis Duchesne stützen, die er weidlich ausschlachtete. Mommsens Handexemplar von Duchesnes Ausgabe ist in der Berliner Ausstellung zu bestaunen, er hat es regelrecht zerfetzt beim Durcharbeiten und Bedecken mit handschriftlichen Noten. Wie kollationierte man vor der Zeit des Kopierers und des Mikrofilms? Durch minutiöse Abschriften, Auswertung früherer Drucke, durchs Ausleihen wertvollster Handschriften nach Hause oder, bei den langen und teuren Bibliotheksreisen, sogar ins Hotel - so Mommsen in Paris -, sowie durch Fernkollation.
Wie solche Fernkollation vor sich ging, zeigt das erregendste Ausstellungsstück: In bereits gesetzte Druckfahnen trug der um Rat gefragte Bibliothekar (hier der Bodleian Library in Oxford) die Befunde seiner Handschrift ein, erst in Bleistift, dann mit Tinte nachgemalt, und größere Anmerkungen heftete er mit Stecknadeln an die entsprechenden Stellen.
Die aufwendigen, bis heute bewundernswerten Register der Monumenta-Ausgaben entstanden zuweilen durch häusliche Kinderarbeit: Die Töchter Mommsens verdienten sich Taschengeld, indem sie die Manuskripte der Editionen in Streifen zerschnippelten, diese dann alphabetisch sortierten und am Ende auf Bögen so zusammenklebten, dass neue Druckvorlagen entstanden. Auch solche Schnipsel haben sich im Monumenta-Archiv erhalten, und wir dürfen diesen Niederschlag fleißiger bürgerlicher Kindernachmittage ergriffen bestaunen.
Big Science? Naja. Die Herren kannten sich bestens - brieflich und persönlich, und vor allem wusste Mommsen haargenau, was er wem zutrauen und zumuten konnte. Eher denkt man an eine straff geführte patriarchalische Gutsherrschaft, wenn man die Unterlagen dieser Zeit liest. Der wissenschaftliche Gutsherr kannte jedes Detail selber, nichts entging ihm. Mommsens tägliche Präsenz im Lesesaal der Königlichen Bibliothek ging ebenso als Sehenswürdigkeit in die Berlin-Feuilletons der Zeit ein wie der tägliche Gruß Kaiser Wilhelms I. aus dem Fenster seines Arbeitszimmers im Schloss. Und Mommsens lautes Murmeln beim Handschriftenvergleich, seine bösen Blicke aus den Kohleaugen an der Bibliothekstür ließen jüngere Forscher erschauern.
Wie persönlich die Verhältnisse waren, lässt die dramatischste Episode dieser Zeit erkennen: der Brand in Mommsens Privathaus in der Charlottenburger Marchstraße in der Nacht zum 12. Juli 1880. Dabei ging neben 40 000 Bänden auch eine mehr als tausend Jahre alte Handschrift des Jordanes aus der Heidelberger Bibliothek zugrunde - was zu einem peinlichen Briefwechsel und zur Anschaffung eines feuersicheren Stahlschranks führte, der allerdings auch in einer Privatwohnung, beim Monumenta-Präsidenten Georg Waitz, aufgestellt wurde. Die Brand-Episode hat Berühmtheit erlangt und behalten durch dichterische Äußerungen Nietzsches und Heiner Müllers.
So liefert diese Ausstellung aus den Archivbeständen der „Monumenta” einen anschaulichen Kommentar zu einem durchaus lesenswerten, die Dinge allerdings viel zu abstrakt behandelnden Tagungsband über „Theodor Mommsen. Wissenschaft und Politik im 19. Jahrhundert”, den Alexander Demandt, Andreas Goltz und Heinrich Schlange-Schöningen herausgegeben haben (Walter de Gruyter, Berlin, New York 2005, 351 Seiten, 58 Euro). In diesem Buch erfahren wir viel - wenn auch nicht durchweg Neues - über Mommsen als Liberalen, als Bismarck-Kritiker, als publizistischen Gegner Treitschkes im so genannten „Berliner Antisemitismus-Streit”, über Stil und Konzeption der „Römischen Geschichte” und eben auch über Mommsen als Forschungsorganisator. Das Phänomen Mommsen wird arbeitsteilig eingekreist, und auch er selbst erscheint als Heros arbeitsteiliger Wissenschaft. Kurios nur, dass auf seinen Herkules-Schultern doch eine ganze Epoche zu ruhen scheint. GUSTAV SEIBT
„Theodor Mommsen und die Monumenta Germaniae Historica ”. Bis zum 21. Dezember in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, Unter den Linden 8 im Eingangsbereich zur Staatsbibliothek.
Theodor Mommsen (1817-1903), hier im Jahre 1900
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"Insgesamt ist das vorgestellte Buch empfehlenswert, da es durchweg über gehaltvolle Beiträge verfügt, die zahlreiche Facetten der faszinierenden Persönlichkeit Mommsens hervortreten lassen und einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Mommsen-Forschung bieten." -- Matthias Willing in: H-Soz-u-Kult, 09.10.2006, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2006-4-025
"M.s wissenschaftliches Lebenswerk und sein politisches Vermächtnis halten uns bis heute in Atem."
Ulrich Lambrecht in: Gymnasium 4/2009

"Insgesamt ist das vorgestellte Buch empfehlenswert, da es durchweg über gehaltvolle Beiträge verfügt, die zahlreiche Facetten der faszinierenden Persönlichkeit Mommsens hervortreten lassen und einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Mommsen-Forschung bieten."
Matthias Willing in: H-Soz-u-Kult, 09.10.2006 http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2006-4-025